Der Vogelmensch ist eine im Bastinsweiher installierte
Edelstahlskulptur. Entworfen und ausgeführt wurde diese Arbeit von
dem in Stolberg geborenen und überregional bekannten Goldschmied
und Metallbildhauer Albert Sous, der seine Kindheit in Mausbach
verbrachte und während seiner ersten Berufsjahre in der Stolberger
Steinwegstraße von 1969 bis 1973 als freischaffender
Künstler tätig war, bevor er sein Atelier nach Würselen
verlegte.
Der Vogelmensch nimmt Bezug auf das Vogelsängerlied von
Hauptlehrer Ernst Grüber, welches sozusagen als Stolberger
„Nationalhymne“ gelten kann. Mit dem Vogelsänger
wiederum sind Bewohner des Vogelsangs gemeint, dem damals wohl
charakteristischsten und bekanntesten Straßenzug der Stolberger
Altstadt.
Die in der Skulptur dargestellte, dem Himmel zustrebende Gestalt
verweist fernerhin auf die in unmittelbarer Nähe gelegene
katholische Pfarrkirche St. Maria-Himmelfahrt und lässt durchaus
auch Assoziationen zum Posaunenengel auf dem Turm der evangelischen
Finkenbergkirche zu, die oberhalb der Altstadt auf einem Bergsporn
thront. Aus der Einbeziehung der Kirchen beider christlichen
Konfessionen in die Symbolik des Vogelmenschen ergibt sich, wenn man so
will, auch ein deutlicher ökumenischer Aspekt.
Fernerhin wurde Albert Sous durch den Kugelbrunnen in Aachen sowie
durch eine turmartige Edelstahlkonstruktion in der Innenstadt von
Aurich. Besagter Turm soll verschiedene Zivilisationsstufen darstellen.
Doch, wie so häufig bei moderner Kunst, erschließt sich der
Sinn des Werkes oder die Absicht des Künstlers nicht auf den
ersten Blick. Die Interpretation bleibt dem Betrachter überlassen.
Foto Birgit Engelen
Der Bronzebrunnen am Rande der Altstadt (Willy-Brandt- Platz) nimmt in
zahlreichen, unterschiedlichen Einzelelementen Bezug auf Stolberger
Geschichte und Besonderheiten. Der bekannte Aachener Künstler
Bonifatius Stirnberg hat in diesem Werk in eindrucksvoller Weise die
Vorstellungen des Initiators und Stifters Prof. Dr. R. Fuchs umgesetzt
und in seinem unverwechselbaren Stil ausgeführt. Zu den
dargestellten Besonderheiten gehören auch einige Motive, die man
nach heutigem Sprachgebrauch als Alleinstellungsmerkmale der Stadt
Stolberg bezeichnen kann.
Ein Stolberger Kupferschläger am wassergetriebenen Hammerwerk, das
wohlbekannte Erscheinungsbild eines Kupferhofes (Haus Grünenthal),
typische Messinggefäße, Zinkwannen, Druckknopf und
Galmeiveilchen, all dies sind Beispiele für lokalspezifische
Besonderheiten, die man nur im hiesigen Raum und nirgendwo sonst
bestaunen kann.
Nach einem Aufruf zur Namengebung in der Lokalpresse und aus den
eingegangenen Vorschlägen ergab sich im September 2009 der Begriff
Galminusbrunnen als Name für das neue, attraktive Kunstwerk am
Rande der Stolberger Altstadt. Der Begriff Galminus bezieht sich auf
eine Zwergengestalt, die ebenfalls Teil der formenreichen
Brunnenkomposition ist.
Foto R. Fuchs
Bewältigung der nationalsozialistischen
Judenpogrome (1933 bis 45) in Stolberg
Zahlreiche Mahnmale und schützenswerte Relikte aus der
Vergangenheit lassen deutlich erkennen, dass sich Stolberg und die
Mehrzahl der Bürger in der Nachkriegszeit mit den unsäglichen
Verbrechen an Juden während der Nazizeit ernsthaft
auseinandergesetzt haben
Stellvertretend f.v.a.m. werden nachfolgend drei völlig
unterschiedliche Beispiele angeführt, wobei das Swastika
(Hakenkreuz) Mahnmal auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes in
der Öffentlichkeit zu heftigen Kontroversen geführt hat.
Swastika Mahnmal auf dem Gelände
des Zinkhütter Hofes
Der Stolberger Kunstschmied Matthias Peters, gestorben am 7. Okt. 2007,
fertigte im Jahre 2001 am Zinkhütter Hof ein Mahnmal zur
Erinnerung an die Opfer der Nazidiktatur. Besagtes Mahnmal ist den
Opfern der Nazigewalt in der Zeit von 1933–1945 gewidmet. Das
Kunstwerk erregte, wie kaum ein anderes Mahnmal in Deutschland, die
Gemüter einzelner Bürger, insbesondere aber den Zorn des
Zentralrats der Juden. Das aus Bronze geschmiedete Objekt stellt ein
gewaltiges, dreidimensionales Hakenkreuz von 2x2x2 Metern dar, wobei
die einzelnen Bauteile in der Form von Stacheldraht ausgeführt
sind.
