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Aufbruch in eine neue Zeit

Entwicklung in der darstellenden Kunst

Neuer Denkansatz in der Wissenschaft

Renaissance und Technikentwicklung

Literatur und Quellen

 

 

 

 

 

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Heimatkunde

Kultur und Technik im Umbruch.

Spurensuche in
der Kupferstadt

Friedrich Holtz

In der wirtschaftshistorischen Entwicklung des Stolberger Raumes lassen sich in hohem Maße lokalspezifische Eigenarten und Besonderheiten erkennen, die sich hauptsächlich aus den naturgegebenen Standortfaktoren erklären. Insbesondere die Kupfermeister haben vom 16. bis 18. Jahrhundert mit ihrem äußerst erfolgreichen Messinggewerbe das Wirtschaftsleben des hiesigen Raumes bestimmt. Nagel J.G. (2000), Seite 167.
Auch die beginnende Industrialisierung nutze z.T. noch die gleichen Ressourcen. Dies waren vor allem Erz- und Steinkohlelagerstätten, die nunmehr mit neuen Methoden sehr viel effektiver abgebaut werden konnten.

Zeitzeugen aus fast 450 Jahren Wirtschafts- und Industriegeschichte sind als Baudenkmale unterschiedlichster Art erhalten und bestimmen in ihrer Vielfalt den unverwechselbaren Charakter unserer Kupferstadt. Hierzu gehören in erster Linie die Kupferhöfe und Reitwerke, die in den Tälern von Vicht, Inde und Wehe in weitläufiger Verteilung angelegt wurden.


Kupferhof Rosental, Foto: Axel Pfaff

Industriearchitektur aus dem 19. Jahrhundert lässt den Einfluss der beginnenden Industrialisierung erkennen, die, von Westen sich ausbreitend, im Raum Aachen, Stolberg, Eschweiler deutsches Gebiet erreichte und hier entscheidend mit gestaltet worden ist. Herausragendes Anschauungsbeispiel für diese Epoche ist der Zinkhütter Hof. Das historisch authentische Bauensemble aus den 1830er Jahren und der museal aufbereitete Ausstellungsbestand stimmen den Besucher auf eine Zeitreise ein, die zurückführt zur Frühindustrialisierung des frühen 19. Jahrhunderts und darüber hinaus zur vorindustriellen Epoche der Kupfermeister.

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Zinkhütter Hof, Gebäude-Ensemble, Foto: F. Holtz, von links nach rechts
Potterie (Hilfsbetrieb zur Herstellung von Schmelztiegeln), Verwaltungsvilla und
Gebäude der ehemaligen Fensterglashütte.


Museum Zinkhütter Hof
Foto: F. Holtz
Die in hohem Maße lokalspezifisch geprägte Wirtschaftstruktur des Stolberger Raumes war, wie könnte es auch anders sein, eingebettet und beeinflusst von allgemeinen Entwicklungstendenzen, die sich übergreifend für den gesamten abendländischen Kulturkreis ergaben. Gerade in unserer Region sind Aspekte der vor- und frühindustriellen Entwicklung nahezu modellhaft erkennbar und lassen sich in vielen Fällen mühelos den Zeitströmungen zuordnen, die in der allgemeinen Kultur- und Technikgeschichte zu beobachten sind.


 

Aufbruch in eine neue Zeit. 

Der Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit war  gekennzeichnet durch einen grundlegenden Wandel in nahezu allen Kulturbereichen. Hierbei ist der Kulturbegriff in seinem allumfassenden Sinn zu verstehen, der neben Kunst, Religion, Geisteswissenschaft etc. auch die auf praktischen Nutzen abzielenden Kultursysteme wie Wirtschaft, Naturwissenschaft und Technik ausdrücklich mit einbezieht. Eine ebenfalls allumfassende Geistesbewegung führte zu völlig neuen Ideen, Vorstellungen, Auffassungen und letztlich zu einem neuen, modernen Weltbild, dessen Grundideen man später mit den Begriffen Renaissance, (Wiedergeburt), Aufklärung und Humanismus belegte.

Der Begriff Wiedergeburt bezog sich auf eine wiederauflebende Wertschätzung der Antike, wobei nicht nur die schöngeistigen Leistungen der griechisch-römischen Epoche entsprechende Würdigung erfuhr, sondern auch die Erkenntnisfülle auf den Gebieten der Naturwissenschaften und Mathematik, die bspw. von Euklid, Archimedes, Pythagoras, Thales etc. erreicht wurde.

Die im 19. Jahrhundert eingetretene, unter dem Schlagwort „Industrielle Revolution“ bekannt gewordene Entwicklung neuer Technologien und Fertigungsformen in Verbindung mit drastischen sozialen bzw. gesellschaftlichen Umwälzungen benötigte keine grundsätzliche Änderung in der allgemeinen Geisteshaltung und muss nicht unbedingt als „Revolution“ verstanden werden. Ganz im Gegenteil, die „Industrielle Revolution“ kann als Fortsetzung und in gewisser Weise als Endphase einer Entwicklung gesehen werden, deren Grundlagen bereits einige Jahrhunderte früher gelegt worden waren. Ebeling D. (2000), Seite 11. 

