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Zinkschmelzer  Skulptur  Münsterbusch

Glasmalerei in der
Herz-Jesu-Kirche Münsterbusch

Der Gute Samaritaner

Vogelsänger Tanzbrunnen

Vogelmensch

Galminusbrunnen

Bewältigung der 
Judenpogrome

Mahnmal auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes

Jüdischer Friedhof

Gedenktafel im Berthold Wolff Park

Kupfermeister-Friedhof

Pestkreuz

Vogelsänger

Die Eselsreiterin

Aus einem Blausteinblock gehauenes Ziegeldach

Königswagen

Bohrwerk in der Stolberger Altstadt

Sayett-Garten

Ständebaum

Denkmal in Büsbach

Frauen für Frauen

Die Ruhende Frau

 

  

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Alphabet der
Heimatkunde

Kunstwerke, Brun-
nen und Skulpturen in Stolberg

Friedrich Holtz
 

 

Zahlreiche Kunstwerke (wie Brunnen, Skulpturen etc.) aus Stolberg und aus den Stolberger Stadtteilen sind von wirklich hervorragender künstlerischen Qualität und wurden von überregional bekannten und international angesehenen Künstlern gestaltet. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, werden nachfolgend einige dieser Kunstwerke beschrieben und versucht, deren Sinn und Bedeutung zu interpretieren. 

Zinkschmelzer Skulptur 

Im Ortsteils Münsterbusch befindet sich an zentraler Stelle (vor dem Jugendheim) die Skulptur eines Zinkschmelzers, auch Füürpitt (Feuerpeter) genannt. Hierbei handelt es sich um einen Mitarbeiter der früheren Zinkhütte, der mit einer schwungvollen, eleganten Drehbewegung des Körpers die schräg angeordneten Muffen eines Zinkreduktionsofens füllt. Besagter Zinkschmelzer war extremer Hitze ausgesetzt und seine Arbeit war zudem körperlich äußerst anstrengend.

Mit der Skulptur eines Zinkschmelzers ist es dem Bildhauer Prof. Karl Henning Seemann 1988-89 eindrucksvoll gelungen, den Bewegungsablauf eines Arbeiters in künstlerisch überhöhter Weise mit geradezu tänzerisch-schwungvoller Dynamik darzustellen. Allerdings hat diese Tätigkeit in der Realität kaum etwas mit tänzerischer Eleganz zu tun, sondern eher mit Maloche und Schinderei.

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Foto: Birgit Engelen

Von den Bewohnern des Ortsteils wird die besagte Statue mittlerweile als identifikationsstiftendes Element allgemein anerkannt. Wie so oft, können zwischen hehrer Kunst und schnöder Technik einerseits und zwischen künstlerischem Anspruch und realer Wirklichkeit andererseits ganze Welten liegen. 

 

Glasmalerei in der
Herz-Jesu-Kirche Münsterbusch

Die zur „Modernen“ gehörenden Buntglasfenster der Herz-Jesu-Kirche Münsterbusch schuf der Alsdorfer Glasmaler Prof. Ludwig Schaffrath. Die abstrakt gehaltenen Fenster symbolisieren zum Teil Leben und Hoffnung, Umkehr, die vier Elemente und den Mond. Der andere Teil der Fenster symbolisiert Rohstoffe, welche teilweise im Ortsteil Münsterbusch zu früherer Zeit abgebaut bzw. verarbeitet worden sind (bspw. Eisen, Kupfer, Zinkerz, Bergkristall und Silber). Ganz augenfällig ist die Ähnlichkeit zwischen der künstlerisch überhöhten Darstellung einer Zinkblende einerseits und andererseits dem tatsächlichen strukturellen Aufbau sowie dem realen Erscheinungsbild dieses  Erztypes. Besagte Zinkblende wurde bis 1919 in der Erzgrube Grube Diepenlinchen (Mausbach) gefördert und fand in den beiden Münsterbuscher Metallhütten zur Herstellung von Zink und Blei Verwendung. 

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Zinkblende, links: künstlerisch verfremdet, Foto: H. Pötters.
Rechts: Original aus der Erzgrube Diepenlinchen (Mausbach),
Belegstück: Sammlung F. Holtz.

    

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Ludwig Schaffrath, Ende der 1980er Jahre, Bildquelle: Inge Bartholome / Archiv Familie Schaffrath

 

 

Der Gute Samaritaner
Im Foyer des Samaritanerheims (Seniorenheim) ist ein höchst bemerkenswertes, holzgeschnitztes Bildnis des Guten Samaritaners kaum zu übersehen. Obgleich dieses Kunstwerk sich in Privathand und auf privatem Grund befindet, ist es öffentlich zugänglich. Insofern sollte diese in den späten 1950er Jahren entstandene
Arbeit in der Auflistung von Stolberger Kunstschätzen nicht fehlen.

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Foto: Anke Holtz

Der Umstand, dass sich besagtes Werk schräg gegenüber der Hauskapelle befindet, verleiht dem „Guten Samaritaner“ allumfassende und angemessene Präsenz. Beherrschendes Motiv ist ein üppig belaubter Baum, in dessen Schatten ein geschundener, durstiger Mann gelagert wurde. Der gute Samaritaner ist gerade dabei, mit einer Schale Wasser die schlimmste Not zu lindern.

Die Geschichte vom barmherzigen Samaritaner zählt zu den bekanntesten Erzählungen des Neuen Testaments und ist im Evangelium des Lukas überliefert. Ein Mann auf dem Weg von Jerusalem hinab nach Jericho geriet unter die Räuber, die ihn ausplünderten und schwerverletzt liegen ließen. Ein Samaritaner fand den verletzten Mann, erbarmte sich, versorgte dessen Wunden und transportierte ihn auf seinem Reittier zur Herberge. Dort gab er am folgenden Morgen dem Wirt zwei Denare und beauftragte ihn mit der weiteren Pflege, verbunden mit der Zusage seiner baldigen Wiederkehr und der Erstattung weiterer Kosten. Mit anderen Worten: Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ist als Aufforderung zu verstehen, sich bereitwillig um gebrechliche, kranke und hilfsbedürftige Menschen zu kümmern.

