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Haas: Schächte im Grubenfeld Breinigerberg.
Haasgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg. Erzführung: hauptsächlich Galmei.
Hackenberg, Johanna geb. Jakobs, Dr. med. (1892-1971): Erste in Stolberg praktizierende Ärztin. 1920 eröffnete sie ihre Praxis in der Neustr. (heutige Salmstr.) u. verlegte diese dann später zur Zweifaller Str., wo sie (zwischen 1925 u. 1941 zusammen mit ihrem Ehemann Wilhelm Hackenberg) bis 1956 tätig war.
Halbzeug: Insbesondere in der metallverarbeitenden Industrie gebräuchlicher Ausdruck für vorgefertigte Rohmaterialformen (Halbfertigprodukte) wie beispielsweise Bleche, Bänder, Stangen, Rohre oder Coils (aufgewickeltes Metallband oder Draht).
Halde: (1.) Meist im Freien angelegtes Vorrats- bzw. Zwischenlager für Nutzstoffe, die zum Zeitpunkt ihrer Einlagerung nicht benötigt werden oder (2.) Deponie für Rest- u. Abfallstoffe.
Im Stolberger Raum lassen sich drei Haldentypen unterscheiden, die alle der oben angeführten Definition (2.) zuzurechnen sind.
1. Bergehalden: Abraum (Berge) aus den Bergwerken (Erz oder Steinkohle). Die Bergehalden befinden sich im Bereich der ehemaligen Bergbaugebiete (Erzfelder, Erzabbaugebiete, Steinkohle- Abbaufelder). Auch die Halde am Weißenberg kann als Bergehalde gelten, obschon hier als Sonderfall auch feinkörniges Flotationsmaterial vorliegt.
2. Schlackenhalden: Deponie von Hütten- Schlacke. Die augenfälligste Schlackenhalden im heutigen Stolberger Raum ist die noch in Betrieb befindliche Deponie der Bleihütte Binsfeldhammer.
Noch bis zu den 1970er Jahren war die westl. Vichttalflanke im Bereich des Stadtteils Mühle gänzlich mit Schlacke aus den oberhalb liegenden Metallhütten bedeckt (Bleihütte Münsterbusch, Zinkhütte Münsterbusch).
Auf der anderen Talseite war das Gelände um die ehemalige Zinkhütte Birkengang von Schlackenhalden überdeckt. Der Sportplatz an der Birkengangstr. beispielsweise war mitten im Haldenbereich angelegt.
Die weitestgehend vegetationslosen Haldenkörper verliehen der Gegend ein ödes, tristes, fast morbides Aussehen. Dieses Erscheinungsbild mag den Volksmund auch dazu verleitet haben, die mitten im Haldenbereich gelegene, frühere Werkssiedlung der Zinkhütte Birkengang am oberen Ende der heutigen Friedrich Ebert Str. Teufelsinsel zu nennen.
3. Reststoffhalden aus der Sodaproduktion: Nach dem Auslösen der Soda aus der Schwarzasche (Leblanc- Verfahren) blieb eine graue, übelriechende Masse zurück, die aus Kalziumsulfid, Asche, Kalk- sowie Kohleresten bestand u. als lästiger Abfallstoff deponiert wurde.
Eine derartige Halde befindet sich in der Atsch neben dem Betriebsgelände der ehemaligen Rhenania.
Hämatit (Eisenglanz, Blutstein): Trigonales Kristallsystem, Fe2O3. Hämatit bildet häufig tafelige Kristalle von meist schwarzer Farbe. Im Stolberger Raum kommt der Hämatit feinstverteilt im Vichttaler Eisenstein vor.
Hamersmede: Hammersmede
Hamm: Ehemalige Mühle an der heute
gleichnamigen
Straße in der Atsch.
Die Hamm
wurde 1592 von Mathias Peltzer
erbaut.
BRECHER, A. (1990) Seite 16
Bis 1816 wurde sie als Messing-Mühle betrieben u. bestand aus zwei Hammerwerken für Plattenmessing, einer Tiefmühle für Kessel u. einem Drahtzug. Der Drahtzug wurde bis 1867 von der Familie Schleicher betrieben.
