Im Stolberger Raum spielte der Abbau von Bleierzen und die Verhüttung von Blei bereits in der Keltenzeit, also schon vor der Zeitenwende, eine bedeutende Rolle. Dieser Umstand wird u.a. im Torburg-Museum in Form einer Daueraustellung gewürdigt. Vom Bleierz über gegossene Bleibarren bis zu einer überraschenden Vielzahl von Fertigprodukten aus Blei reicht die Palette der Exponate. Ebenfalls wird das moderne und weitestgehend umweltverträgliche Bleiverhüttungsverfahren (QSL) in einem Film und in einer Dia-Präsentation abgehandelt.
Foto: R. Fuchs.
Bereits zu frühgeschichtlicher Zeit hatte man erkannt, dass eine auffallend kümmerliche Vegetationsform und insbesondere das Vorkommen von speziellen Pflanzenarten (Indikatorpflanzen) als wertvolle Anhaltspunkte bei der Erzprospektion dienen konnten. Allerdings wurde dieser Umstand damals nicht als Umweltfaktor eingeordnet, sondern eher als Vorteil empfunden.
Spätestens zu römischer Zeit war man sich auch bewusst, dass der beim Erzabbau anfallende Abraum einen stark hemmenden Einfluss auf das Pflanzenwachstum hatte. Einige Indizien lassen vermuten, dass dieser Abraum häufig beim Straßenbau verwendet und als frühgeschichtliches "Unkrautex" eingesetzt wurde.
Ödlandrelikte mit spärlicher bzw. lückenhafter
Vegetationsdecke im Bereich des Schlangenberges.
Fotos: R. Ethen
Blei ist nach heutigem Erkenntnisstand das erste Metall, das der Mensch bereits zwischen 7000 und 9000 v.Chr. aus Erzen ausgeschmolzen hat. Zunächst diente Blei der Herstellung von Schmuck, Münzen und Gegenständen des täglichen Bedarfs. Im antiken Rom entwickelte sich der Werkstoff Blei zu einem Massenprodukt und fand zur Herstellung von Wasserleitungsrohren Verwendung. Aus Blei getriebene Bleche wurden zur Auskleidung von Bädern und zum Beschlagen von Schiffswänden benutzt. Ebenfalls setzte man Blei zur Befestigung von Mauerankern ein.
Im Mittelalter fand Blei bei der Herstellung von Kirchenfenstern (Stege) sowie als Abdeckung von Gebäuden Verwendung. Nach der Erfindung des Schießpulvers um 1320 diente Blei sehr bald zur Herstellung von Munition.
Eine andere Entwicklung der frühen Neuzeit, nämlich die Buchdruckerkunst, sorgte mit der Verwendung von Bleilettern im 15. Jh. nicht nur für einen weiteren Absatzmarkt, sondern verlieh dem Blei eine fast kulturgeschichtliche Bedeutung. Gelegentlich wird behauptet, die Buchdruckerkunst habe mit ihren Bleilettern die Weltgeschichte stärker und nachhaltiger beeinflusst als alles Blei, das aus Gewehren und Kanonen verschossen wurde.
Mit der zu Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkt einsetzenden Elektrifizierung eröffneten sich dem uralten Metall Blei ganz neue Anwendungsgebiete. Bereits im 19. Jahrhundert hatte man herausgefunden, dass Blei sich auf Grund seiner elektro-chemischen Eigenschaften zum Bau von Akkumulatoren eignete, mit deren Hilfe man elektrische Energie speichern und bei Bedarf wieder abrufen konnte. Viele Betriebe und Institutionen wie beispielsweise Bahnhöfe oder Fernmeldeämter unterhielten große, mit Bleiakkumulatoren bestückte Batterieräume zur Sicherstellung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung. Derartige Einrichtungen sind auch heute noch zum Betrieb von Notbeleuchtungen und ähnlichem im Gebrauch. Für den Bergbau konnten explosionssichere elektrische Grubenlampen entwickelt werden.
Bleiakkumulator. Aus A. Wilke:
Die Elektrizität, ihre Erzeugung und
Anwendung. Verlag O. Spamer, Leipzig, 1898.
Ein weiteres, wichtiges und neues Einsatzgebiet war die Ummantelung von Elektrokabeln mit Blei. Während der korrosionsbeständige Bleimantel das Kabelinnere vor Feuchtigkeit schützte, sorgte eine zusätzliche Umwicklung des Kabels für mechanische Stabilität. Kabelkonstruktionen dieser Art konnten als Starkstrom- und Telefonkabel sowohl in der Erde als auch unter Wasser verlegt werden. Obwohl heute überwiegend kunststoffummantelte Kabel hergestellt werden, finden etwa 2% des erzeugten Bleis immer noch in der Kabelindustrie Verwendung.
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Automobiltechnik setzte sich der Bleiakkumulator, allgemein als Batterie bezeichnet, für Kraftfahrzeuge durch. Etwa 70% des heute erzeugten Bleis findet in Autobatterien Verwendung. Dieses Einsatzgebiet ist zugleich ein gutes Beispiel für ein effektives Recycling. Nicht nur das Blei selbst, sondern alle Bestandteile von Altbatterien, wie Schwefelsäure und Kunststoffgehäuse, werden mittlerweile zu 100% in den Materialkreislauf zurückgegeben.
Ein weiterer Anwendungsbereich, der sich erst im 20. Jahrhundert ergab, ist der Strahlenschutz. Auf Grund seiner physikalischen Eigenschaften eignet sich Blei sehr gut zur Abschirmung radioaktiver Strahlungen jedweder Art. Ob in der Röntgen- oder Kerntechnik, Blei ist als "Strahlenbremse" unverzichtbar und zwingende Voraussetzung zum Schutz von Gesundheit und Leben.