Zur Geschichte des Heims
Die in Stolberg geborenen Brüder, der „Reverend John J. Pohlen O.M.I., Tekawitha Rual Station Sisseton South Dakota” und der Kaufmann Wilhelm Pohlen aus San Antonio Texas gründeten 1946, also unmittelbar nach Kriegsende, die Hilfsorganisation „The Good Samaritans of America Inc.” mit endgültigem Sitz in San Antonio Texas. Während Pater John Pohlen Präsident dieser Hilfsorganisation wurde, übernahm sein Bruder Wilhelm das Amt des Vizepräsidenten. Ursprünglich baute und betrieb diese Organisation ein Waisenhaus für nordamerikanische Bürger indianischer Abstammung.

Aus diesem Engagement ergaben sich erste Aktivitäten in Richtung Nachkriegsdeutschland, denn in der Amerikanischen Presse wurde allumfassend vom Elend der erbarmungswürdigen deutschen Kriegswaisen berichtet. Die Umstände in Deutschland veranlassten Pater John Pohlen, auch hier zu helfen. Diese Hilfe wurde bereitwillig geleistet, obschon (wie er an anderer Stelle selbst sagte) bei der Versorgung von 130 bedürftigen Eingeborenen indianischer Abstammung bereits mehr als genug Arbeit anfiel.
Siehe hierzu auch: Heinrich Willems, jr. (1998): Der Stolberger Samaritaner – Verein „Das Heim des Guten Samaritan e.V. Stolberg / Rhl.“ Vereinschronik von August 1950 – Dezember 1958, Seite 4.

Aus diesen eher zaghaften Anfängen ergab sich eine höchst erstaunliche Entwicklung, denn bereits im Jahre 1946 gründeten die Gebrüder John und Wilhelm Pohlen den deutschen „Samaritanerverein“ Diese Organisation fungierte als Finanzier, Erbauer und Träger des Stolberger Heimes. Dieser Verein löste sich nach Eröffnung des Hauses 1954 wieder auf. 1955 übernahm die Katholische Aachener Ordensgemeinschaft der Christenserinnen in die Trägerschaft. Die Christenserinnen, erfahren in Pflege, Betreuung und Versorgung bedürftiger Menschen kümmern sich seither um den Betrieb und um die Entwicklung von mittlerweile zwei Häusern (Stolberg und Venwegen).

Das Wirken der Gebrüder Pohlen war erkennbar beeinflusst von der Hilfsorganisation „The Good Samaritans of America“, die in den 1920er Jahren gegründet worden war.

Kunstgeschichtliche Aspekte
Trotz sorgfältiger Recherche gelang es bisher nicht, den Namen des Künstlers zu finden, der das Bildnis des Guten Samaritaners geschnitzt hat. Aber die in der Arbeit dargestellte hingebungsvolle Zuwendung des Guten Samaritaners, der sich spontan und uneigennützig um den Verletzten kümmerte, lässt eine ausgeprägte sozialkritische Haltung des uns namentlich nicht bekannten Meisters erkennen. Eine ähnliche sozialkritische Überzeugung findet sich beispielsweise auch bei Ernst Barlach (1870 – 1938). Barlach konzentrierte sich auf das einfache, auf das unverfälschte und archaische Bild des Menschen und brachte seine Auffassungen in zahlreichen figurativen Formen zum Ausdruck. Besonders deutlich wird die sozialkritische Überzeugung Barlachs in dem Zitat „Arme, erbarmungswürdige Kreaturen sind Symbolgestalten von materieller Gier und blinder Fortschrittsgläubigkeit“. Gerade in unserer heutigen Welt, mit der immer noch weiter zunehmenden Hektik, zwingen Figuren von Ernst Barlach, ganz ähnlich wie auch die Skulptur des Guten Samaritaners, zum Innehalten und zur meditativen Betrachtung.

Weitere Recherchen zum Thema ergaben fundierte Hinweise darauf, dass die spontane Hilfe des Guten Samaritaners noch sehr viel höher einzuschätzen ist, als man zunächst annehmen möchte. Dies geht aus Erklärungen hervor, die in der Publikation „Bibelentdeckungen“ zu finden sind. Hier wird ausführlich beschrieben, dass Juden und Samaritaner Todfeinde waren und jedem (jüdischen) Kind dies auch eingetrichtert worden war. Niemals hätte ein Samaritaner einem halbtoten Juden am Wegrand geholfen. Und niemals wäre ein Jude bereit gewesen, einen Samaritaner zu lieben. Überhaupt machten die Juden bei Ihren Reisen einen großen Bogen um das Land der von ihnen verachteten Samaritaner. Bemüht man moderne Sprachgepflogenheiten, so erinnern die beschrieben Verhaltensmuster stark an Rassendiskriminierung und Fremdenhass.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Bildnis des Guten Samaritaners in einem nochmal wieder völlig anderen Licht. Der von den Juden verachtete Samaritaner kümmert sich spontan um seinen in Not geratenen Todfeind, versorgte die Wunden des Juden und transportierte ihn auf seinem Reittier zur Herberge.
Die in dem Bildnis des Guten Samaritaners dargestellte Szene ist somit nicht nur ein Akt spontaner Hilfe, sondern vor allem auch Ausdruck von Edelmut und Toleranz auf allen Kulturgebieten, einschließlich des offenbar uralten Gedankens einer weltumspannenden Völkerverständigung.
 

 

Vogelsänger-Tanz-Brunnen
Brunnen und Skulptur wurden von dem Düsseldorfer Künstler Gert Kiessling als Bronzeobjekt geschaffen. Kurz nach Abschluss der Altstadtsanierung wurde der Brunnen 1986 au dem Alten Mark aufgestellt. Der Name bezieht sich auf die Ortsbezeichnung „Vogelsang“ bzw. auf den hier lebenden Bewohnern, den sogenannten „Vogelsängern“.

Der Brunnen erinnert an die schwer arbeitenden Menschen in den Kupferhöfen, insbesondere an Ofenknechte, die darauf zu achten hatten, dass die Feuer in den Schmelzöfen gleichmäßig brannten und der Messingguss gelang.
 