Bereits 1865 begann die Umwidmung der Hamm-Mühle zum Textilstandort, wobei folgende Firmen hier ansässig waren:
Nach Schließung der Aktien-Spinnerei entstand auf dem Gelände der Hamm-Mühle ein Gewerbegebiet.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER, A. (1990) Seite 16,
DODT, G.: Der historische Wanderweg von Atsch bis Elgermühle,
SCHREIBER, K. und H. (2008): Im Schatten des langen Hein, Seiten 78-84
Hammer: Kurzbezeichnung für Hammerwerke u. Gebäude bzw. Höfe, wo solche installiert waren.
Der Ausdruck Hammer ist auch gebräuchlich für das Gebiet an der Zweifaller Str. zwischen Markt (heutiger Willy-Brandt-Platz) u. Binsfeldhammer. Die Verwendung des Begriffes Hammer für dieses spezielle Gelände dürfte auf den einst hier gelegenen Dollartshammer zurückgehen.
1656 erwarb Gotthard Schardinel einen auf diesem Gelände befindlichen, verfallenen Kupferhof, den er zu der damals wohl schönsten Anlage der Gegend herrichtete.
Hammerberg: Südlich der Burg- bzw. Hastenrather Str. gelegener Höhenzug (Sattel). Die Faltenstruktur dieses Sattels (Aufwölbung der Schichten) lässt sich von der Zweifaller Str. aus im Bereich Chemie Grünenthal u. Prym Werke gut erkennen. Der Sattel des Hammerberges wurde hier von der Vicht querschlägig durchschnitten u. bei der Verlegung des Vichtbachlaufes künstlich angeschnitten.
Im Bereich dieses Aufschlusses dokumentiert sich die Faltenstruktur dadurch, dass sich das Einfallen der Schichten von Nord nach Süd stetig ändert, wobei die Schichten zunächst nach Norden einfallen, in der Mitte des Aufschlusses horizontal liegen, um dann wieder (jetzt allerdings nach Süden) einzufallen.
Burg Stolberg mit Hammerberg
im Hintergrund,
Foto: A, Pfaff
Hammerberg (Grube): Erzgrube im Bereich der unter gleichem Namen bekannten Flur süd-östlich der Burg. Die Grube baute hauptsächlich auf Zinkerze u. Bleierze. Sie ist seit Mitte der 1840er Jahre vom ESCHWEILER BERGWERKS- VEREIN bzw. dessen Nachfolgerin, der ESCHWEILER GESELLSCHAFT mit einer bis zu 100 Leuten starken Belegschaft betrieben worden. Da sich die Erzmittel wenig höffig zeigten, wurde der Betrieb schon bald sehr eingeschränkt u. um die Jh.-Wende gänzlich eingestellt. Die bekanntesten Erzkörper in der Grube Hammerberg waren Fuchsgang, Mittlerer Gang u. Schürfgang, wobei letzterer die ergiebigsten Erzmittel aufwies.
Hammerfeld: In früherer Zeit gebräuchliche Bezeichnung für das Gebiet an der Zweifaller Str. zwischen Markt (heutiger Willy-Brandt-Platz) u. Binsfeldhammer. Der Name Hammerfeld leitet sich von dem Umstand ab, dass hier in der Zeit vom 15. bis 18. Jh. entlang des Vichtbaches zahlreiche Eisen- u. Kupferhämmer entstanden. Im umgangssprachlichen Gebrauch war auch der Begriff "Hammer" als Flurbezeichnung für diese Örtlichkeit gebräuchlich (opp d'r Hammer).
Im 19. u. 20. Jh. entwickelte sich in diesem Bereich eine ausgedehnte Industrielandschaft mit Betrieben der metallschaffenden bzw. -verarbeitenden, der pharmazeutischen u. der Waschmittelindustrie.
