Alphabet der Heimatkunde

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Alphabet der
Heimatkunde

Die Glocken von Gression

Peter Bündgens (um 1920)

 

Weihnacht ist's - In aller Frühe
Steigt der Bauer aus dem Bette,
Um den weiten Weg zu machen
Nach dem Dorfe zu der Mette.

Betend grüßt er seinen Schöpfer,
Herzlich küßt er seine Lieben, -
Und schon ist er auf dem Wege
Zu dem trauten Kirchlein drüben.

Von dem alten Pächterhofe
Bis nach Mausbachs Dorfes-Mitte
Sind - von ihm oft ausgemessen -
Nahezu sechstausend Schritte.

Eis'ge Kälte, - Winterswehen
Herrschet auf den öden Fluren;
Durch das trock'ne Schneegestöber
Sind verweht des Weges Spuren.

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O, wie ist der Himmel dunkel!
Wie verfinstert sind die Sterne!
Nirgends ist der Weg zu sehen,
Und die Kirche dünkt so ferne.

Keuchend irrt er durch die Felder,
Längs des Erzbachs auf die Höhen;
Halb am Hügel, halb im Tale
Sinkt er ein und kann nicht stehen.

Plötzlich straucheln seine Füße, -
"Wäre doch die Nacht gelichtet!"
Denn er fällt und fühlt, hier liegen
Schwere Steine aufgeschichtet.

Und er bebt: "So, muß ich also
Auf den Fluren Weihnacht halten,
Fern der Kirche, fern den Meinen,
In der heiligen Nacht, der kalten!"

Schneebedeckt, trotz Pelz und Mantel,
Ruht er aus auf einem Steine,
Denn im Kopfe ist’s ihm schaurig,
Und ermüdet sind die Beine.

Träumend schweifen die Gedanken
Nach der Stadt, -nach Gressione,-
Die hier früher hat gestanden,
Aller Städte Stolz und Krone.

An sein Ohr ertönen plötzlich
Festtagsklänge - Glockenläuten,
Aus der Tiefe dringt das Klingen,
aus der Erde will’s ihm deuten.

Gloria in exelsis Deo!
Hört er aus dem Boden schallen,
Und ihm dünkt, als säh er Menschen
Fromm zum alten Dome wallen.

Großer Gott, die Weihnachtsstunde!
Himmel höre! Das ist Beiern!
Hier will man in dunkler Tiefe
Wahrlich Gottes Ankunft feiern!

Lauschend stutzt er, schreckt und bebet,
Und sein Herz pocht ängstlich schnelle!
Angewurzelt bleibt er stehen,
Festgebannt an Stein und Stelle.

Lange starrt er schreckversunken
Auf die schneebedeckten Steine,
Endlich bricht sich durch die Wolken
Mondenlicht mit mildem Scheine.

Gleich verstummt der Schall der Glocken,
Langsam, - wenig leichte Schläge,
Die so süß wie Engelstimmen
Sanft verhallen im Gehege.

Er springt auf und fühlt sich kräftig
Eilt zur frommen Friedensstätte,
Eben hat dort angefangen
Weihevoll die Christnachtsmette.

In der Kirche kniet er nieder
Fleht für sich und für die Seinen
Bei dem Opfer ist sein Herze, -
Die Gedanken bei den Steinen.

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Ludwig Richter


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In früheren Zeiten wurde an hohen kirchlichen Festtagen (Weihnachten, Ostern oder Pfingsten) nicht – wie sonst üblich – mit schwingenden Glocken geläutet. Stattdessen wurde eine andere Technik angewandt, die darin bestand, den Klöppel rhythmisch gegen die Wandung der ruhenden Glocke anzuschlagen. Bei diesem sogenannten „Beiern“ waren die Klöppel mittels Seilen kurz vor dem Glockenrand arretiert. Somit konnte der Klöckner durch Ziehen der Seile die Abfolge und die Anschlagstärke der Töne variieren. Noch in den 1950er Jahren war in unserer Gegend als lautmalerische Umschreibung des Beierns der Vers „Beier, beier, ding, ding,ding“ bekannt.

 

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