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Gedicht
von Peter Bündgens (1928-29) |
Gedicht
von Josef Eschbach |
Die Killewittchen
von Peter Bündgens
Der Hofhund knurrt und bellt mit Macht,
Wild reißt er an der Kette;
Im Hofe herrscht die schwarze Nacht,
Müd' liegt der Mensch im Bette. -
Der Bauer springt vom Lager auf
Und horcht und blickt mit Beben;
Er sucht im Haus und eilt im Lauf,
Was es im Hof mag geben.
„Hallo, Ihr Knechte, aufgewacht!
Mein Haus ist in Gefahren!
Der Hofhund bellt die ganze Nacht
und zeigt ein wild' Gebaren.“
Im Augenblick sind sie bereit,
Die Mägde wie die Knechte;
Schlaftrunken noch steh'n sie zum Streit,
Wie Krieger zum Gefechte.
Den Knüttel in der schweren Hand,
Geh'n sie ringsum und spähen,
Im Zorn zur Rachetat entbrannt,
Wenn sie wo Böses sähen.
Doch bald gibt sich den Zürnern kund,
Warum so wild der Wächter:
Die Killewittchen sind zur Stund'
Beschäftigt bei dem Pächter.
Der eine melkt geschickt die Küh',
Der andere streut das Futter,
Ein dritter dreht mit großer Müh'
Die Milch im Faß zu Butter.
Gestriegelt steht das Ackerpferd,
Gereinigt sind die Ställe,
Und blank geputzt ist schon der Herd
Und sauber Tür und Schwelle.
Im Gärraum geht es lustig her,
Da keltern sie die Weine,
Die Weizengarben liegen leer
Gedroschen in der Scheune.
Verwirrt steh'n alle Mannen da,
Wie sie die Wittchen finden;
Doch kaum sind sie den Kleinen nah',
Als sie sogleich verschwinden.
Der Killewittchen fleiß'ges Korps
Entweicht, eh' sie es dachten,
Durchs schwerbeschlag'ne Eichentor,
Des Angeln knarrend krachten.
Vergebens wünscht nun Knecht und Magd
Zurück die guten Zwerge;
Sie flüchten, durch den Lärm verjagt,
Zum Wald in ihre Berge.
Ob seither noch die Nacht sie schützt,
Sie regen sich kein Bisschen;
Kein Wunsch, kein Bitten mehr, das nützt,
Beim Zorn der Killewittchen.
Die Killewittchen
von Josef Eschbach
Nicht nur zu Köln, der Domstadt am Rhein,
konnte man sich einst kleiner Helfer erfreu'n;
auch in Hastenrath gingen sie gerne zur Hand,
solange man sie recht zu behandeln verstand.
Dort, wo ein Höhenrücken die Städte
trennt,
die man Eschweiler und Stolberg nennt,
liegt die Landschaft noch heute zerwühlt,
so daß man das Wirken der Zwerge fühlt.
Hier hausten sie fröhlich in Höhlen und Schächten
man hörte ihr Trappeln in sternklaren Nächten;
tagsüber wurde, geschürzt und bezopft,
unermüdlich nach Kalkstein und Erzen geklopft.
Waren die Baubuden abends verrammelt,
hat sich das Völklein noch einmal versammelt
und sich um seinen König geschart,
ein kleines Männlein von besonderer Art,
das schicklich beherrschte die muntere Runde.
Sie hingen begeistert an seinem Munde.
Bevor sie auseinandergeeilt,
wurde für die Nacht die Losung erteilt.
Denn wußten sie einen Menschen in Not,
den ein Kummer quälte oder die Sorge ums Brot,
dann halfen sie eilig mit flinker Hand
und haben das Ärgste abgewandt.
Wieder einmal, zur Hochsommerzeit,
die Halme standen zur Mahd bereit,
hatten die Bauern keinen Finger gerührt,
zu sehr hatten sie die Hitze gespürt,
der Schneider hatte vergessen des Pfarrers Rock,
der fleißige Imker den Bienenstock;
der Schmied wollte die Esse nicht schüren,
der Bäcker das Mehl zum Brotteig nicht rühren.
Als aber am Morgen die Sonne schien,
war alle Arbeit prächtig gediehn.
Frisches Brot duftete auf dem Tisch,
am Rocke des Pfarrers fehlte kein Stich,
die Schmiedehämmer dröhnten eifrig im Chor,
die Erntewagen standen beladen vorm Tor.
Die Hastenrather blickten sich vielsagend an.
Das haben die Killewittchen getan!
Das wäre bis heute gewiß so geblieben,
hätte die Zwerglein man nicht vertrieben.
Schuld daran trug ein Bursche vom Ort.
Er jagte sie durch seine Neugierde fort.
Er legte am Abend sich auf die Lauer.
Plötzlich löst sich ein Stein aus der Mauer.
Blitzschnell waren die kleinen Geister verschwunden
und haben sich niemals mehr eingefunden.
Fortan mußten die Menschen auf sie verzichten.
So kann man selber sein Glück vernichten.
Damals noch lebte man sorglos und frei.
Die glückliche Zeit ist für immer vorbei.
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