Mit dem Argument, „ein Hakenkreuz kann kein Mahnmal sein,“
protestierte Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland gegen die Einweihung dieses Denkmals. Der Standort für
dieses Denkmal war bewusst gewählt.
Auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes, heutiges
Industriemuseum Zinkhütter Hof, befand sich ein
Zwangsarbeiterlager im 2. Weltkrieg. Insgesamt waren in Stolberg ca.
2.500 Zwangsarbeiter in den verschiedensten Betrieben tätig. Viele
mussten dort für die deutsche Rüstungsindustrie unter
Menschen verachtenden Bedingungen arbeiten. Viele überlebten diese
Zeit nicht. Matthias Breuer, Initiator des Kunstwerks und ehemaliges
Stadtratsmitglied der SPD, verteidigte das Mahnmal gegen die Kritik des
Zentralrats während der Einweihung mit den Worten: „Die
Geschichte unserer Stadt von 1933 bis 1945 erfordert ein solches
Mahnmal, wie es hier steht: Ein Hakenkreuz aus Stacheldraht.“
Das Hakenkreuz ist nichts anderes als eine rechtsgerichtete Swastika,
ein Jahrtausende altes Symbol, dass in zahlreichen Kulturen der Welt,
z.B. im Buddhismus und im japanischen Hinduismus zu finden ist. Es ist
ein Glückszeichen und steht unter anderem für
Beständigkeit. Auch in Europa wurden und werden derartige Zeichen,
wie in Griechenland, Finnland und Lettland bis heute verwendet. Unter
den Nazis entwickelte sich dieses angeblich rein nordische, also
für die Nazionalsozialisten echte germanische Zeichen zum Symbol
des Schreckens. 1920 wurde die rechtsgerichtete Swastika zum
Erkennungszeichen der NSDAP. 1935 übernehmen sie dann das
abgewinkelte Kreuz in die offizielle Flagge des Deutschen Reiches. In
Deutschland ist das Tragen und die Verwendung des
„Hakenkreuzes“ grundsätzlich verboten. Es gibt
Ausnahmen. Hierzu gehört der gesamte Bereich der Kunst und Kultur
und die dokumentarische Auseinandersetzung mit der deutschen
Geschichte. Während der Einweihung des Mahnmals waren einige Sinti
und Roma, sowie die Tochter eines ehemaligen Zwangsarbeiters aus der
Ukraine zugegen.
Das Mahnmal im Focus der internationalen Presse:
Paul Spiegel, der sich Jahre zuvor auf eine Einladung zu einer
Ausstellung im Europäischen Kunsthof Stolberg hinsichtlich
deportierter Juden aus der Region nicht einmal mit einer Absage
gemeldet hatte, meinte …dass dieses Mahnmal am Standort
eines früheren Zwangsarbeiterlagers nur „Angst, Schrecken
und Empörung“ auslösen werde. Nirgendwo sonst in der
Welt werde in Form eines Hakenkreuzes an die NS-Opfer erinnert! Man
muss Herrn Spiegel zugestehen, dass er eine nicht
auszuschließende Möglichkeit aufgezeigt hatte. Aber gerade
dieses Symbol, eine Swastika, steht für eine Zeit der
Gewaltherrschaft in Europa. Das Hakenkreuz sagt den Menschen mehr als
jedes Wort. Auf dem Sockel des Mahnmals heißt es zudem:
„Den Opfern des Nazi-Terrors 1933-1945“. Hierzu zählen
neben den Juden auch verfolgte, verschleppte, getötete Stinti und
Roma, Priester, Kommunisten, Zwangsarbeiter,
Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Widerständler, Kriegstote und Opfer der
Euthanasie. Auf Grund der Diskussionen hatte seinerzeit der Kölner
Regierungspräsident Jürgen Roters seine Teilnahme an dem
Festakt abgesagt, In der überregionalen Presse gab es hierzu höchst unterschiedliche
Stellungnahmen.
Letztendlich gehört die Auseinandersetzung mit der Zeit des 2.
Weltkrieges zu einer wichtigen politischen und sozialen Aufgabe. Eine
derartige Plastik trägt zur politischen Bildung bei und erinnert
die Menschen daran, dass Gewaltherrschaften jeglicher Art nie wieder
einen Platz auf dieser Welt haben dürfen.
