Aufbruch in eine
neue Zeit
Der Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit war
gekennzeichnet durch einen grundlegenden Wandel in nahezu allen
Kulturbereichen. Hierbei ist der Kulturbegriff in seinem allumfassenden
Sinn zu verstehen, der neben Kunst, Religion, Geisteswissenschaft etc.
auch die auf praktischen Nutzen abzielenden Kultursysteme wie
Wirtschaft, Naturwissenschaft und Technik ausdrücklich mit
einbezieht. Eine ebenfalls allumfassende Geistesbewegung
führte zu völlig neuen Ideen, Vorstellungen,
Auffassungen und letztlich zu einem neuen, modernen Weltbild, dessen
Grundideen man später mit den Begriffen Renaissance,
Aufklärung und Humanismus belegte.
Neben den "großen" Entdeckungen brachte diese Zeit aber auch Erkenntnisse und Erfindungen von höchst praktischem Wert hervor. Die kühnen Entwürfe des genialen Künstlers und begnadeten Ingenieurs Leonardo da Vinci blieben zwar oft visionär, deuteten aber bereits den Einzug moderner technischer Einrichtungen in die Alltagswelt an. Eine Vielzahl europäischer Autoren publizierten in rascher Folge Abhandlungen mit realem, praktischem Hintergrund.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit der Renaissance sowohl von der Bildung eines neuen Weltbildes als auch von einer Umgestaltung der Produktionsverhältnisse bzw. der betrieblichen Strukturen geprägt war. Natürliche Ressourcen jedweder Art sowie Mechanisierungspotenziale wurden in einem bisher kaum bekannten Maße zu Produktionszwecken in Anspruch genommen. Die intensive Nutzung der Wasserkraft (beispielsweise im Berg- und Hüttenwesen) war durchaus vergleichbar mit dem revolutionären Einfluss der Dampfmaschine, die etwa 250 Jahre später das Industriezeitalter einleitete. Besonders spektakuläre Beispiele für die Nutzung der Wasserkraft waren die vorwiegend im Bergbau eingesetzten, gewaltigen Kehrräder (Umkehrung der Drehrichtung).
Kehrrad, Agricola, G. (1556): De re metallica libri XII