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Bereits im 18. Jahrhundert lässt sich zunehmende Mechanisierung in ganz unterschiedlichen Produktionsprozessen erkennen. Beispiele hierfür sind insbesondere im Textilgewerbe zu finden, wo mit der Entwicklung von Spinnmaschinen und mechanischen Webstühlen Produktionsanlagen entstanden, die kaum mehr als Manufakturen, sondern eher als Industriebetriebe zu bezeichnen wären.
Aber nicht nur in der Textilindustrie, sondern in nahezu allen Produktionsbereichen setzten sich Maschinen durch, die eine Mechanisierung der Arbeitsabläufe erlaubten. Im Stolberger Messinggewerbe kann u.a. der zunehmende Einsatz von Walzwerken als Beispiel für diesen allgemein zu beobachtenden Trend gelten. Diese Walzwerke lösten gegen Ende des 18. Jahrhunderts die bis dahin üblichen Latschmühlen ab, wo gegossene Messingplatten auf Blechstärke ausgetrieben wurden. Voraussetzung für den Betrieb derartiger Produktionsanlagen war natürlich die Bereitstellung entsprechender Antriebskraft.
Der Einsatz von Wasser- bzw. Windmühlen und der Betrieb von Tiergöpeln lieferten nur sehr begrenzte Energiebeiträge, welche den steigenden Bedarf kaum decken konnten. Die Energiegewinnung wurde also zu einem begrenzenden Faktor, der die weitere Entwicklung in entscheidendem Maße zu hemmen drohte. Erst die Entwicklung von leistungsfähigen Dampfmaschinen löste in Wirtschaft und Technik einen Evolutionssprung aus, der mit dem Schlagwort "Industrielle Revolution" belegt ist.
Foto: Zinkhütter Hof
Im Ostflügel des Museums ist als kennzeichnendes Symbol der Industrialisierung eine Dampfmaschine aus dem Jahr 1927 mit einer Leistung von 25 PS installiert. Die seitlich angebrachte Riemenscheibe zusammen mit dem oberhalb einer Maschinengruppe angebrachten Transmissionssystem stellt ein weiteres, allgemein gültiges Charakteristikum für die Frühzeit der Industrialisierung dar. In den Industriebetrieben der damaligen Zeit fand die Dampfmaschine nämlich üblicherweise als zentrale Antriebseinheit für eine komplette Maschinenhalle Verwendung, wobei die mechanische Antriebsenergie über Riementriebe zu den einzelnen Produktionsmaschinen verteilt wurde.
Aus dieser Zeit hat sich eine Redensart bis heute erhalten. Wenn man nämlich die Arbeit beenden und Feierabend machen will, pflegt man häufig zu sagen: "Jetzt werfen wir den Riemen ab". Diese Ausdrucksweise war ursprünglich wörtlich zu nehmen, da normalerweise nur mit dem Abwerfen des Antriebsriemens die Arbeitsmaschine zum Stillstand gebracht werden konnte. Insbesondere im mundartlichen Sprachgebrauch hat sich die Redewendung "Jetz wärpe mer d'r Rehm aaf" erhalten.
Auch nach Ablösung der Dampfmaschinen durch Elektromotoren, welche betriebseigene, aufwendige Kesselhäuser entbehrlich machten, blieb das Prinzip des Zentralantriebes zunächst erhalten. Die einfache und unkritische Verlegung der Versorgungsleitungen (Kabel statt Dampfrohre) erlaubte den Einsatz von dezentralen Antriebseinheiten für einzelne Maschinengruppen, wodurch die Kraftübertragung durch Transmissionen erheblich vereinfacht wurde. Letztlich führte diese Entwicklung zum Einzelantrieb und zur heute fast schon üblichen Verwendung von mehreren Elektromotoren für eine einzige Maschineneinheit.
Ausstellungen im Zinkhütter Hof als Abriss regionaler Industriegeschichte:
Mit Volldampf in eine neue Zeit