Die abgebildete Skulpturengruppe ist künstlerisch überhöht und vermittelt eine fast tänzerische Leichtigkeit. Mühsal und Qual der täglichen Arbeit in den Kupferhöfen werden kaum erkennbar. Lediglich das in der Mitte des Brunnens fließende Wasser verweist auf den dauernden und quälenden Durst der von großer Hitze und ungesunden Metalldämpfen geplagten Ofenknechte. Der den „Vogelsängern“ oftmals und gerne nachgesagte Durst hat mit Trinkfreudigkeit oder gar Trinkfestigkeit im heutigen Sinne rein gar nichts gemein.

 BildFoto Birgit Engelen
 
 

Der Vogelmensch
Der Vogelmensch ist eine im Bastinsweiher installierte Edelstahlskulptur. Entworfen und ausgeführt wurde diese Arbeit von dem in Stolberg geborenen und überregional bekannten Goldschmied und Metallbildhauer Albert Sous, der seine Kindheit in Mausbach verbrachte und während seiner ersten Berufsjahre in der Stolberger Steinwegstraße von 1969 bis 1973 als freischaffender Künstler tätig war, bevor er sein Atelier nach Würselen verlegte.
Der Vogelmensch nimmt Bezug auf das Vogelsängerlied von Hauptlehrer Ernst Grüber, welches sozusagen als Stolberger „Nationalhymne“ gelten kann. Mit dem Vogelsänger wiederum sind Bewohner des Vogelsangs gemeint, dem damals wohl charakteristischsten und bekanntesten Straßenzug der Stolberger Altstadt.

Die in der Skulptur dargestellte, dem Himmel zustrebende Gestalt verweist fernerhin auf die in unmittelbarer Nähe gelegene katholische Pfarrkirche St. Maria-Himmelfahrt und lässt durchaus auch Assoziationen zum Posaunenengel auf dem Turm der evangelischen Finkenbergkirche zu, die oberhalb der Altstadt auf einem Bergsporn thront. Aus der Einbeziehung der Kirchen beider christlichen Konfessionen in die Symbolik des Vogelmenschen ergibt sich, wenn man so will, auch ein deutlicher ökumenischer Aspekt.

Fernerhin wurde Albert Sous durch den Kugelbrunnen in Aachen sowie durch eine turmartige Edelstahlkonstruktion in der Innenstadt von Aurich. Besagter Turm soll verschiedene Zivilisationsstufen darstellen. Doch, wie so häufig bei moderner Kunst, erschließt sich der Sinn des Werkes oder die Absicht des Künstlers nicht auf den ersten Blick. Die Interpretation bleibt dem Betrachter überlassen.

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Foto Birgit Engelen

 

 

Galminusbrunnen

Der Bronzebrunnen am Rande der Altstadt (Willy-Brandt- Platz) nimmt in zahlreichen, unterschiedlichen Einzelelementen Bezug auf Stolberger Geschichte und Besonderheiten. Der bekannte Aachener Künstler Bonifatius Stirnberg hat in diesem Werk in eindrucksvoller Weise die Vorstellungen des Initiators und Stifters Prof. Dr. R. Fuchs umgesetzt und in seinem unverwechselbaren Stil ausgeführt. Zu den dargestellten Besonderheiten gehören auch einige Motive, die man nach heutigem Sprachgebrauch als Alleinstellungsmerkmale der Stadt Stolberg bezeichnen kann.


Ein Stolberger Kupferschläger am wassergetriebenen Hammerwerk, das wohlbekannte Erscheinungsbild eines Kupferhofes (Haus Grünenthal), typische Messinggefäße, Zinkwannen, Druckknopf und Galmeiveilchen, all dies sind Beispiele für lokalspezifische Besonderheiten, die man nur im hiesigen Raum und nirgendwo sonst bestaunen kann.


Nach einem Aufruf zur Namengebung in der Lokalpresse und aus den eingegangenen Vorschlägen ergab sich im September 2009 der Begriff Galminusbrunnen als Name für das neue, attraktive Kunstwerk am Rande der Stolberger Altstadt. Der Begriff Galminus bezieht sich auf eine Zwergengestalt, die ebenfalls Teil der formenreichen Brunnenkomposition ist.

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Foto R. Fuchs

 

 

Bewältigung der nationalsozialistischen
Judenpogrome (1933 bis 45) in Stolberg

Zahlreiche Mahnmale und schützenswerte Relikte aus der Vergangenheit lassen deutlich erkennen, dass sich Stolberg und die Mehrzahl der Bürger in der Nachkriegszeit mit den unsäglichen Verbrechen an Juden während der Nazizeit ernsthaft auseinandergesetzt haben

Stellvertretend f.v.a.m. werden nachfolgend drei völlig unterschiedliche Beispiele angeführt, wobei das Swastika (Hakenkreuz) Mahnmal auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes in der Öffentlichkeit zu heftigen Kontroversen geführt hat.

 
 

Swastika Mahnmal auf dem Gelände
des Zinkhütter Hofes
Der Stolberger Kunstschmied Matthias Peters, gestorben am 7. Okt. 2007, fertigte im Jahre 2001 am Zinkhütter Hof ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der Nazidiktatur. Besagtes Mahnmal ist den Opfern der Nazigewalt in der Zeit von 1933–1945 gewidmet. Das Kunstwerk erregte, wie kaum ein anderes Mahnmal in Deutschland, die Gemüter einzelner Bürger, insbesondere aber den Zorn des Zentralrats der Juden. Das aus Bronze geschmiedete Objekt stellt ein gewaltiges, dreidimensionales Hakenkreuz von 2x2x2 Metern dar, wobei die einzelnen Bauteile in der Form von Stacheldraht ausgeführt sind.

Mit dem Argument, „ein Hakenkreuz kann kein Mahnmal sein,“ protestierte Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland gegen die Einweihung dieses Denkmals. Der Standort für dieses Denkmal war bewusst gewählt.

Auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes, heutiges Industriemuseum Zinkhütter Hof, befand sich ein Zwangsarbeiterlager im 2. Weltkrieg. Insgesamt waren in Stolberg ca. 2.500 Zwangsarbeiter in den verschiedensten Betrieben tätig. Viele mussten dort für die deutsche Rüstungsindustrie unter Menschen verachtenden Bedingungen arbeiten. Viele überlebten diese Zeit nicht. Matthias Breuer, Initiator des Kunstwerks und ehemaliges Stadtratsmitglied der SPD, verteidigte das Mahnmal gegen die Kritik des Zentralrats während der Einweihung mit den Worten: „Die Geschichte unserer Stadt von 1933 bis 1945 erfordert ein solches Mahnmal, wie es hier steht: Ein Hakenkreuz aus Stacheldraht.“

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Das Hakenkreuz ist nichts anderes als eine rechtsgerichtete Swastika, ein Jahrtausende altes Symbol, dass in zahlreichen Kulturen der Welt, z.B. im Buddhismus und im japanischen Hinduismus zu finden ist. Es ist ein Glückszeichen und steht unter anderem für Beständigkeit. Auch in Europa wurden und werden derartige Zeichen, wie in Griechenland, Finnland und Lettland bis heute verwendet. Unter den Nazis entwickelte sich dieses angeblich rein nordische, also für die Nazionalsozialisten echte germanische Zeichen zum Symbol des Schreckens. 1920 wurde die rechtsgerichtete Swastika zum Erkennungszeichen der NSDAP. 1935 übernehmen sie dann das abgewinkelte Kreuz in die offizielle Flagge des Deutschen Reiches. In Deutschland ist das Tragen und die Verwendung des „Hakenkreuzes“ grundsätzlich verboten. Es gibt Ausnahmen. Hierzu gehört der gesamte Bereich der Kunst und Kultur und die dokumentarische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Während der Einweihung des Mahnmals waren einige Sinti und Roma, sowie die Tochter eines ehemaligen Zwangsarbeiters aus der Ukraine zugegen.

Das Mahnmal im Focus der internationalen Presse:
Paul Spiegel, der sich Jahre zuvor auf eine Einladung zu einer Ausstellung im Europäischen Kunsthof Stolberg hinsichtlich deportierter Juden aus der Region nicht einmal mit einer Absage gemeldet hatte, meinte  …dass dieses Mahnmal am Standort eines früheren Zwangsarbeiterlagers nur „Angst, Schrecken und Empörung“ auslösen werde. Nirgendwo sonst in der Welt werde in Form eines Hakenkreuzes an die NS-Opfer erinnert! Man muss Herrn Spiegel zugestehen, dass er eine nicht auszuschließende Möglichkeit aufgezeigt hatte. Aber gerade dieses Symbol, eine Swastika, steht für eine Zeit der Gewaltherrschaft in Europa. Das Hakenkreuz sagt den Menschen mehr als jedes Wort. Auf dem Sockel des Mahnmals heißt es zudem: „Den Opfern des Nazi-Terrors 1933-1945“. Hierzu zählen neben den Juden auch verfolgte, verschleppte, getötete Stinti und Roma, Priester, Kommunisten, Zwangsarbeiter, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Widerständler, Kriegstote und Opfer der Euthanasie. Auf Grund der Diskussionen hatte seinerzeit der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters seine Teilnahme an dem Festakt abgesagt, In der überregionalen Presse gab es hierzu höchst unterschiedliche
Stellungnahmen.

Letztendlich gehört die Auseinandersetzung mit der Zeit des 2. Weltkrieges zu einer wichtigen politischen und sozialen Aufgabe. Eine derartige Plastik trägt zur politischen Bildung bei und erinnert die Menschen daran, dass Gewaltherrschaften jeglicher Art nie wieder einen Platz auf dieser Welt haben dürfen.
Quelle: Google Aufruf: „Denkmalplatz Swastika Mahnmal Stolberg“  (15.09.2019).

  

 

Jüdischer Friedhof, Donnerberg
Streng genommen ist der Jüdische Friedhof weder ein Kunstwerk im üblichem Sinne noch eine Skulptur und der Friedhof ist erst recht kein Brunnen. Dennoch sind jüdische Friedhöfe Zeugnisse einer (Bestattungs) Kultur und somit unverzichtbarer Teil dieser Zusammenfassung.

Es gibt, nicht nur in Stolberg, den guten, alten Brauch, bei Besuchen eines jüdischen Friedhofs statt Blumen einen Stein bzw. Kieselstein mitzunehmen und selbigen auf dem eigentlichen Gedenkstein des Verstorbenen abzulegen. Diese uralte Tradition ist allerdings nur mündlich und nicht schriftlich überliefert worden.

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Bildquelle: „Planet Wissen“, Aufruf 05.10.2019.

Vor vielen tausend Jahren konnten die Israeliten, die in der Wüste lebten, natürlich nicht glatt polierte Marmorplatten auf die Gräber der Verstorbenen legen. Das wäre viel zu aufwändig und mit den damals bekannten Techniken auch kaum bezahlbar gewesen.

Man bestattete die Toten statt dessen unter einem kleinen Steinhaufen. Dadurch markierten die Angehörigen die Stelle des Grabes, so dass sie dieses wiederfinden konnten. Daneben gab es noch einen ganz praktischen Grund für diese Art der Bestattung: Die Steine verhinderten nämlich, dass die Leichen der Verstorben von wilden Tieren ausgegraben und gefressen wurden.

Der jüdische Glaube präferiert auf den Friedhöfen auch heute noch unbegrenzte Ruhezeiten, sofern staatliche Vorschriften einer "Ewigen Ruhe" nicht entgegenstehen. Bei ausreichendem zeitlichen Versatz der nachfolgenden Bestattungen ist man allerdings mit Mehrfachbelegungen durchaus einverstanden.