   

Vom Mittelalter zur frühen Neuzeit.

Im Mittelalter ist die Kirche mit ihren zahlreichen Klöstern über viele Jahrhunderte übermächtiger, nahezu alleiniger Träger, Bewahrer und Förderer von Kultur und Wissenschaften gewesen. Bei der Auseinandersetzung mit und der Beeinflussung von kulturellen Strömungen sowie bei der Fortentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnis erstrebten die kirchlichen Institutionen durchaus universalen Anspruch und beschränkten sich keineswegs auf theologische und philosophische Aspekte.

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Kloster Wenau im Wehebachtal. Foto: F. Holtz

Das Selbstverständnis dieser kirchlichen Kulturträger musste jedoch beinahe zwangsläufig zu einer Entweltlichung, zu einer Überbetonung des "Jenseitigen" führen. Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn konnte nur akzeptiert werden, wenn er mit dem absoluten Wahrheitsanspruch und mit der streng dogmatischen, buchstabengetreuen Auslegung der Heiligen Schrift in Einklang stand.

Zunächst artikulierten sich mit dem Streben nach naturgetreuen, wirklichkeitsnahen Darstellungsformen auf dem Gebiet der Bildenden Künste deutlich sichtbare Anzeichen einer Hinwendung zum "Diesseits" Als geradezu kennzeichnend für diesen Wandel gilt das von Masaccio 1426/27 geschaffene Trinitätsfresko in der Florentinischen Kirche Santa Maria Novella. 


 

Aufbruch in eine neue Zeit

Wie bereits erwähnt, ist die Kirche im Mittelalter mit ihren zahlreichen Klöstern über viele Jahrhunderte übermächtiger, nahezu alleiniger Träger, Bewahrer und Förderer von Kultur und Wissenschaften gewesen. Bei der Auseinandersetzung mit und der Beeinflussung von kulturellen Strömungen sowie bei der Fortentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnis erstrebten die kirchlichen Institutionen durchaus universalen Anspruch und beschränkten sich keineswegs auf theologisch- philosophische Aspekte.

Das Selbstverständnis dieser kirchlichen Kulturträger musste jedoch beinahe zwangsläufig zu einer Entweltlichung, zu einer Überbetonung des "Jenseitigen" führen. Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn konnte nur akzeptiert werden, wenn er mit dem absoluten Wahrheitsanspruch und mit der streng scholastischen, buchstabengetreuen Auslegung der Heiligen Schrift in Einklang stand.

   

Entwicklung in der darstellenden Kunst

Zunächst artikulierten sich mit dem Streben nach naturgetreuen, wirklichkeitsnahen Darstellungsformen auf dem Gebiet der Bildenden Künste deutlich sichtbare Anzeichen einer Hinwendung zum "Diesseits". Wie bereits erwähnt, ist das von Masaccio 1426/27 geschaffene Trinitätsfresko geradezu kennzeichnend für diese Zeit. 
Die in dieser Darstellung durch konsequente Anwendung der Zentralperspektive erzielte Raumillusion war so neu und verblüffend, dass die zeitgenössischen Betrachter sich wunderten, wieso man in dieses Bild nicht hineingehen konnte. 

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Trinitätsfresko mit Konstruktionsprinzip
(Zentralperspektive mit Fluchtpunkt und Fluchtlinien) .

Begünstigt durch Prinzip und Anwendung der Zentralperspektive und insbesondere auf Grund der mittlerweile vorhandenen anatomischen Kenntnisse wurde die Entwicklung der Bildenden Kunst in hohem Maße beeinflusst.

Hierbei sind einige der im Mittelalter gängigen Auffassungen zu berücksichtigen. Das damalige Menschenbild war stark geprägt von (meist verlogenen) Moralvorstellungen kirchlicher Institutionen Der menschliche Körper, so jedenfalls wurde den Gläubigen seitens der Kirche eingetrichtert, sei von Natur aus unrein und sündig.

Der Umstand, dass der Allmächtige bei der Schaffung neuer Generationen auf menschliche Mithilfe angewiesen war und ist, wurde jedoch geflissentlich verschwiegen. Um 1500 wurde einigen Intellektuellen bewusst, dass in der Bibel eine ganz andere, nämlich die Aussage „Gott schuf den Menschen als Sein Abbild, als Mann und Frau“ zu finden ist.

Wenig später kam die Kunstszene zu der Überzeugung, dass der unbekleidete menschliche Körper seit der griechischen Antike als Symbol für Jugend, Schönheit, Kraft, Reinheit und Ästhetik gelten kann. Dieser Gedanke war somit nicht neu, sondern wurde als Rückgriff auf das griechische bzw. römische Altertum aufgefasst. In der Zeitepoche der Renaissance (Deutsche Übersetzung: Wiedergeburt) sind auf dem Gebiet der schönen Künste einige Werke entstanden, die bis auf den heutigen Tag weltweit anerkannt und bewundert werden. 