Quelle: Google Aufruf: „Denkmalplatz Swastika Mahnmal Stolberg“ (15.09.2019).
Jüdischer Friedhof, Donnerberg
Streng genommen ist der Jüdische Friedhof weder ein Kunstwerk im
üblichem Sinne noch eine Skulptur und der Friedhof ist erst recht
kein Brunnen. Dennoch sind jüdische Friedhöfe Zeugnisse einer
(Bestattungs) Kultur und somit unverzichtbarer Teil dieser
Zusammenfassung.
Es gibt, nicht nur in Stolberg, den guten, alten Brauch, bei Besuchen
eines jüdischen Friedhofs statt Blumen einen Stein bzw.
Kieselstein mitzunehmen und selbigen auf dem eigentlichen Gedenkstein
des Verstorbenen abzulegen. Diese uralte Tradition ist allerdings nur
mündlich und nicht schriftlich überliefert worden.
Bildquelle: „Planet Wissen“, Aufruf 05.10.2019.
Vor vielen tausend Jahren konnten die Israeliten, die in der Wüste
lebten, natürlich nicht glatt polierte Marmorplatten auf die
Gräber der Verstorbenen legen. Das wäre viel zu
aufwändig und mit den damals bekannten Techniken auch kaum
bezahlbar gewesen.
Man bestattete die Toten statt dessen unter einem kleinen Steinhaufen.
Dadurch markierten die Angehörigen die Stelle des Grabes, so dass
sie dieses wiederfinden konnten. Daneben gab es noch einen ganz
praktischen Grund für diese Art der Bestattung: Die Steine
verhinderten nämlich, dass die Leichen der Verstorben von wilden
Tieren ausgegraben und gefressen wurden.
Der jüdische Glaube präferiert auf den Friedhöfen auch
heute noch unbegrenzte Ruhezeiten, sofern staatliche Vorschriften einer
"Ewigen Ruhe" nicht entgegenstehen. Bei ausreichendem zeitlichen
Versatz der nachfolgenden Bestattungen ist man allerdings mit
Mehrfachbelegungen durchaus einverstanden.
Der jüdische Friedhof (Donnerberg, „Am
Turmblick“) geht auf das Jahr 1860 zurück. Stolberg
hatte schon zu
diesem Zeitpunkt eine seit über 200 Jahren gewachsene, kleine
jüdische Gemeinde. Dieser jüdische Friedhof „Trockener
Weiher“ ist eines der wenigen sichtbaren Zeichen des ehemals
jüdischen Lebens in Stolberg. Ältere Grabsteine dieses
Friedhofes haben sogar noch hebräische Grabinschriften. Einige
Grabsteine sind allerdings weitgehend zerstört bzw. zerfallen.
Beerdigt wurde hier u.a. Berthold Wolff, ein jüdischer
Textilhändler aus Stolberg (siehe auch weiter unten).
Quelle: Google Aufruf: „Denkmalplatz Jüdischer Friedhof in Stolberg“ (20.09.2019)
Gedenktafel im Berthold
Wolff Park
(Stolberg-Atsch)
Zwischen Atsch-Dreieck und dem Stolberger Hauptbahnhof liegt ein mit
Büschen und Bäumen bewachsenes Gelände, welches in
Stolberg als Berthold-Wolff-Park bekannt ist. Hier befand sich zur
Nazizeit ein Arbeitslager für Juden, Kriegsgefangene und
Zwangsarbeiter.
Der Park ist benannt nach Berthold Wolff, einem angesehenen
Geschäftsmann aus der Steinwegstraße. Dessen Besitz wurde
von den Nazis „arisiert“, d. h. zu einem Spottpreis an
nichtjüdische Deutsche abgaben. Berthold, seine Frau Eva und Sohn
Hans Philipp schafften es glücklicherweise, ihr Leben versteckt in
Belgien zu retten. Zur Erinnerung an diese schreckliche Zeit wurde eine
Gedenktafel in Form eines Grabsteines von dem Stolberger
Steinmetzmeister Günther Rotkopf gestaltet und dort angebracht.
Der heutige Park diente einige Jahre als erbärmliche Unterkunft
und Arbeitsstätte für Juden, bis sie 1942 in die
Vernichtungslager deportiert wurden. Danach mussten russische,
ukrainische und polnische Zwangsarbeiter ihren schweren Dienst in der
Chemischen Fabrik Rhenania (Sodaproduktion) und der
Düngemittelfabrik Schippan leisten.
Bis in die 1970er Jahre war das Terrain dann eine verfallene
Industriebrache mit zwei um 1800 errichteten Glühöfen, die
zur Weiterverarbeitung von Messingwaren dienten. Besagte
Glühöfen waren 1980 restauriert und in die Parkanlage
integriert worden. Nach dem erneuten Einsturz eines inneren Bogens im
Jahr 2015 ist auch dieser Schaden wieder behoben worden, so dass die
Glühofenanlage als bedeutendes Industriedenkmal, nicht nur
für die Kupferstadt Stolberg von lokaler Bedeutung, sondern
durchaus auch von überregionalem Interesse ist.