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Heutiges Hammerfeld im Bereich der Bleihütte
Binsfeldhammer. Foto: Berzelius Stolberg. |
Hammerknechte: Arbeiter in den Latsch- bzw. Tiefmühlen der Kupferhöfe, die an den wasserbetriebenen Hammerwerken das Austreiben u. Ausformen der Messingbleche besorgten.
Auf Grund des Geräuschpegels stellte sich bei den Hammerknechten häufig ausgeprägte Schwerhörigkeit ein. Durch die Nähe des spritzenden Aufschlagwassers ergaben sich feucht-kalte Arbeitsbedingungen, die zu Gichtleiden führten. Kontrakturen der Gliedmaßen waren häufig Folge des ausdauernden Krummsitzens vor den Hämmern.
Hammerknechte im Untersten Hof
Quelle: Privatarchiv Schleicher |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BRANS, H.O. (2008) Seite 107
Hammersmede, Kristian: Auch Hamersmede oder Kristian Neven von der Scharten genannt. Lehensträger u. Erbauer des wahrscheinlich ältesten Reitwerkes im Vichttal, dem späteren Dollartshammer. Die Belehnung erfolgte 1464. Kristian Hammersmede u. sein Sohn Dietrich betrieben die Anlage bis 1497, als Heinrich Dollart die Lehnsrechte übernahm.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seite 12, SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 163
Hammerstock (Bogg): Schwerer, leicht federnder (Holz-) Unterbau für den Amboss eines mechanischen Hammers (Hammerwerk, Reckhammer). Der Hammerstock verhinderte, dass der Hammer beim Aufschlag zurückprallte u. bewirkte, dass er sich im Rhythmus der Drehung der Antriebswelle bewegte.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER, K. und H. (1993) Seiten 151-155
Hammerwerk: meist wassergetriebene Einrichtung, die den Vorgang des Hämmerns mechanisierte. Das Antriebsrad trieb eine mit Nocken (Daumen oder Frösche) bestückte Welle, die durch ihre Drehung einen entsprechend montierten Hammer anhob, bis der im Eingriff befindliche Daumen bei fortschreitender Drehung den Hammer wieder freigab, wobei dieser dann durch Schwerkraft auf den Amboss niederschlug.
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Fotos: F. Holtz |
Der Amboss ruhte auf einem leicht federnden (Holz-) Unterbau, dem sogenannten Hammerstock. Hierdurch wurde sichergestellt, dass der Hammer beim Aufschlag nicht zurückprallte u. sich nur im Drehrhythmus der Antriebswelle bewegte.
Häufig waren an der Antriebswelle, die auch Spill, Mühlenbaum oder Wellenbaum genannt wurde, mehrere Daumenreihen u. Hämmer angebracht, so dass hierdurch mehrere Arbeitsplätze entstanden.
Entsprechend des jeweils gefertigten Produktes unterschied man Eisenhämmer, Kupferhämmer (gelbes Kupfer), Blechhämmer, Waffenhämmer, Sensenhämmer etc.
Hammerwerke wurden in Stolberg sowohl in den Reitwerken (recken u. Ausschmieden der Schlacke) als auch im Messing-Gewerbe zum Aushämmern von Plattenmessing (Latschmühle) u. zur Herstellung von Tiefwaren (Tiefmühle) eingesetzt (Messing - Herstellung).
Handelskammer Stolberg (Chambre consultative de manufactures, fabriques, arts et métiers): Hauptsächlich beratende Institution zur Förderung der Wirtschaftsentwicklung, die am 29. Mai 1804 auf Anregung und Geheiß der franz. Regierung gegründet wurde.
Zum Kammerbezirk gehörten die Kantone Eschweiler, Düren, Froitzheim, Monschau und Gemünd. Die Wahl des Ortes Stolberg als Sitz der Kammer unterstreicht die wirtsch. Bedeutung der damaligen Ortschaft Stolberg.