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Erschaffung Adams (Bildausschnitt)

Die Erschaffung Adams ist Teil eines Deckenfreskos aus der Sixtinischen Kapelle und zeigt Adam als anatomisch perfekt ausgeführtes Idealbild männlicher Stärke, das in der Art eines Adonis dargestellt ist. Dies ist ein weiterer Bezug zur griechischen Mythologie, denn Adonis ist das Sinnbild bzw. der Gott der Schönheit und einer der Geliebten der Aphrodite bzw. ihrer römischen Entsprechung, der Venus (siehe weiter unten).

Zwischen 1501 und 1504 entstand in Florenz eine weitere Arbeit des Michelangelo Buonarroti, nämlich die Marmorskulptur des biblischen Davids, welche als bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte gilt.
 
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Ein Beispiel ganz anderer Art ist der vitruvianische Mensch (benannt nach Vitruvius, einem Architekten der römischen Antike) von Leonardo da Vinci. Ästhetik und Ebenmaß des menschlichen Körpers ergeben sich hier aus den geometrischen und harmonischen Proportionen der einzelnen Körperteile zueinander.

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Der vitruvianische Mensch, Zeichnung: Leonardo da Vinci.

Ein geradezu spektakuläres Beispiel für die Bedeutung der Körperlichkeit zur Zeit der Renaissance ist ein Gemälde des Florentiners Sandro Botticelli, dem 1486 mit seinem Gemälde „Die Geburt der Venus“ ein Werk gelang, welches damals als Tabubruch empfunden wurde. Die Darstellung der aus dem Meer steigenden Venus ist der erste weibliche Akt der Neuzeit und wird selbst heute noch als Idealbild weiblicher Anmut und Schönheit wahrgenommen.

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Geburt der Venus, Uffizien, Florenz.
 
Das Gemälde zeigt die Ankunft der Liebesgöttin Venus auf Erden. Der Szene ist eine grausame Begebenheit vorausgegangen: Im Kampf der Götter hat Kronos seinen Vater Uranos entmachtet und ihn dabei entmannt, wobei sein Samen ins Meer fiel. Aus der wundersamen Verbindung von Himmel und Wasser wurde die Liebesgöttin in einer Muschel geboren. Von links naht der Windgott Zephyr in Begleitung seiner Ehefrau Chloris. Er bläst der soeben aufgetauchten Venus den Westwind zu und treibt sie damit ans Ufer. Dort wartet der weibliche Genius des Frühlings, um Venus in ein blumenbesticktes Gewand zu hüllen. www.wissen.de, letzter Aufruf 06.01.2019.

Die zauberhafte junge Frau ist das Ergebnis exakter anatomischer Studien. Sie ist von bestechender Plastizität und versucht, mit keuscher Geste – wenngleich unvollständig – ihre Blöße zu verbergen. Bei Ankunft der Liebesgöttin regnet es Rosen. Dank der Gegenwart von Venus gewinnt die Natur wieder Kraft, kehrt der Frühling nach hartem Winter zurück. Alles in diesem Bild ist von neuem Leben erfasst: Der Windstrom des Zephyr bewegt Gewänder und Haare, Wellen, Zweige und Blütenblätter. Das Bild ist ein einziger Ausdruck von Grazie und Eleganz und ein geglückter Versuch, antike Philosophie und christliche Heilslehre zusammenzubringen.

Obschon das Attribut „keusche Schönheit“ in der Rezeption häufig zu finden ist, wird die freizügige Sinnlichkeit der Darstellung gelegentlich beanstandet, weil der rechte Arm die Blöße nur unvollständig verdeckt. Bezüglich derartiger Interpretationen ließe sich jedoch möglicherweise die alte Weisheit ins Feld führen: „Nichts ist nur schlecht oder gut; nur die Gedanken des Betrachters machen es dazu“.

Die in der Bildenden Kunst allgemein als Renaissance bezeichnete Stilrichtung fand im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts europaweite Verbreitung und beeinflusste nicht nur die Kunstauffassungen, sondern führte letztlich zu der Erkenntnis einer allgemeinen, immanenten Naturgesetzlichkeit. Möller P: Neues Wissen. 

Die zur Erzielung von Wirklichkeitsnähe in der Malerei erforderlichen bzw. hilfreichen Konstruktionsschemata entwickelten sich aus sorgfältiger Naturbeobachtung in Verbindung mit methodenbildender Generalisierung. Dieses in der Bildenden Kunst der Renaissance höchst evidente Grundprinzip bestimmte in zunehmendem Maße das gesamte Weltbild der damaligen und auch der heutigen Zeit.

In diesem Zusammenhang ist ergänzend zu vermerken, dass die gängigen Vorstellungen hinsichtlich des „finsteren“ Mittelalters und der frühneuzeitlichen Segnungen durchaus nicht immer der Realität entsprechen. Während im Mittelalter bereits freie Städte mit freien Bürgern (Händler, Kaufleute, Handwerker, Künstler) und mit ausgeprägtem, stolzem Selbstbewusstsein entstanden, erreichte der Hexenwahn mit grausamster Hexenverfolgung ausgerechnet zur humanistisch geprägten frühen Neuzeit einen traurigen Kulminationspunkt.

