|
Alphabet der
|
Startseite | Graphiken | Kaleidoskop | Touristisches |
Umkrücken: Durcharbeiten von Prozesschargen mittels schwerer Eisenstangen in Natriumsulfat- oder Sodaöfen, um erstens eine gute u. gleichmäßige Erwärmung zu erzielen u. zweitens die unterschiedlichen Bestandteile der Masse in möglichst direktem Kontakt zueinander zu bringen, da nur so eine vollständige Reaktion möglich wurde.
Unterster Hof: Ehemaliger, aus dem Jahr 1612 stammender u. von Servaes von der Weiden u. Konrad Östlinger erbauter Kupferhof an der heutigen Eisenbahnstraße. *BRECHER, A. (1990) Seite 18 Namengebend für diesen Kupferhof war seine geographische Lage. Er ist nämlich die in Fließrichtung der Vicht letzte und somit unterste Hofanlage, kurz vor dem Zusammenfluss von Vicht und Münsterbach.
1611 erfolgte der Kauf des Grundstückes durch den Stolberger Kupfermeister Franz Östlinger (Ostlender). 1612 traf dieser eine Vereinbarung mit Servaes von der Weiden über den Bau zweier Kupfermühlen (gelbes Kupfer). Jede dieser beiden Mühlen bestand aus 2 Wasserrädern mit je 3 Hämmern zum Austreiben von Kupfer bzw. Messing. Gespeist wurden die Wasserräder durch den Ellermühlenteichlauf, der am Ellermühlenweiher (heute Bastinsweiher) beginnt. Durch Losentscheid erhielt Servaes die zwei oberen (südlichen) Wasserräder und Östlinger die zwei unteren. Kurze Zeit später erbaute Servaes von der Weiden das Südhaus als Wohntrakt. *SCHLEICHER, K. (1974) Seite 26
Die Familie von der Weiden verpachtete 1666 und verkaufte
später
ihre Mühlen an Theodor Peltzer,
Kupfermeister auf Gedau
und später
Krautlade.
Während dieser
Zeit, nämlich 1712 wurde das Hoftor erbaut.
1718 erfolgte der Verkauf an Guilleaume Schleicher,
dem Sohn des Leonhard Schleicher vom Bernardshammer *BRECHER, A. (1990) Seite 27
Zwischenzeitlich waren die Östlinger Mühlen an
Jeremias
Hoesch, dem Eigner der Krautlade, übergegangen.
Der Sohn Guilliaume's, wiederum ein Leonhard Schleicher, erweiterte
1739 den Besitz durch Zukauf von Gelände der ehemaligen
Östlinger
Mühle von Matthias und Jeremias Hoesch.
1765 nahm Matthias Schleicher die Östlinger Mühle in
Pacht. 1806 erfolgte die vollständige Übernahme durch
seinen Sohn Matthias Leonhard Schleicher.
1848 wurde das Haupthaus in seiner heutigen Struktur von Eduard Schleicher errichtet. *BRECHER, A. (1990) Seite 51
Der technologische Umbruch in der Messingherstellung führte dazu, dass sich u.a. der Kupfermeister Johann Matthias Eduard Schleicher auf die Herstellung von Messsing-Halbzeug spezialisierte. Seinen Betrieb verlegte er von der Atsch zum Untersten Hof, wo er 1873 eine neue Produktionshalle errichtete, die als weltweit erstes, industriell betriebenes Messingwerk gilt. *BRECHER, A. (1990) Seite 65
Nicht ohne Stolz verweist der Schriftzug „Ältestes Messingwerk der Welt“, der über der Einfahrt zum Werk II der Stolberger Metallwerke (Eisenbahnstraße) angebracht war, auf die lange Tradition der industriellen Messingverarbeitung in Stolberg. Dieses Signet befindet sich heute an der südlichen Frontseite der alten, 1873 errichteten Produktionshalle und lässt gewisse Rückschlüsse auf das neue Selbstverständnis der Kupfermeister zu.
Offenbar setzte man sich ganz bewusst vom alten Messinggewerbe traditioneller Prägung ab und betonte ganz explizit die Zugehörigkeit zur neu entstandenen, modernen Industriegesellschaft. Die neue Messingtechnologie, in welcher man elementares Zink statt Galmei einsetzte, wurde als Ursache für einen tiefgreifenden Strukturwandel empfunden, der das vorindustrielle Messinggewebe zum Bestandteil der lokalen Industrialisierung werden ließ.
Matthias Leonhard Schleicher blieb also, wenn auch unter Einsatz moderner Fertigungsmethoden, dem Messinggewerbe sowie seinem Kupferhof treu und nannte seine Hofanlage fortan „Bleibtreu“.
Das
1873 erbaute Messingwerk der Fa. Schleicher um 1890. In der linken Bildhälfte sind die Gebäude des Untersten Hofes zu erkennen. Quelle: Privatarchiv Schleicher. |
Emil Schleicher (Sohn des Eduard Schleicher) baute um die Wende vom 19. zum 20 Jh. den Untersten Hof durch Hinzufügung von Jugendstilelementen u. durch Errichtung eines Renaissancegiebels um. Der Haupttrakt erhielt um 1900 einen zwiebelförmigen Turmhelm, ein zweiter folgte 1905. Die Anlage wurde von der Besitzerfamilie Hof oder Burg Bleibtreu genannt, womit der feste Wille dokumentiert werden sollte, trotz wirtsch. Schwierigkeiten, dem Stammsitz treu zu bleiben. Der gleiche Emil Schleicher legte um 1900 westlich der Hofanlage auch einen repräsentativen Landschaftsgarten an.
Nach Beschädigungen im 2. Weltkrieg wurden die Turmhelme
des Wohntraktes durch einfachere Konstruktionen ersetzt.
Der Unterste Hof kann in sofern als Besonderheit gelten, als dass
einige seiner Gebäudeteile bis vor wenigen Jahren noch zu
einem
Industriebetrieb
der Messing-Verarbeitung (STOLBERGER
METALLWERKE) gehörten.
|
|
|
Quelle: Privatarchiv Schleicher |
|
|
|
|
|
|
u. Jugendstilgalerie Fotos: Axel Pfaff |
Darstellung von Mircken an der Jugendstilgalerie
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER, A. (1990) Seiten 18, 27, 51, 64, SCHLEICHER, K. (1974) Seite 26
untertägig: bergm. Ausdruck für unterhalb der Erdoberfläche und überdeckt von Gesteins- und/oder Erdschichten (Untertagebau).
Untertagebau: Bergm. Ausdruck für das Abbauen von Lagerstätten mit Hilfe von Schacht- u. Stollensystemen.
Startseite | Graphiken | Kaleidoskop | Touristisches |