Ursprünglich gehörten der Kammer fünf Messingfabrikanten (Kupfermeister) und ein Tuchfabrikant an. Als erster Präsident fungierte der damalige Bürgermeister und Messingfabrikant Mathias Heinrich Schleicher. Diese Zusammensetzung spiegelt die lokale großgewerbliche Wirtschaftsstruktur wider. Um 1810 wurde J. W. Meigen Sekretär der Handelskammer.
Überwiegend beschäftigte die Kammer sich mit:
Zusammen mit der nahezu zeitgleich gegründeten Handelskammer in Aachen- Burtscheid kann die Stolberger Handelskammer als Vorgängerin der heutigen Industrie- und Handelskammer Aachen gelten, die 1931 durch Fusion der beiden Vorgänger- Kammern entstand.
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Rathausstraße 59, Sitz der Handelskammer von 1922 bis 1931. Foto: F. Holtz |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: THOMES, P. (2004)
Handlungs-Comite: Zusammenschluss von Kupfermeistern, welches sich u.a mit der Festlegung der Messingpreise beschäftigte. Ab 1808 fungierte J.W. Meigen als Sekretär dieser Institution.
Hängebank: Anlage an der Tagesöffnung eines Förder- Schachtes als Übergang (Umladestation) zwischen der Schachtförderung u. dem weiteren, übertägigen Transport. Die Hängebank nimmt einerseits die emporgezogenen, vollen Förderkübel bzw. Förderwagen auf, leitet diese weiter u. stellt andererseits die entleerten Förderwagen oder Gefäße zur erneuten Einfahrt in den Schacht bereit.
Der Name stammt aus dem Altbergbau u. bezeichnete den Ort, wo das Fördergefäß in den Schacht eingehängt wurde.
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Hansen, Heinrich: Aachener Kupfermeister, der 1609 von den Erben des Johannes Raven (Jan-Ravens-Mühle) die Alte Krautlade übernahm u. diese von seinem Schwiegersohn Jeremias Hoesch betreiben ließ.
Häring: Steinkohle- Flöze
Hartekohl: Steinkohle- Flöze
Hasenclever: Unternehmerfamilie, die in drei unmittelbar aufeinander folgenden Generationen mit der Leitung der CHEMISCHEN FABRIK RHENANIA betraut war.
(1) FRIEDRICH WILHELM HASENCLEVER (1809-1874): In Gevelsberg geborener, später in Aachen u. Stolberg ansässiger Apotheker u. Chemiker. Hasenclever gründete 1850 die Waldmeisterhütte u. war zwei Jahre später Mitbegründer der Rhenania. Für beide Firmen entwickelte Hasenclever ein außerordentlich erfolgreiches Unternehmenskonzept. Dieses bestand darin, zunächst Röstöfen zu entwickeln, die auf die speziellen Anforderungen des Röstens von Zinkblende zugeschnitten waren u. die dabei freiwerdenden Röstgase zur Herstellung von Schwefelsäure zu nutzen, wobei letztere wiederum zur Gewinnung von Soda erforderlich war.
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Friedrich Wilhelm Hasenclever, Quelle: H. Beckers, Bestand: Maria May |
Der Erfolg dieses Konzeptes war einerseits dadurch begründet, dass die Soda damals ein Schlüsselprodukt darstellte, u. einige wichtige Industriezweige von der Verfügbarkeit dieser Soda abhängig waren. Andererseits bestand dringender Bedarf, die Zinkblende einer Verhüttung zugänglich zu machen, da die Zinkindustrie sich rasant zu entwickeln begann u. das neue Produkt Zink zu einem begehrten Grundstoff für Massenprodukte wurde.
Zur Deckung des steigenden Erzbedarfes musste man die Erzgruben zur Teufe hin weiter vortreiben. Begründet durch die bei der Erzentstehung wirksam gewesenen Bildungsmechanismen, (Metasomatose) wechselte hierbei der Erztyp zwangsläufigerweise von Galmei nach Zinkblende. Somit ergab sich die Notwendigkeit der Blendeverhüttung u. damit auch des Röstens von Zinkblende.