 

Messingkunst im Tal der Maas

In der heute belgischen Provinz Namur, und hier wiederum in den Ortschaften Huy bzw. insbesondere in Dinant entstand im Hochmittelalter (10. bis 11. Jahrhundert) ein blühendes Messinggewerbe. Mathar, L. und Voigt, A. (1956) Seite 63.

Diese Region galt bis zur Mitte des 15. Jahrhundert als Zentrum der europäischen Messing-Herstellung. Ähnlich wie später in Stolberg bildeten hierzu Galmei- Lagerstätten die Grundlage. Diese Erzmittel gehörten der gleichen Erzparagenese an und finden sich in den ebenfalls gleichen Kalkstein-Formationen, die sich von jenseits der Maas bis östlich des Stolberger Raumes erstrecken.

Kennzeichnend für Dinant waren kunstvoll aus Messingblech getriebene Arbeiten. Der Ausdruck Dinanderien steht im Kunstgewerbe auch heute noch als Synonym für handwerklich getriebenes Ziergerät aus Messing. Das Dinanter Messinggewerbe brachte bedeutende Kunstwerke, vorwiegend zur sakralen Verwendung, hervor. 

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Kerzenleuchter aus getriebenem Messingblech (Dinanderie)
in der alten Abteikirche Kornelimünster, Foto: F. Holtz.

Als schönstes Beispiel der Maastaler Messingkunst gilt ein von dem berühmten Goldschmied Reiner von Huy geschaffener Taufbrunnen. Mathar, L. und Voigt, A. (1956) Seeite 64. Das in Messingguss ausgeführte Becken befand sich ursprünglich in der Lütticher Taufkirche Notre Dame aux Fonts und gehört heute zur Inneneinrichtung der Lütticher Pfarrkirche St. Bartholomäus.

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Insbesondere Dinanderien aus dem sakralen Bereich wie Adlerpulte, Altarleuchten, Wand- und Kronleuchter, Taufbecken etc. waren wegen ihrer Schönheit und Gediegenheit in Frankreich, Flandern, Brabant, Brüssel und Antwerpen sehr begehrt. Mathar, L. und Voigt, A. (1956) Seite 56 

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Messingkunst im Bereich der Maas nicht nur hinsichtlich der Zeitstellung zum Mittelalter gehörte, sondern auch stark von mittelalterlicher Denkweise geprägt war.

 

Verlagerung des regionalen Messinggewerbes
von Dinant nach Aachen

Der blühende Wirtschaftsraum um Dinant fand seinen Niedergang im Jahre 1466 nachdem die Bürger Dinants sich in stolzer Selbstüberschätzung auf kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Herzog Philipp von Burgund und seinem Sohn, dem späteren Karl dem Kühnen, eingelassen hatten. Hierbei wurde Dinant völlig zerstört. Die überlebenden, plötzlich mittellos gewordenen Batteurs wanderten nach allen Richtungen aus, unter anderem auch in die freie Reichsstadt Aachen.

In gewisser Weise setzte sich die Messingtradition in Aachen fort und erreichte nach kurzer Zeit schon eine erneute Hochblüte. Allerdings brach das Aachener Messinggewerbe mit der Tradition der "Dinanderien". Statt der kunstvoll ausgetriebenen Ziergegenstände stellte man in zunehmendem Maße Gerätschaften des täglichen Gebrauchs her. Mathar, L. und Voigt, A. (1956), Seite 70
Diese Abkehr von vorwiegend sakralen Ziergegenständen hin zu profanem Gebrauchsgerät war (wie oben erwähnt) durchaus auch Ausdruck des damaligen Zeitgeistes.

 

Migration der Kupfermeister von Aachen nach Stolberg

Auf Grund limitierter Ressourcen wie bspw. Wasserkraft und/oder Arbeitskräfte sowie der teilweise entwicklungshemmenden Zunftstatuten verloren die Städte bereits im ausgehenden Mittelalter ihr Gewerbemonopol und es entstanden nicht nur in Stadtnähe, sondern weit verstreut über das ganze Land gewerblich stark verdichtete Teilregionen mit unterschiedlichsten Wirtschaftsaktivitäten. Ebeling D. (2000), Seite 11.

Ältestes Beispiel für diesen Entwicklungstrend ist die in Stolberg 1464 erfolgte Verleihung einer Parzelle zum Bau einer Hütte und eines Hammers (späterer Dollarshammer) an Kristian Hammersmede. Brecher, A. (1990), Seite 12

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Dollartshammer, Aquarell nach Walschaple von G. Dodt.

Der wohl bedeutendste Stolberger Burgherr Hieronymus von Efferen belehnte 1532 Jan Raven mit der Jan-Ravens-Mühle und Johann von dem Velde mit der Veldtmühle und war offenbar auch als Lehensgeber an der Gründung der Ellermühle beteiligt. Brecher, A. (1990) , Seite 13

Mit diesen Lehen legte Hieronymus von Efferen den Grundstock des Stolberger Messinggewerbes und sorgte damit möglicherweise nicht für den ersten, wohl aber für den wichtigsten Impuls zur Implementierung frühneuzeitlicher Ideen der Renaissance ins Stolberger Tal.