Quellen: Beitrag von Christian Altena im Lokalteil der Stolberger Nachrichten vom 7. Juni 2017.
Weiter oben war bereits vom jüdischen Friedhof am Donnerberg die
Rede. Dieser oberhalb der Burg und „Gehlens Kull“ in
reizvoller Umgebung gelegene Friedhof unweit der Altstadt hat nicht nur
Erinnerungswert. Die umliegende Gegend wird von den Stolberger Bürgern auch als
„Lokation“ zur Naherholung genutzt.
In diesem Zusammenhang ist auch der Kupfermeister-Friedhof unbedingt zu
erwähnen, denn der stimmungsvolle, malerische Friedhof kann
(eigentlich muss) als echtes Alleinstellungsmerkmal unserer Kupferstadt
betrachtet und wahrgenommen werden. Denn oberhalb der Altstadt liegt
auf Augenhöhe mit der Burg und unter altem Baumbestand unmittelbar
neben der Finkenbergkirche der stimmungsvolle, malerische Friedhof, wo
die Kupfermeisterfamilien ab 1695 ihre Verstorbenen bestatteten.
Beeindruckend sind insbesondere die aus Blaustein gehauenen und
wappengeschmückten Grabplatten, welche vermutlich aus dem
ehemaligen Steinbruch Rotsch stammen und in den meisten Fällen das
Allianzwappen der verstorbenen Kupfermeister-Ehepaare tragen. Nicht nur
die schiere Größe der Grabplatten, sondern auch deren
Gestaltung zeugen vom Selbstwertgefühl und der sozialen Stellung
der wohlhabenden Kupfermeister. In diesem Zusammenhang ist auch
bemerkenswert und vielsagend, dass die bürgerlichen Kupfermeister
das traditionell nur in Adelskreisen übliche Privileg für
sich in Anspruch nahmen, Familienwappen zu führen.
Die in den Wappenschilden der Kupfermeister dargestellten
Symbolelemente weisen vorwiegend biblische bzw. religiöse
Bezüge auf und man vermied sehr bewusst die Regeln der klassischen
Heraldik.
Beispielsweise verweisen drei fallende Blätter im Wappen der
Kupfermeisterfamilie Peltzer u.a. auf die göttliche
Dreifaltigkeit. Fernerhin beziehen sich die fallenden Blätter auf
den Psalm 103, dessen Sinngehalt sich auch in einem alten Kirchenlied
wiederfindet:
Er kennt das arm Gemächte,
und weiß, wir sind nur Staub.
Ein bald verwelkt
Geschlechte,
ein Blum und fallend Laub.
Fotos: Video-Produktion Karl Irle
Durch die alten Bäume schimmert
Des Herbstes Licht und flimmert
Auf Spruch- und Namenschilder,
Auf stolze Wappenbilder
In grauem Grabgestein.
(S. Schleicher)
Auf dem Gelände des ehemaligen Burgfriedhofes befindet sich als
Relikt früherer Zeiten ein aus Blaustein gehauenes Kreuz, welches
im Volksmund Pestkreuz genannt wird.
Da es einen heftigen Pestausbruch in Stolberg nie gegeben hat, steht zu
vermuten, dass man mit der Errichtung dieses Kreuzes bei einem
Pestausbruch in der hiesigen Gegend entweder um Verschonung von dieser
schrecklichen Krankheit bat oder seinen Dank für eben diese
Verschonung ausdrücken wollte.
Der
Vogelsänger
Unmittelbar
neben dem Nordflügel des sanierten alten Rathauses (Ecke
Rathausstraße / An der Krone) wurde eine mit mehreren Bänken
bestückte Ruhezone eingerichtet. Mittlerweile lädt auch grünes
Buschwerk zum Verweilen ein. Seit 1979 ist diese Ecke auch Standort
einer Skulptur, die als „Vogelsänger“ stadtbekannt wurde.
Geschaffen
wurde dieses Kunstwerk von Henning Seemann. Dieser 1934 in Wismar
geborene Bildhauer und Zeichner wurde insbesondere durch seine
Skulpturen und Brunnen im öffentlichen Raum bekannt. Von 1972 bis
1974 arbeitete er an der Fachhochschule in Aachen.
Der
Name der von Seemann geschaffenen Statue bezieht sich auf eine
Örtlichkeit, nämlich auf den Vogelsang, der sich in der
Stolberger Altstadt direkt unterhalb der Burg befindet. Als Bezeichnung
für die Bewohner des besagten Straßenzuges hat sich der Name
„Vogelsänger“ eingebürgert.