Der jüdische Friedhof (Donnerberg, „Am Turmblick“)  geht auf das Jahr 1860 zurück. Stolberg hatte schon zu diesem Zeitpunkt eine seit über 200 Jahren gewachsene, kleine jüdische Gemeinde. Dieser jüdische Friedhof „Trockener Weiher“ ist eines der wenigen sichtbaren Zeichen des ehemals jüdischen Lebens in Stolberg. Ältere Grabsteine dieses Friedhofes haben sogar noch hebräische Grabinschriften. Einige Grabsteine sind allerdings weitgehend zerstört bzw. zerfallen. Beerdigt wurde hier u.a. Berthold Wolff, ein jüdischer Textilhändler aus Stolberg (siehe auch weiter unten).
Quelle: Google Aufruf: „Denkmalplatz Jüdischer Friedhof in Stolberg“ (20.09.2019)

 

 

Gedenktafel im Berthold Wolff Park (Stolberg-Atsch)

Zwischen Atsch-Dreieck und dem Stolberger Hauptbahnhof liegt ein mit Büschen und Bäumen bewachsenes Gelände, welches in Stolberg als Berthold-Wolff-Park bekannt ist. Hier befand sich zur Nazizeit ein Arbeitslager für Juden, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Der Park ist benannt nach Berthold Wolff, einem angesehenen Geschäftsmann aus der Steinwegstraße. Dessen Besitz wurde von den Nazis „arisiert“, d. h. zu einem Spottpreis an nichtjüdische Deutsche abgaben. Berthold, seine Frau Eva und Sohn Hans Philipp schafften es glücklicherweise, ihr Leben versteckt in Belgien zu retten. Zur Erinnerung an diese schreckliche Zeit wurde eine Gedenktafel in Form eines Grabsteines von dem Stolberger Steinmetzmeister Günther Rotkopf gestaltet und dort angebracht.

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Der heutige Park diente einige Jahre als erbärmliche Unterkunft und Arbeitsstätte für Juden, bis sie 1942 in die Vernichtungslager deportiert wurden. Danach mussten russische, ukrainische und polnische Zwangsarbeiter ihren schweren Dienst in der Chemischen Fabrik Rhenania (Sodaproduktion) und der Düngemittelfabrik Schippan leisten.

Bis in die 1970er Jahre war das Terrain dann eine verfallene Industriebrache mit zwei um 1800 errichteten Glühöfen, die zur Weiterverarbeitung von Messingwaren dienten. Besagte Glühöfen waren 1980 restauriert und in die Parkanlage integriert worden. Nach dem erneuten Einsturz eines inneren Bogens im Jahr 2015 ist auch dieser Schaden wieder behoben worden, so dass die Glühofenanlage als bedeutendes Industriedenkmal, nicht nur für die Kupferstadt Stolberg von lokaler Bedeutung, sondern durchaus auch von überregionalem Interesse ist.
Quellen: Beitrag von Christian Altena im Lokalteil der Stolberger Nachrichten vom 7. Juni 2017.

  

  

Kupfermeister-Friedhof

Weiter oben war bereits vom jüdischen Friedhof am Donnerberg die Rede. Dieser oberhalb der Burg und „Gehlens Kull“ in reizvoller Umgebung gelegene Friedhof unweit der Altstadt hat nicht nur Erinnerungswert. Die umliegende Gegend wird von den Stolberger Bürgern auch als „Lokation“ zur Naherholung genutzt.

In diesem Zusammenhang ist auch der Kupfermeister-Friedhof unbedingt zu erwähnen, denn der stimmungsvolle, malerische Friedhof kann (eigentlich muss) als echtes Alleinstellungsmerkmal unserer Kupferstadt betrachtet und wahrgenommen werden. Denn oberhalb der Altstadt liegt auf Augenhöhe mit der Burg und unter altem Baumbestand unmittelbar neben der Finkenbergkirche der stimmungsvolle, malerische Friedhof, wo die Kupfermeisterfamilien ab 1695 ihre Verstorbenen bestatteten.

Beeindruckend sind insbesondere die aus Blaustein gehauenen und wappengeschmückten Grabplatten, welche vermutlich aus dem ehemaligen Steinbruch Rotsch stammen und in den meisten Fällen das Allianzwappen der verstorbenen Kupfermeister-Ehepaare tragen. Nicht nur die schiere Größe der Grabplatten, sondern auch deren Gestaltung zeugen vom Selbstwertgefühl und der sozialen Stellung der wohlhabenden Kupfermeister. In diesem Zusammenhang ist auch bemerkenswert und vielsagend, dass die bürgerlichen Kupfermeister das traditionell nur in Adelskreisen übliche Privileg für sich in Anspruch nahmen, Familienwappen zu führen.

Die in den Wappenschilden der Kupfermeister dargestellten Symbolelemente weisen vorwiegend biblische bzw. religiöse Bezüge auf und man vermied sehr bewusst die Regeln der klassischen Heraldik.

Beispielsweise verweisen drei fallende Blätter im Wappen der Kupfermeisterfamilie Peltzer u.a. auf die göttliche Dreifaltigkeit. Fernerhin beziehen sich die fallenden Blätter auf den Psalm 103, dessen Sinngehalt sich auch in einem alten Kirchenlied wiederfindet:

Er kennt das arm Gemächte,
und weiß, wir sind nur Staub.
Ein bald verwelkt Geschlechte,
ein Blum und fallend Laub.


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Fotos: Video-Produktion Karl Irle

Durch die alten Bäume schimmert
Des Herbstes Licht und flimmert
Auf Spruch- und Namenschilder,
Auf stolze Wappenbilder
In grauem Grabgestein.
(S. Schleicher)

 

     

Pestkreuz

Auf dem Gelände des ehemaligen Burgfriedhofes befindet sich als Relikt früherer Zeiten ein aus Blaustein gehauenes Kreuz, welches im Volksmund Pestkreuz genannt wird.

Da es einen heftigen Pestausbruch in Stolberg nie gegeben hat, steht zu vermuten, dass man mit der Errichtung dieses Kreuzes bei einem Pestausbruch in der hiesigen Gegend entweder um Verschonung von dieser schrecklichen Krankheit bat oder seinen Dank für eben diese Verschonung ausdrücken wollte.

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Der Vogelsänger

Unmittelbar neben dem Nordflügel des sanierten alten Rathauses (Ecke Rathausstraße / An der Krone) wurde eine mit mehreren Bänken bestückte Ruhezone eingerichtet. Mittlerweile lädt auch grünes Buschwerk zum Verweilen ein. Seit 1979 ist diese Ecke auch Standort einer Skulptur, die als „Vogelsänger“ stadtbekannt wurde.

Geschaffen wurde dieses Kunstwerk von Henning Seemann. Dieser 1934 in Wismar geborene Bildhauer und Zeichner wurde insbesondere durch seine Skulpturen und Brunnen im öffentlichen Raum bekannt. Von 1972 bis 1974 arbeitete er an der Fachhochschule in Aachen. 