Die wohlhabenden Kupfermeister hatten in Aachen beträchtlichen Einfluss erlangt und majorisierten zeitweise als protestantische Minderheit den Stadtrat des katholischen Aachens. Allerdings wurden die Kupfermeister in Aachen durch das Kupferambacht (Zunftzwänge) in ihren Möglichkeiten stark eingeengt, wobei die teilweise rigiden Reglementierungen ursächlich durch eine standortbedingte, natürlich vorgegebene Limitierung der Ressourcen im engen Aachen begründet waren.

Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wanderten die fast ausschließlich protestantischen Aachener Kupfermeister nach Stolberg aus, was häufig mit der einsetzenden Gegenreformation und den daraus resultierenden Repressalien, also mit ausschließlich religiöser Motivation begründet wird. Wie bereits angedeutet, eroberten die in Aachen als Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs hergestellten Messingwaren neue Märkte, fanden guten Absatz und mussten in großen Stückzahlen hergestellt werden.

Wenn man bedenkt, dass nach dem Brennen des Messings zunächst relativ dicke Platten gegossen wurden, die bei der Herstellung von Fertigprodukten in den sogenannten Latschmühlen auf Blechstärke ausgehämmert werden mussten, so ist sofort einsichtig, dass eine Mechanisierung dieses Aushämmerns sicherlich sehr vorteilhaft gewesen wäre. Hierzu hätte es allerdings mechanischer Antriebskraft bedurft, die sich in ausreichender Menge eigentlich nur aus der Wasserkraft der Bachläufe gewinnen ließ. Nun wurde dieses Wasser jedoch bereits völlig von anderen Gewerbezweigen (von den Tuchmachern beispielsweise) genutzt. Es bestand sogar ein Verbot, wassergetriebene Hammerwerke zum Austreiben von Tiefwaren aus Messings zu errichten bzw. zu betreiben.

Die Zwänge, die sich aus dem Verbot der Wasserkraftnutzung ergaben, behinderten die Weiterentwicklung des Messinggewerbes ganz erheblich und waren weder mit der Idee liberaler Wirtschaftssysteme vereinbar, noch entsprachen sie der in zunehmendem Maße erhobenen Forderung nach mechanisierten Arbeitsabläufen.

Im Stolberger Tal stellte sich die Situation gänzlich anders dar als in Aachen. Die Wasserkraft des Vichtbaches wurde nur am Oberlauf von den Eisenhüttenleuten, den sogenannten Reitmeistern, genutzt und stand im mittleren bzw. unteren Talabschnitt noch weitgehend zur freien Verfügung.

Neben der Wasserkraft bot der Großraum Stolberg auch Steinkohle zum Beheizen der Öfen und den zur Messingherstellung besonders wichtigen Galmei. Fernerhin ließ sich aus den reichlich vorhandenen Buchenwaldbeständen der nahen Eifel die erforderliche Holzkohle gewinnen.

Auf Grund der offenkundig sehr günstigen Standortbedingungen im Stolberger Tal wird man unterstellen können, dass bei der Abwanderung der Kupfermeister von Aachen nach Stolberg nicht nur das Streben nach Religionsfreiheit eine Rolle gespielt hat, sondern unternehmensstrategische Erwägungen entscheidend gewesen sind. Als erster Stolberger Kupfermeister kam Leonhard Schleicher 1572 nach Stolberg, zu einer Zeit also, als die protestantischen Kupfermeister den Stadtrat im katholischen Aachen noch majorisierten. Für Leonhard Schleicher muss also die wirtschaftliche Attraktivität des Standortes im Stolberger Tal entscheidend gewesen sein. Eyll, K. van (1998):, Seite 87.

Im Zuge der nachfolgenden Entwicklung ließ sich im Stolberger Tal auch zu vorindustrieller Zeit der Trend zu weiterer Mechanisierung beobachten. Die Latschmühlen zum Austreiben der gegossenen Messingplatten wurden ganz zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch Walzwerke abgelöst  die zunächst noch mittels Wasserkraft angetrieben wurden. Dodt, G: Der historische Wanderweg von Atsch bis Elgermühle,
Hierdurch konnte die Herstellung des Bleches ganz erheblich beschleunigt werden. Außerdem waren die gewalzten Bleche bezüglich ihrer Dicke bedeutend gleichmäßiger. Ein weiterer Vorteil des Walzens bestand darin, dass man in sehr viel geringerem Maße von der Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit der Mitarbeiter abhängig war. Die Form der Walzen und die Einstellung des Walzenspaltes waren jetzt bestimmend für die Geometrie und für die Qualität des fertigen Bleches. Nicht mehr die Erfahrung und Zuverlässigkeit der Hammerknechte, sondern einstellbare Verfahrensparameter wurden bestimmend für Eigenschaften und Güte des hergestellten Produktes. Die durch maschinelle Herstellung erzielte Vergleichmäßigung von Halbzeug- und Fertigprodukten stellte ein weiteres Kriterium dar, das für die Industrialisierung kennzeichnend gewesen ist.