Ursprünglich
arbeiteten die Vogelsänger in frühneuzeitlichen
Kupferhöfen, die sich damals u.a. im Bereich der heutigen Burg-
und Vogelsang-Straße befanden. Insbesondere die Ofenknechte, die
darauf zu achten hatten, dass die Feuer in den Schmelzöfen
gleichmäßig brannten hatten Schwerstarbeit zu leisten und
waren überdies gesundheitsschädlichen Rauchgasen sowie
toxischen Metalldämpfen ausgesetzt.
Entwicklung im 19. Jahrhundert
Mit zunehmender Industrialisierung und dem damit verbundenen Bedarf an
zusätzlichen, auswärtigen Arbeitskräften führte im
19. Jahrhundert in Stolberg zu einem deutlichen Anstieg der
Bevölkerungszahl. Zeitgleich setzte auch eine andere Entwicklung
ein. Im Bereich von Steinweg, Rathausstraße etc. (heutiges
Stadtkerngebiet) entstanden ganze Straßenzüge in bester
Gründerzeitarchitektur. Wohlhabende, bürgerliche Familien
verließen in zunehmendem Maße den Altstadtbereich und
wandten sich der entstehenden Neustadt zu, die aus heutiger Sicht als
„historische Neustadt“ zu bezeichnen wäre.
Die
uralten, ehemals gewerblich genutzten Bauten waren als Wohnräume
wenig, bis überhaupt nicht, geeignet. Aus lauter Not wurde die
alte, verkommene Bausubstanz trotzdem von zugezogenen Arbeiterfamilien,
die in den zahlreichen Stolberger Industriebetrieben beschäftigt
waren, zu Wohnzwecken genutzt. Durch die weiter oben beschriebenen
„Altstadtflucht“ der wohlhabenden „Oberschicht“
ergab sich eine zunehmende Verelendung des Altstadtbereiches. Diese
Tendenz setzte sich bis weit nach dem zweiten Weltkrieg fort, bis man
in den 1980er Jahren eine weitgehend bestandserhaltende Sanierung der
Altstadt durchführte.
Foto: Christian Altena
Populär wurden die Begriffe Vogelsang und Vogelsänger durch
das sogenannte Vogelsängerlied, dessen Text und Melodie um 1900
von Hauptlehrer Ernst Grüber und dem Musiker Peter Bonaventura
unter teilweiser Verwendung älterer Quellen aufgezeichnet wurde.
Dieses Lied gilt auch heute noch als heimliche „Stolberger
Nationalhymne“
Unmittelbar vor dem Eingang des neuen Rathauses befindet sich eine
Plastik des Professors Wolfgang Binding, einem Künstler mit
internationalem Renommee. Beispielsweise schuf er eine
Ziegen-Großplastik, die von dem Solomon R. Guggenheim Museum in
New York City gekauft wurde.
Laut der am gleichen Standort von der Stadt angebrachten
Informationstafel stellt Binding Mensch und Tier immer in vollkommen
natürlichen und zugleich in ganz eigener Haltung dar, aber niemals
in gestellter Pose.
Der lokale Bezug dürfte darin bestehen, dass in Stolberg schon
seit Jahrhunderten die hier lebenden Menschen hart gearbeitet haben.
Das Gleiche galt in früherer Zeit auch für Pferde, die
für die Kupfermeister täglich unterwegs waren.
Foto: Christian Altena
Aus einem
Blausteinblock gehauenes Ziegeldach,
der sogenannte
„Meditationsstein“
Die aus Stuttgart stammte Susanne Gerhards war nach dem Studium in Wien
seit 1968 in Stolberg und in der umliegenden Region zusammen ihrem
Ehemann, dem Stolberger Wilhelm Gerhards, künstlerisch tätig.
Kurze Zusammenstellung des künstlerischen Werdeganges von Wilhelm Gerhards:
1948-1959 handwerkliche Ausbildung zum Kunst und Silberschmied bei Werkkunst F.-J. Peters.
1959-1963 Studium der Bildhauerei an der Werkkunstschule Aachen (Klasse von Josef Zeller);
parallel dazu tätig als Kunst- und Silberschmied im Atelier von Albert Sous in Stolberg.
1963-1968 Studium der Bildhauerei an der Akademie für bildende
Künste in Wien Meisterschüler von Prof. Fritz Wotruba
Meisterschüler von Prof. Joannis Avramides.
Ab 1968 wieder zurück in Deutschland - Simmerath / Eicherscheid
tätig als freiberuflicher Bildhauer, Metallplastiker und
Kunsterzieher.