Der Name der von Seemann geschaffenen Statue bezieht sich auf eine Örtlichkeit, nämlich auf den Vogelsang, der sich in der Stolberger Altstadt direkt unterhalb der Burg befindet. Als Bezeichnung für die Bewohner des besagten Straßenzuges hat sich der Name „Vogelsänger“ eingebürgert. 

Ursprünglich arbeiteten die Vogelsänger in frühneuzeitlichen Kupferhöfen, die sich damals u.a. im Bereich der heutigen Burg- und Vogelsang-Straße befanden. Insbesondere die Ofenknechte, die darauf zu achten hatten, dass die Feuer in den Schmelzöfen gleichmäßig brannten hatten Schwerstarbeit zu leisten und waren überdies gesundheitsschädlichen Rauchgasen sowie toxischen Metalldämpfen ausgesetzt.

Entwicklung im 19. Jahrhundert
Mit zunehmender Industrialisierung und dem damit verbundenen Bedarf an zusätzlichen, auswärtigen Arbeitskräften führte im 19. Jahrhundert in Stolberg zu einem deutlichen Anstieg der Bevölkerungszahl. Zeitgleich setzte auch eine andere Entwicklung ein. Im Bereich von Steinweg, Rathausstraße etc. (heutiges Stadtkerngebiet) entstanden ganze Straßenzüge in bester Gründerzeitarchitektur. Wohlhabende, bürgerliche Familien verließen in zunehmendem Maße den Altstadtbereich und wandten sich der entstehenden Neustadt zu, die aus heutiger Sicht als „historische Neustadt“ zu bezeichnen wäre.

Die uralten, ehemals gewerblich genutzten Bauten waren als Wohnräume wenig, bis überhaupt nicht, geeignet. Aus lauter Not wurde die alte, verkommene Bausubstanz trotzdem von zugezogenen Arbeiterfamilien, die in den zahlreichen Stolberger Industriebetrieben beschäftigt waren, zu Wohnzwecken genutzt. Durch die weiter oben beschriebenen „Altstadtflucht“ der wohlhabenden „Oberschicht“ ergab sich eine zunehmende Verelendung des Altstadtbereiches. Diese Tendenz setzte sich bis weit nach dem zweiten Weltkrieg fort, bis man in den 1980er Jahren eine weitgehend bestandserhaltende Sanierung der Altstadt durchführte.

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Foto: Christian Altena

Populär wurden die Begriffe Vogelsang und Vogelsänger durch das sogenannte Vogelsängerlied, dessen Text und Melodie um 1900 von Hauptlehrer Ernst Grüber und dem Musiker Peter Bonaventura unter teilweiser Verwendung älterer Quellen aufgezeichnet wurde. Dieses Lied gilt auch heute noch als heimliche „Stolberger Nationalhymne“

 

 

Die Eselsreiterin

Unmittelbar vor dem Eingang des neuen Rathauses befindet sich eine Plastik des Professors Wolfgang Binding, einem Künstler mit internationalem Renommee. Beispielsweise schuf er eine Ziegen-Großplastik, die von dem Solomon R. Guggenheim Museum in New York City gekauft wurde.

Laut der am gleichen Standort von der Stadt angebrachten Informationstafel stellt Binding Mensch und Tier immer in vollkommen natürlichen und zugleich in ganz eigener Haltung dar, aber niemals in gestellter Pose.

Der lokale Bezug dürfte darin bestehen, dass in Stolberg schon seit Jahrhunderten die hier lebenden Menschen hart gearbeitet haben. Das Gleiche galt in früherer Zeit auch für Pferde, die für die Kupfermeister täglich unterwegs waren.

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Foto: Christian Altena

 

 

Aus einem Blausteinblock gehauenes Ziegeldach,
der sogenannte „Meditationsstein“

Die aus Stuttgart stammte Susanne Gerhards war nach dem Studium in Wien seit 1968 in Stolberg und in der umliegenden Region zusammen ihrem Ehemann, dem Stolberger Wilhelm Gerhards, künstlerisch tätig.

Kurze Zusammenstellung des künstlerischen Werdeganges von Wilhelm Gerhards:
1948-1959 handwerkliche Ausbildung zum Kunst und Silberschmied bei Werkkunst F.-J. Peters.

1959-1963 Studium der Bildhauerei an der Werkkunstschule Aachen (Klasse von Josef Zeller);
parallel dazu tätig als Kunst- und Silberschmied im Atelier von Albert Sous in Stolberg.

1963-1968 Studium der Bildhauerei an der Akademie für bildende Künste in Wien Meisterschüler von Prof. Fritz Wotruba Meisterschüler von Prof. Joannis Avramides.

Ab 1968 wieder zurück in Deutschland - Simmerath / Eicherscheid tätig als freiberuflicher Bildhauer, Metallplastiker und Kunsterzieher.

 Als Hommage an das zwischenzeitlich verstorbene Ehepaar entstand 2009 in der Nähe des Offermann-Platzes das aus Blaustein gehauene Ziegeldach, der sogenannte „Meditationsstein“.

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Wilhelm Gerhards 1934 - 2001

An diesem Projekt waren Norbert Gerhards (Neffe des Künstlerehepaares) und dessen Frau Edith maßgeblich beteiligt. Als weitere Protagonisten bei der Verwirklichung des „Meditationssteines“ sind zu nennen Helmut Gerhards (Verwalter des künstlerischen Nachlasses) sowie, last but not least, die Stolberger Graphik-Designerin Birgit Engelen.
(siehe hierzu auch Stolberger Nachrichten, Ausgabe 17. Mai 2009)
 
Der Bezug zu Stolberg ist unverkennbar, denn der Blaustein kann als landschaftstypisches Baumaterial der hiesigen Region gelten. Charakteristische Beispiele sind die Verwendung derartiger Natursteine an der Burg Stolberg sowie die augenfällige Dominanz des Blausteins in der ursprünglichen Bebauung der alten Ortskerne in Stolberg und Umgebung. Geradezu modellhaft ist der Gebrauch des Blausteins im Straßenzug Alt-Breinig und in der Büsbacher Hostetstraße ausgebildet.