Auch das manuelle Austreiben von Tiefwaren mittels mechanischer, wassergetriebener Hämmer wurde im Laufe der Zeit durch ein neues Verfahren ersetzt. Das "Freihandformen" in den Tiefmühlen wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgelöst durch sogenannte Drückbänke. Konstruktion und Auslegung der Drückbänke erinnern sehr stark an Dreh- oder Drechselbänke. Im Gegensatz zum Drehen oder Drechseln jedoch handelt es sich beim Metalldrücken nicht um eine spangebende, sondern um eine plastische Verformung der zu bearbeitenden Bleche.

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Drückbank, Foto: Zinkhütter Hof.

Mit dem Verfahren des Metalldrückens wurden ein deutlich höherer Mechanisierungsgrad und eine erheblich höhere Produktivität erreicht, als dies in den vorher üblichen Tiefmühlen der Fall gewesen war. Auch hier lassen sich wieder charakteristische Merkmale der Industrialisierung erkennen. Im Vergleich zum "Freihandformen" in den Tiefmühlen, gewährleistete die fest vorgegebene Geometrie des Modells eine sehr viel höhere Gleichförmigkeit der Produkte. Außerdem konnte der Zeitaufwand pro Produktionseinheit durch die Einführung der Drückbänke erheblich reduziert werden. Hierdurch waren die Voraussetzungen für eine Großserienfertigung gegeben, die für das Industriezeitalter ebenfalls kennzeichnend und typisch war.

   

Industrielle Revolution

Mit der Entwicklung von Spinnmaschinen und mechanischen Webstühlen entstanden bereits zu vorindustrieller Zeit Produktionsstätten, die man mit Fug und Recht als Fabriken bezeichnen konnte. Aber nicht nur in der Textilindustrie, sondern in nahezu allen Produktionsbereichen setzten sich Maschinen durch, die eine Mechanisierung der Arbeitsabläufe erlaubten. Voraussetzung für den Betrieb derartiger Produktionsanlagen war natürlich die Bereitstellung entsprechender Antriebskraft.

Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend betriebssichere Dampfmaschinen eingesetzt werden konnten, zog sich bspw. die Messingindustrie aus dem Bereich des Münsterbaches (lokale Bezeichnung für den Oberlauf der Inde) zurück.

Ausnahmslos alle der insgesamt sieben „Kupfermühlen“ (Elgermühle, Gedau, Bocksmühle, Haumühle, Buschmühle Nepomucenus-Mühle und Hamm), die sich an diesem Bachlauf befanden, wurden von der Textilindustrie übernommen. Die vorhandene wasserbauliche Infrastruktur mit Teichen, Mühlgräben etc. waren insbesondere für die Aachener Textilindustrie höchst attraktiv, so dass sich im gesamten Münsterbachtal die Wirtschaftsaktivitäten vom traditionellen Messing- zum Textilgewerbe verlagerten.

Die Entwicklung der Zinkdestillation ermöglichte im 19. Jahrhundert die Herstellung von metallischem Zink, wodurch die Messingindustrie der Region den wohl wichtigsten Standortvorteil verlor. Während man in früherer Zeit zur Herstellung von 100 kg Messing 150 kg Galmei benötigte, waren jetzt zur Herstellung der gleichen Messingmenge nur noch 25 kg Zink erforderlich. Diese 6-mal kleinere Gewichtsmenge konnte jetzt mit vertretbarem logistischen Aufwand zu den Kupferhütten transportiert werden, um das Messing dort (und nicht in Stolberg) zu produzieren. Außerdem ließ sich aus dem jetzt verfügbar gewordenen Werkstoff Zink nicht nur Messing, sondern eine breite Produktpalette für die Anwendungsbereiche Haushalt, Grafik- und Baugewerbe, Architektur etc, herstellen.

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Zinkornamente im Museum Zinkhütter Hof

Letztlich bleibt festzustellen, dass es nach der Entwicklung der Zinkdestillation weder technische noch wirtschaftliche Gründe gab, die archaische Messingtechnologie weiter anzuwenden. In vielerlei Hinsicht hatte sich diese Technologie überlebt und entsprach nicht mehr den Bedürfnissen der neuen, von Industrialisierung geprägten Zeit. Den Kupfermeistern blieb also nichts anderes übrig als sich auf die Produktion von Halbzeug und/oder auf die industrielle Produktion von Fertigwaren zu verlegen. Mit dieser Strategie hatten die beiden Kupfermeister-Familien Schleicher und Prym großen und nachhaltigen Erfolg.

Die Kupfermeisterdynastie Schleicher bspw. verlegte sich auf die Herstellung von Messsing-Halbzeug. Den Betrieb verlegte man von der Atsch zum Untersten Hof, wo 1873 eine neue Produktionshalle errichtet wurde, die als weltweit erstes, industriell betriebenes Messingwerk gilt. Der Schriftzug „Ältestes Messingwerk der Welt“, der später dort angebracht wurde, lässt gewisse Rückschlüsse auf das neue Selbstverständnis der Kupfermeister zu. Offenbar setzte man sich ganz bewusst vom alten Messinggewerbe traditioneller Prägung ab und betonte ganz explizit die Zugehörigkeit zur neu entstandenen, modernen Industriegesellschaft.