Als Hommage an das zwischenzeitlich verstorbene Ehepaar entstand 2009
in der Nähe des Offermann-Platzes das aus Blaustein gehauene
Ziegeldach, der sogenannte „Meditationsstein“.
Wilhelm Gerhards 1934 - 2001
An diesem Projekt waren Norbert Gerhards (Neffe des
Künstlerehepaares) und dessen Frau Edith maßgeblich
beteiligt. Als weitere Protagonisten bei der Verwirklichung des
„Meditationssteines“ sind zu nennen Helmut Gerhards
(Verwalter des künstlerischen Nachlasses) sowie, last but not
least, die Stolberger Graphik-Designerin Birgit Engelen.
(siehe hierzu auch Stolberger Nachrichten, Ausgabe 17. Mai 2009)
Der Bezug zu Stolberg ist unverkennbar, denn der Blaustein kann als
landschaftstypisches Baumaterial der hiesigen Region gelten.
Charakteristische Beispiele sind die Verwendung derartiger Natursteine
an der Burg Stolberg sowie die augenfällige Dominanz des
Blausteins in der ursprünglichen Bebauung der alten Ortskerne in
Stolberg und Umgebung. Geradezu modellhaft ist der Gebrauch des
Blausteins im Straßenzug Alt-Breinig und in der Büsbacher
Hostetstraße ausgebildet.
Foto: Christian Altena
Am oberen Ende der Steinwegstraße befindet sich ein
Phantasie-Gefährt, welches in Stolberg unter dem Namen
„Königswagen“ bekannt ist. Dieses Gebilde stellt eine
Collage dar, die unter Verwendung von Maschinenteilen aus der Arnolds
Mühle gestaltet wurde.
Foto: Christian Altena
An einer Seite des Gefährtes befinden sich, montiert auf einer
Achse mit Räderpaar, zwei senkrecht nach oben weisende
Förderschnecken. Letztere fanden Verwendung zum Transport von
körnigem Material, wie beispielsweise Getreide, Spreu oder
ähnlichem.
Im unteren Teil des Wagens befindet sich das Segment einer
Sack-Rutsche. Mit Mahlgut befüllte Säcke konnte man mit
dieser Einrichtung nötigenfalls über mehrere Stockwerke
schonend hinunter rutschen lassen, ohne auch nur das geringste Risiko
einer Beschädigung einzugehen.
Die Arnolds Mühle wurde 1872 von der Familie Arnold als
Großmühle errichtetet und der Hauptbau wird heute zu
Wohnzwecken genutzt. Der Mühlenbetrieb wurde 1984 eingestellt. Die
Mühlentradition reicht an diesem Standort bis ins 15. Jahrhundert
zurück. Ursprünglich stand hier nämlich die Zwangs- und
Bannmühle der Unterherrschaft Stolberg.
Die Collage der einzelnen Maschinenteile wurde von dem Bildhauer Lo van
der Linden (1937-2017) aus der Niederländischen Provinz Limburg
gestaltet.
Bohrwerk in der Stolberger Altstadt
Nachdem im Jahr 1986 die Sanierung und Umgestaltung der Altstadt
abgeschlossen war, wurde an der Ecke Klatter- und
Mühlenstraße eine Ständerbohrmaschine aufgestellt, die
dem technischen Standard der späten 1950er Jahre entspricht.
Dieses Exponat ist weniger als Kunstwerk zu betrachten, sondern als
Zeuge der vom „Wirtschaftswunder“ geprägten
Nachkriegszeit.
Nachfolgend sind noch einige Anmerkungen zur technischen Funktion
dieser Apparatur kurz zusammengestellt: Unmittelbar oberhalb des
Maschinenfußes sind Riemenscheiben mit jeweils drei verschiedenen
Durchmessern angeordnet, die auf einer gemeinsamen Drehachse fest
montiert sind. Somit werden drei unterschiedliche Drehzahlen der
Bohrspindel ermöglicht, die entsprechend der technischen
Anforderungen des Bohrvorganges angepasst werden können (bei
zunehmendem Durchmesser des zu bohrenden Loches, abnehmende Drehzahl).
Die Mechanik oberhalb des Bohrtisches diente einer automatischen
Vorschubregelung d.h. der unterschiedlichen vertikalen Geschwindigkeit,
mit welcher der Bohrer in das zu bearbeitende Material vordringt. Diese
vertikale Geschwindigkeit war wiederum abhängig vom Durchmesser
des zu bohrenden Loches, aber auch von den Materialeigenschaften des
jeweiligen Werkstückes.
Foto: Christian Altena
Ergänzend und abschließend bleibt noch zu erwähnen,
dass sich mit der mechanisierten Vorschubregelung eine Entwicklung
andeutete, welche für die sogenannte „Zweite Industrielle
Revolution“ und den Automatisierungs- Rationalisierungserfolgen
der 1950er sowie 1960er Jahre kennzeichnend gewesen sind.