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Foto: Christian Altena


 

 

Königswagen

Am oberen Ende der Steinwegstraße befindet sich ein Phantasie-Gefährt, welches in Stolberg unter dem Namen „Königswagen“ bekannt ist. Dieses Gebilde stellt eine Collage dar, die unter Verwendung von Maschinenteilen aus der Arnolds Mühle gestaltet wurde.

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Foto: Christian Altena

An einer Seite des Gefährtes befinden sich, montiert auf einer Achse mit Räderpaar, zwei senkrecht nach oben weisende Förderschnecken. Letztere fanden Verwendung zum Transport von körnigem Material, wie beispielsweise Getreide, Spreu oder ähnlichem.

Im unteren Teil des Wagens befindet sich das Segment einer Sack-Rutsche. Mit Mahlgut befüllte Säcke konnte man mit dieser Einrichtung nötigenfalls über mehrere Stockwerke schonend hinunter rutschen lassen, ohne auch nur das geringste Risiko einer Beschädigung einzugehen.

Die Arnolds Mühle wurde 1872 von der Familie Arnold als Großmühle errichtetet und der Hauptbau wird heute zu Wohnzwecken genutzt. Der Mühlenbetrieb wurde 1984 eingestellt. Die Mühlentradition reicht an diesem Standort bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ursprünglich stand hier nämlich die Zwangs- und Bannmühle der Unterherrschaft Stolberg.

Die Collage der einzelnen Maschinenteile wurde von dem Bildhauer Lo van der Linden (1937-2017) aus der Niederländischen Provinz Limburg gestaltet.

 

 

Bohrwerk in der Stolberger Altstadt

Nachdem im Jahr 1986 die Sanierung und Umgestaltung der Altstadt abgeschlossen war, wurde an der Ecke Klatter- und Mühlenstraße eine Ständerbohrmaschine aufgestellt, die dem technischen Standard der späten 1950er Jahre entspricht. Dieses Exponat ist weniger als Kunstwerk zu betrachten, sondern als Zeuge der vom „Wirtschaftswunder“ geprägten Nachkriegszeit.

Nachfolgend sind noch einige Anmerkungen zur technischen Funktion dieser Apparatur kurz zusammengestellt: Unmittelbar oberhalb des Maschinenfußes sind Riemenscheiben mit jeweils drei verschiedenen Durchmessern angeordnet, die auf einer gemeinsamen Drehachse fest montiert sind. Somit werden drei unterschiedliche Drehzahlen der Bohrspindel ermöglicht, die entsprechend der technischen Anforderungen des Bohrvorganges angepasst werden können (bei zunehmendem Durchmesser des zu bohrenden Loches, abnehmende Drehzahl). Die Mechanik oberhalb des Bohrtisches diente einer automatischen Vorschubregelung d.h. der unterschiedlichen vertikalen Geschwindigkeit, mit welcher der Bohrer in das zu bearbeitende Material vordringt. Diese vertikale Geschwindigkeit war wiederum abhängig vom Durchmesser des zu bohrenden Loches, aber auch von den Materialeigenschaften des jeweiligen Werkstückes.

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Foto: Christian Altena

Ergänzend und abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass sich mit der mechanisierten Vorschubregelung eine Entwicklung andeutete, welche für die sogenannte „Zweite Industrielle Revolution“ und den Automatisierungs- Rationalisierungserfolgen der 1950er sowie 1960er Jahre kennzeichnend gewesen sind.

Fernerhin ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Metallverarbeitung und Metallbearbeitung gerade in unserer Kupferstadt Stolberg über Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag von tragender sowie von prägender und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung war und auch heute immer noch ist.

 

 

Sayett-Garten in Unterstolberg

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit für kreatives Design in Verbindung mit lokaler Tradition wird an nachfolgendem Beispiel vorgestellt: Die sogenannte Talachse (Hauptdurchgangsstraße) von Stolberg ist weitestgehend identisch mit der historischen Neustadt, in welcher charakteristische Architekturbeispiele aus der Zeit um 1900 (Historismus, Jugendstil, Art de´co) häufig zu finden sind.

Im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes zur Aufwertung der Stolberger Innenstadt entwickelte das Planungsbüro Club 94 u.a. einen Gestaltungsvorschlag für den Bereich Frankentalwiese. Hierbei handelt es sich um eine unbebaute Fläche an der Salmstraße gegenüber und etwas unterhalb des Bastinsweihers. Letzterer war ursprünglich eine Teichanlage der ehemaligen Ellermühle.

Nachdem gegen Ende des 18. Jahrhunderts der in Stolberg bestens bekannte Paul Offermann (Offermannplatz in Oberstolberg) westlich der Ellermühle eine Tuchfabrik errichtet hatte, gründeten die Belgischen Fabrikanten Grand-Ray und Poswick an gleicher Stelle eine Baumwollweberei mit später 65 Webstühlen und 230 Beschäftigten. Zur technischen Ausrüstung gehörten u.a. Maschinen zum Spinnen und Zwirnen. Auf letzteren wurde in großem Stil auch Sayett, eine aus dem Französischem stammende Bezeichnung für Strickgarn; hergestellt. Als Handelsname war vielfach auch die Bezeichnung „yarn for knitting“ üblich.

Direktor der Sayett-Spinnerei war Adolf Bastin der namengebend für die alte Teichanlage wurde, obschon die ursprüngliche Bezeichnung Ellermühlenweiher aus historischer Sicht ohne jeden Zweifel vorzuziehen wäre.

Vor diesem Hintergrund entwickelte das Planungsbüro Club 94 ein Konzept, auf der besagten Frankentalwiese einen Sayett-Garten einzurichten. Dazu sollten unter anderem 20 Zentimeter breite weiße Pflasterbänder, die den Rasen durchziehen, an das damals dort gesponnene Sayett-Garn erinnern.

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Foto: Christian Altena

 
 
   

Ständebaum

Der Stolberger Künstler und Schmied Matthias Peters setze sich, neben vielem anderem, auch mit der Thematik der sogenannten Ständebäume künstlerisch auseinander. Ursprünglich waren dies vorwiegend aus Holz gefertigte Masten mit anhängenden geschnitzten Motiven der ortsansässigen Zünfte (Stände).