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Firmen-Signet an der 1873 errichteten Produktionshalle (heutige Eisenbahnstraße),
Foto: Privat-Archiv Schleicher.


Schlussendlich kann man die technologischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, die das Ende des traditionellen Messinggewerbes verursachten, nicht nur als Niedergang, sondern in mehrfacher Hinsicht als wichtige Impulsgeber für die Weiterentwicklung unserer Region betrachten. Bei branchenübergreifender, gesamtwirtschaftlicher Sichtweise wird man besagten „Niedergang“ letztlich als Strukturwandel begreifen müssen, der im Bereich Aachen, Stolberg, Eschweiler die erste Industrielandschaft Deutschlands entstehen ließ.

   

Neuer Denkansatz in der Wissenschaft

In den Wissenschaften wurde,wie weiter oben bereits erwähnt,
Anfang der frühen Neuzeit die bis dahin übliche theoretische bzw.
philosophische Betrachtungsweise abgelöst durch Beobachtung und Experiment und den sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen. Auch hierin lässt sich eine Renaissance, eine Wiedergeburt antiker Sichtweisen und Methodik erkennen. Viele Erkenntnisse der antiken Welt, wie beispielsweise der von Archimedes als naturgesetzliches Theorem beschriebene Auftrieb von in Wasser befindlichen Gegenständen, beruhten ganz offenkundig auf Naturbeobachtung.

Dieser eigentlich uralte, im Mittelalter verloren gegangene und jetzt wiederbelebte Denkansatz führte zu einer Vielzahl von grundlegend neuen, teilweise revolutionären Erkenntnissen. An erster Stelle wäre das von Nikolaus Kopernikus um 1500 durch astronomische Beobachtung abgeleitete heliozentrische Weltbild, welches nicht die Erde, sondern die Sonne als Mittelpunkt des Universums definierte. Sein um 1507 vollendetes Werk "De revolutionibus orbium coelestium" wurde kurz vor seinem Tod 1543 veröffentlicht. Die Vorstellung eines nicht-geozentrischen Weltensystems erschütterte die Grundfesten der damaligen Zeit, da sie den Wahrheitsanspruch der Heiligen Schrift in Frage zu stellen schien. Der hieraus sich ergebende Konflikt zwischen neuer Wissenschaft und traditioneller Theologie wurde insbesondere seitens der Kirche über lange Jahrzehnte mit geradezu fundamentalistischem Fanatismus ausgetragen.

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Durchbruch zum neuen, heliozentrischen Weltbild. Abbildung eines unbekannten Künstlers, der auch als "Wanderer am Weltenrand"
bezeichnet wird. Bildquelle: Sternwarte Greifswald.

Neben den "großen" Entdeckungen brachte diese Zeit aber auch Erkenntnisse und Erfindungen von höchst praktischem Wert hervor. Die kühnen Entwürfe des genialen Künstlers und begnadeten Ingenieurs Leonardo da Vinci blieben zwar oft visionär, deuteten aber bereits den Einzug moderner technischer Einrichtungen in die Alltagswelt an. Eine Vielzahl europäischer Autoren publizierten in rascher Folge Abhandlungen mit realem, praktischem Hintergrund.

Der Arzt und Philosoph Theophrastus Paracelsus (1493-1541) erkannte beispielsweise die Bedeutung physikalischer und chemischer Zusammenhänge als Grundlage alles Lebendigen und betrachtete in seiner neu postulierten Heilkunde die Förderung der Selbsthilfe der Natur als ärztliche Hauptaufgabe. Auch vorhandenes empirisches Wissen, das schlussendlich ebenfalls auf Beobachtung und Erfahrung beruht, wurde Gegenstand des allgemeinen Interesses.


Georg Agicola, in Agricola, G. (1556): De re metallica libri XII
So bemühte sich der sächsische Humanist und Arzt Georg Agricola (1494-1555), das umfangreiche Wissen der Bergleute den allgemeinen Naturwissenschaften zugänglich zu machen. Mit seinem berühmt gewordenen Hauptwerk "De re metallica libri XII (Vom Bergwerk zwölf Bücher)" schuf er eine detaillierte, reich illustrierte Beschreibung des zeitgenössischen Berg- und Hüttenwesens und gleichzeitig das wohl bedeutendste Sachbuch der frühen Neuzeit. Die Erstellung dieses Werkes durch einen ausgewiesenen Humanisten und die Rezeption der 1556 erschienenen Erst- sowie späterer Folgeausgaben zeigen die Selbstverständlichkeit, mit der man zur Zeit der Hochrenaissance auch technisches Wissen als Teil des Kulturgutes akzeptierte. Erst "humanistisch" geprägte Bildungsschichten einer späteren Zeit kokettierten mit totalem Unverständnis naturwissenschaftlicher und insbesondere praktisch-technischer Zusammenhänge.