Fernerhin ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass
Metallverarbeitung und Metallbearbeitung gerade in unserer Kupferstadt
Stolberg über Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag von tragender
sowie von prägender und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung war
und auch heute immer noch ist.
Sayett-Garten in Unterstolberg
Ein Beispiel aus jüngerer Zeit für kreatives Design in
Verbindung mit lokaler Tradition wird an nachfolgendem Beispiel
vorgestellt: Die sogenannte Talachse (Hauptdurchgangsstraße) von
Stolberg ist weitestgehend identisch mit der historischen Neustadt, in
welcher charakteristische Architekturbeispiele aus der Zeit um 1900
(Historismus, Jugendstil, Art de´co) häufig zu finden sind.
Im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes zur Aufwertung der Stolberger
Innenstadt entwickelte das Planungsbüro Club 94 u.a. einen
Gestaltungsvorschlag für den Bereich Frankentalwiese. Hierbei
handelt es sich um eine unbebaute Fläche an der Salmstraße
gegenüber und etwas unterhalb des Bastinsweihers. Letzterer war
ursprünglich eine Teichanlage der ehemaligen Ellermühle.
Nachdem gegen Ende des 18. Jahrhunderts der in Stolberg bestens
bekannte Paul Offermann (Offermannplatz in Oberstolberg) westlich der
Ellermühle eine Tuchfabrik errichtet hatte, gründeten die
Belgischen Fabrikanten Grand-Ray und Poswick an gleicher Stelle eine
Baumwollweberei mit später 65 Webstühlen und 230
Beschäftigten. Zur technischen Ausrüstung gehörten u.a.
Maschinen zum Spinnen und Zwirnen. Auf letzteren wurde in großem
Stil auch Sayett, eine aus dem Französischem stammende Bezeichnung
für Strickgarn; hergestellt. Als Handelsname war vielfach auch die
Bezeichnung „yarn for knitting“ üblich.
Direktor der Sayett-Spinnerei war Adolf Bastin der namengebend für
die alte Teichanlage wurde, obschon die ursprüngliche Bezeichnung
Ellermühlenweiher aus historischer Sicht ohne jeden Zweifel
vorzuziehen wäre.
Vor diesem Hintergrund entwickelte das Planungsbüro Club 94 ein
Konzept, auf der besagten Frankentalwiese einen Sayett-Garten
einzurichten. Dazu sollten unter anderem 20 Zentimeter breite
weiße Pflasterbänder, die den Rasen durchziehen, an das
damals dort gesponnene Sayett-Garn erinnern.
Foto: Christian Altena
Der Stolberger Künstler und Schmied Matthias Peters setze sich,
neben vielem anderem, auch mit der Thematik der sogenannten
Ständebäume künstlerisch auseinander. Ursprünglich
waren dies vorwiegend aus Holz gefertigte Masten mit anhängenden
geschnitzten Motiven der ortsansässigen Zünfte (Stände).
In späterer Zeit wurden diese Ständebäume auch vielfach
aus Metall hergestellt. Noch heute sind derartige Ständebäume
in vorwiegend ländlichen Regionen und kleineren Gemeinden zu
finden. Oftmals stehen sie gut sichtbar auf größeren
Plätzen in der Dorfmitte. In den heutigen Städten sind
Ständebäume mittlerweile gänzlich verschwunden.
In Erinnerung an alte Traditionen schuf Peters 2005 einen neuen
Ständebaum (natürlich aus Metall), der im Stadtteil
Mühle aufgestellt wurde. Zu diesem Zweck wählte er die
Grundstruktur eines richtigen Baumes. An den Ästen und
Verzweigungen hängen die verschiedensten Symbole und Accessoires,
die an unterschiedlichste Berufe erinnern. Ungezählte
Metallplaketten sind rund um den Stamm angebracht. Hier sind die Namen
von zahlreichen Stolberger Firmen zu finden.
In Büsbach steht in der Nähe des Marktplatzes seit 1994 eine
Metallskulptur, die auf Veranlassung des Büsbacher
Karnevalsvereins aufgestellt wurde. Dieses Kunstobjekt ist in Stolberg
weit bekannt, hat aber einen nicht ganz stubenreinen Hintergrund.