In späterer Zeit wurden diese Ständebäume auch vielfach aus Metall hergestellt. Noch heute sind derartige Ständebäume in vorwiegend ländlichen Regionen und kleineren Gemeinden zu finden. Oftmals stehen sie gut sichtbar auf größeren Plätzen in der Dorfmitte. In den heutigen Städten sind Ständebäume mittlerweile gänzlich verschwunden.

In Erinnerung an alte Traditionen schuf Peters 2005 einen neuen Ständebaum (natürlich aus Metall), der im Stadtteil Mühle aufgestellt wurde. Zu diesem Zweck wählte er die Grundstruktur eines richtigen Baumes. An den Ästen und Verzweigungen hängen die verschiedensten Symbole und Accessoires, die an unterschiedlichste Berufe erinnern. Ungezählte Metallplaketten sind rund um den Stamm angebracht. Hier sind die Namen von zahlreichen Stolberger Firmen zu finden.

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Denkmal in Büsbach

In Büsbach steht in der Nähe des Marktplatzes seit 1994 eine Metallskulptur, die auf Veranlassung des Büsbacher Karnevalsvereins aufgestellt wurde. Dieses Kunstobjekt ist in Stolberg weit bekannt, hat aber einen nicht ganz stubenreinen Hintergrund. Dargestellt ist ein etwas fettleibigen Mann, der gerade seinen Hosenträger anhebt. Dieser Herrn, so wird erzählt, habe sehr dringend etwas los werden müssen. Sein Darm war voll und drückte. Anscheinend fühlte sich dieser Zeitgenosse unbeobachtet. So bemächtigte er sich in seiner Not einfach einer „Bar“, zog kurzerhand die Hosenträger von den Schultern und ließ seine Hose runter. Dann setzte er sich auf eine der „Baren“, die ganz in der Nähe in den Gärten zum Austrocknen standen. Mit einem Gesichtsausdruck großer Erleichterung verrichtete er seine Notdurft. Der Übeltäter wurde jedoch bei seiner Tat beobachtet und zudem als Büsbacher Mitbürger erkannt. Diese Geschichte machte die Runde durch ganz Stolberg. Seither werden die Büsbacher immer mit einem Zwinkern in den Augen «die Bareschesser» genannt.

Dies ist ein Ausdruck, mit welchem die Bewohner Büsbachs von den anderen Stolberger Bürgern benannt werden. Dieser aus dem Stolberger Dialekt stammende Begriff soll nachfolgend kurz erklärt werden: Der erste Teil des Wortes „Bar“ steht für ein Tongefäß oder für einen Krug. Der zweite Teil des Wortes steht für „Schesser“ also für jemanden, der soeben dabei ist, seine „große“ menschliche Notdurft zu verrichten, er ist also ein sogenannter „Scheisser“.

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Foto: Birgit Engelen

Insbesondere für jüngere Leute scheinen zum Verständnis dieser Geschichte einige Anmerkungen erforderlich zu sein: Über Jahrhunderte benutzte man aus Ton gebrannten Töpfe (sogenannte Baren) zur Aufbewahrung und Konservierung von Lebensmitteln wie Schnippelbohnen, Sauerkraut etc. Heute werden derartige Behältnisse mehr und mehr überflüssig und dienen lediglich noch als nostalgische Dekorationsobjekte. In früheren Zeiten wurden die leeren und frisch gesäuberten „Baren“ zum Austrocknen nach draußen vor das Haus gestellt, um die Töpfe anschließend erneut mit Erträgen der letzten Ernte zu befüllen.
Der aus der Lokalterminologie stammende Begriff »Bareschesser» erklärt sich wie folgt: Der erste Teil des Wortes „Bar“ (Singular von Baren, siehe oben) steht für ein Tongefäß oder für einen Krug. Der zweite Teil des Wortes „Schesser“ steht für jemanden, der soeben dabei ist, seine „große“ menschliche Notdurft zu verrichten, er ist also ein sogenannter „Scheisser“ bzw. im hier vorliegenden Fall eben ein „Bareschesser“.
Quelle: Informationen aus „www.denkmalplatz.de/bareschesser-in-stolberg/“
Aufruf: 26.09.2019


Weitere Angaben zum Denkmal:
Auf Veranlassung des Büsbacher Karnevalsvereins wurde das Bareschesser Denkmal von dem Stolberger Künstler Lothar Scheffler entworfen und gefertigt.
 
Scheffler absolvierte zunächst eine Lehre zum Metallschmied.
Danach folgte ein Studium der Bildhauerei an der FH Aachen bei Wolfgang Bier und Benno Werth.

Scheffler wurde durch eine Vielzahl von Ausstellungen in der Euregio Aachen bekannt.

Von 1996-2012 stellte er seine Werke regelmäßig im Europäischen Kunsthof in Vicht und bis 2017 in der Hostetstaße aus.

Kunstwerke von Lothar Scheffler befinden sich in zahlreichen Sammlungen.

Der Metallkünstler arbeitet in seinem Atelier in Aachen.
 
 

 

Frauenskulptur „Frauen für Frauen“
Die Frauenskulptur „Frauen für Frauen“ Stolberg-Mühle, Ecke Europa Straße / Eschweiler Straße wurde 2010 von Kindern und Jugendlichen der „Kunstwerkstatt mobil“ erstellt. Diese Institution stand unter der Leitung von Sebastian Schmidt, geb. 1966, Vater von 4 Kindern, Künstler, Kunsttherapeut, Psychotherapeut und Erzieher mit Schwerpunkt Freizeitpädagogik. Projektidee: Menschen, insbesondere Kindern und Jugendlichen den Wunsch zu erfüllen, ihre Welt mit gestalten zu können und Zeichen zu setzen.
 
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Foto: K.H. Oedekoven



Die Ruhende Frau

Das aus rotem Main-Sandstein gearbeitete Standbild befindet sich unmittelbar neben der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt im Stadtteil Stolberg-Mühle. Auf Grund des Standortes wird die Skulptur auch liebevoll „Die Schöne Mühlenerin“ genannt. Der Sockel des Denkmals verleitet Passanten, bei entsprechendem Wetter für einige Minuten neben der „Ruhenden“ zu verweilen.

Jutta-Maria Eckenweiler aus Aachen, die auch zeitweise in Stolberg ansässig war, gestaltete dieses Kunstwerk im Jahr 1984.

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Foto: Karl-Heinz Oedekoven


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