   

Renaissance und Technikentwicklung

Die in der Frührenaissance entwickelten pragmatischen Denkansätze sowie die allgemeine Aufgeschlossenheit gegenüber technischer Neuerungen führten dazu, dass man technische Schwierigkeiten, die teilweise schon seit längerem bestanden, erstens als solche erkannte und man sich zweitens um deren Überwindung systematisch zu kümmern begann.

Obschon die Entwürfe eines Leonardo da Vinci bezüglich der technischen bzw. praktischen Ausführung teilweise visionär blieben, waren sie letztlich Ausdruck eines neuen naturwissenschaftlichen Denkens. Diese Denkweise war geprägt von der Erkenntnis, dass die Natur - sieht man vom freien Willen des Menschen ab - determiniert ist und allgemeinen Gesetzen unterliegen müsse. Somit mussten Naturphänomene nicht nur erklärbar und vorhersehbar sein, sondern bei entsprechenden apparativen Einrichtungen zum Nutzen der Menschen einsetzbar sein.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass man im Berg- und Hüttenwesen mechanisch- technische Einrichtungen wie Wasserräder, Pumpen etc. als "Künste" bezeichnete. Dies deutet darauf hin, dass man zwischen Kunst und künstlich, also zwischen den "Schönen Künsten" und der praktischen Kunst sehr viel weniger differenzierte als heute. Diese Auffassung spiegelt sich im Werk des Leonardo da Vinci nahezu idealtypisch wider.

Die damals in enger Wechselbeziehung zueinander stehenden Kulturbegriffe Kunst, Naturwissenschaft und Technik verschmolzen in der Person des Leonardo da Vinci zu allumfassender Genialität. Seine anatomischen Studien, die auf das (damals verbotene) Sezieren von Leichen basierten, dienten nicht nur dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, sondern zugleich der wirklichkeitsnahen Darstellung des menschlichen Körpers in der bildenden Kunst.


Kehrrad, in Agricola, G. (1556): De re metallica libri XII
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit der Renaissance sowohl von der Bildung eines neuen Weltbildes als auch von einer Umgestaltung der Produktionsverhältnisse bzw. der betrieblichen Strukturen geprägt war. Natürliche Ressourcen jedweder Art sowie Mechanisierungspotenziale wurden in einem bisher kaum bekannten Maße zu Produktionszwecken in Anspruch genommen. Die intensive Nutzung der Wasserkraft (beispielsweise im Berg- und Hüttenwesen) war durchaus vergleichbar mit dem revolutionären Einfluss der Dampfmaschine, die etwa 250 Jahre später das Industriezeitalter einleitete. Besonders spektakuläre Beispiele für die Nutzung der Wasserkraft waren die vorwiegend im Bergbau eingesetzten, gewaltigen Kehrräder (Umkehrung der Drehrichtung).

 


   

Literatur und Quellen

AGRICOLA, G. (1556): De re metallica libri XII, Basel (Deutsche Übersetzung: Prescher VIII) Neudruck 1953, Düsseldorf.

Brecher, A. (1990): Geschichte der Stadt Stolberg in Daten, Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde, Band 17, Herausgeber: Stolberger Heimat- und Geschichtsverein,

Dodt, G: Der historische Wanderweg von Atsch bis Elgermühle, Faltblatt des Werbe- und Verkehrsreferates der Stadt Stolberg.

Ebeling D. (2000): Zunfthandwerk, Heimarbeit und Manufakturwesen in den Rheinlanden des 18. Jahrhunderts, in: Aufbruch in eine neue Zeit, Gewerbe, Staat und Unternehmer in den Rheinlanden des 18. Jh. Buchreihe: Der Riss im Himmel, Clemens August und seine Epoche, Band VIII,

Eyll, K. van (1998): Die Kupfermeister im Stolberger Tal in: Mühlen, Hammerwerke und Kupferhöfe im Tal der Vicht, Beiträge zur Stolberger Geschichte, Band 23,

Holtz, F. (1994): Vom Messing bis zur Großchemie. - Hrsg. Heimat- und Handwerksmuseum, Stolberg.

KOHLHAAS, A. (1965): Geschichte des Steinkohlenbergbaues im heutigen Stadtgebiete von Stolberg (Rhld), Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde, Heft 12, herausgegeben von der Stadtbücherei Stolberg.

Mathar, L. und Voigt, A. (1956): Über die Entstehung der Metall-industrie im Bereich der Erzvorkommen zwischen Dinant und Stolberg. - Schriftenreihe der O. Junker GmbH, Lammersdorf,

Möller P: Der Beginn der Neuzeit – Renaissance und Barock, Neues Wissen über die Natur zu Beginn der Neuzeit. In: http://www.philolex.de/renabaro.htm [14.01.2017].

NAGEL J.G. (2000): Standortkonkurrenz und regionaler Arbeitsmarkt in: Aufbruch in eine neue Zeit, Gewerbe, Staat und Unternehmer in den Rheinlanden des 18. Jh. Buchreihe: Der Riss im Himmel, Clemens August und seine Epoche, Band VIII.

RÜSBERG, F. (1949): Fünfzig Jahre Kali-Chemie Aktiengesellschaft.

  


   

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