Dargestellt ist ein etwas fettleibigen Mann, der gerade seinen
Hosenträger anhebt. Dieser Herrn, so wird erzählt, habe sehr
dringend etwas los werden müssen. Sein Darm war voll und
drückte. Anscheinend fühlte sich dieser Zeitgenosse
unbeobachtet. So bemächtigte er sich in seiner Not einfach einer
„Bar“, zog kurzerhand die Hosenträger von den
Schultern und ließ seine Hose runter. Dann setzte er sich auf
eine der „Baren“, die ganz in der Nähe in den
Gärten zum Austrocknen standen. Mit einem Gesichtsausdruck
großer Erleichterung verrichtete er seine Notdurft. Der
Übeltäter wurde jedoch bei seiner Tat beobachtet und zudem
als Büsbacher Mitbürger erkannt. Diese Geschichte machte die
Runde durch ganz Stolberg. Seither werden die Büsbacher immer mit
einem Zwinkern in den Augen «die Bareschesser» genannt.
Dies ist ein Ausdruck, mit welchem die Bewohner Büsbachs von den
anderen Stolberger Bürgern benannt werden. Dieser aus dem
Stolberger Dialekt stammende Begriff soll nachfolgend kurz erklärt
werden: Der erste Teil des Wortes „Bar“ steht für ein
Tongefäß oder für einen Krug. Der zweite Teil des
Wortes steht für „Schesser“ also für jemanden,
der soeben dabei ist, seine „große“ menschliche
Notdurft zu verrichten, er ist also ein sogenannter
„Scheisser“.
Foto: Birgit Engelen
Insbesondere für jüngere Leute scheinen zum Verständnis
dieser Geschichte einige Anmerkungen erforderlich zu sein: Über
Jahrhunderte benutzte man aus Ton gebrannten Töpfe (sogenannte
Baren) zur Aufbewahrung und Konservierung von Lebensmitteln wie
Schnippelbohnen, Sauerkraut etc. Heute werden derartige
Behältnisse mehr und mehr überflüssig und dienen
lediglich noch als nostalgische Dekorationsobjekte. In früheren
Zeiten wurden die leeren und frisch gesäuberten
„Baren“ zum Austrocknen nach draußen vor das Haus
gestellt, um die Töpfe anschließend erneut mit Erträgen
der letzten Ernte zu befüllen.
Der aus der Lokalterminologie stammende Begriff
»Bareschesser» erklärt sich wie folgt: Der erste Teil
des Wortes „Bar“ (Singular von Baren, siehe oben) steht
für ein Tongefäß oder für einen Krug. Der zweite
Teil des Wortes „Schesser“ steht für jemanden, der
soeben dabei ist, seine „große“ menschliche Notdurft
zu verrichten, er ist also ein sogenannter „Scheisser“ bzw.
im hier vorliegenden Fall eben ein „Bareschesser“.
Quelle: Informationen aus „www.denkmalplatz.de/bareschesser-in-stolberg/“
Aufruf: 26.09.2019
Weitere Angaben zum Denkmal:
Auf Veranlassung des Büsbacher Karnevalsvereins wurde das
Bareschesser Denkmal von dem Stolberger Künstler Lothar Scheffler
entworfen und gefertigt.
Scheffler absolvierte zunächst eine Lehre zum Metallschmied.
Danach folgte ein Studium der Bildhauerei an der FH Aachen bei Wolfgang Bier und Benno Werth.
Scheffler wurde durch eine Vielzahl von Ausstellungen in der Euregio Aachen bekannt.
Von 1996-2012 stellte er seine Werke regelmäßig im
Europäischen Kunsthof in Vicht und bis 2017 in der
Hostetstaße aus.
Kunstwerke von Lothar Scheffler befinden sich in zahlreichen Sammlungen.
Der Metallkünstler arbeitet in seinem Atelier in Aachen.
Frauenskulptur „Frauen für Frauen“
Die Frauenskulptur „Frauen für Frauen“
Stolberg-Mühle, Ecke Europa Straße / Eschweiler Straße
wurde 2010 von Kindern und Jugendlichen der „Kunstwerkstatt
mobil“ erstellt. Diese Institution stand unter der Leitung von
Sebastian Schmidt, geb. 1966, Vater von 4 Kindern, Künstler,
Kunsttherapeut, Psychotherapeut und Erzieher mit Schwerpunkt
Freizeitpädagogik. Projektidee: Menschen, insbesondere Kindern und
Jugendlichen den Wunsch zu erfüllen, ihre Welt mit gestalten zu
können und Zeichen zu setzen.
Foto: K.H. Oedekoven
Das aus rotem Main-Sandstein gearbeitete Standbild befindet sich
unmittelbar neben der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt im
Stadtteil Stolberg-Mühle. Auf Grund des Standortes wird die
Skulptur auch liebevoll „Die Schöne Mühlenerin“
genannt. Der Sockel des Denkmals verleitet Passanten, bei
entsprechendem Wetter für einige Minuten neben der
„Ruhenden“ zu verweilen.
Jutta-Maria Eckenweiler aus Aachen, die auch zeitweise in Stolberg ansässig war, gestaltete dieses Kunstwerk im Jahr 1984.
Foto: Karl-Heinz Oedekoven