Fernerhin erreichte man durch das von Hasenclever entwickelte Unternehmenskonzept eine bessere Umweltverträglichkeit der Blendeverhüttung, da die umweltschädlichen Röstgase (Schwefeldioxyd) aufgefangen u. weiterverarbeitet wurden. Dies lag auch im Interesse der Zinkproduzenten, da diese häufig Entschädigungszahlungen wegen Vegetationsschäden zu zahlen hatten.
(2) ROBERT HASENCLEVER (1841-1902): Ingenieur u. Sohn des Friedrich Wilhelm Hasenclever. Robert Hasenclever trat 1864 nach seinem Studium in das Unternehmen seines Vaters ein. Auf Grund der offenkundig stark unterschiedlichen, sich gegenseitig ergänzenden Veranlagung von Vater u. Sohn ergab sich eine exzeptionell günstige Konstellation. Während der Chemiker Friedrich Wilhelm die Prozesse in Gang gebracht u. dem Unternehmen eine durchaus visionäre Konzeption mitgegeben hatte, führte der vorwiegend als Ingenieur veranlagte Robert diese Prozesse zur techn. Reife u. machte anerkanntermaßen aus der Stolberger Rhenania die weltweit perfekteste u. produktivste Leblanc- Soda Fabrik.
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Robert Hasenclever, Quelle: H. Beckers, Bestand: Maria May |
Als sein Vater 1874 verstarb, übernahm Robert Hasenclever als Generaldirektor die Firmenleitung.
Er setzte sich für die Einrichtung einer Handelshochschule an der Aachener Technischen Hochschule ein u. hielt in den neunziger Jahren wiederholt Vorlesungen über Kaufmännische Buchführung für Techniker.
(3) MAX HASENCLEVER (+1939): Sohn des Robert Hasenclever. Nach dem Tod von Robert Hasenclever wurde 1903 zur Leitung der mittlerweile zum Großbetrieb avancierten Rhenania ein dreiköpfiges Direktorium berufen. Hierzu gehörte auch Max Hasenclever, der die Familiendynastie in dritter Generation bis zu seinem Tod fortsetzte.
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Max Hasenclever, Quelle: H. Beckers, Bestand: Maria May |
Seine Amtszeit war wesentlich geprägt von Firmenzusammenlegungen u. Unternehmensstrukturänderungen, die den Fortbestand des Rhenania-Konzerns innerhalb der neu gegründeten Kali-Chemie sicherten.
Hasenclever-Ofen: Röstöfen
Hasenclever-Helbig-Ofen: Röstöfen
Haspelförderung: Bis zur beginnenden Industrialisierung im Bergbau allgemein übliche Art der Schachtförderung. Der auch in unserer Gegend gebräuchliche Förderhaspel bestand aus einer meist hölzernen, horizontal angeordneten u. drehbar gelagerten Welle, auf welcher sich ein Seil auf- bzw. abrollen ließ. Am freien Ende dieses Seiles war der Fördertrog befestigt, in welchem das Fördergut zur Tagesoberfläche gehoben wurde.
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Förderhaspel, Quelle: G. Agricola, "De re metallica libri XII". |
Das hierzu erforderliche Drehen der Welle geschah mittels einer Kurbel von Hand. Zum Hochwuchten schwererer Lasten befand sich am anderen Ende der Welle ein zusätzliches Drehkreuz, dessen Stangen auch Haspelhörner genannt wurden. Betätigt wurden die Haspeln durch die Bergleute selbst oder durch sogenannte Haspelknechte. In späterer Zeit wurden die Förderhaspeln durch Fördermaschinen ersetzt.
Hassenberg: Erzfeld westl. des Brockenbergs gelegen.
Hastenrather Kalkwerke: Kalkstein-Bruch mit Schachtofen-Anlage westl. von Hastenrath. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. belieferten die Hastenrather Kalkwerke hauptsächlich die Concordia Hütte in Eschweiler. Der Transport erfolgte zunächst über eine Pferde- u. später über eine Drahtseilbahn.
Die Großmutter der heutigen Besitzer (Gebrüder Meyer) stammt aus der Familie zur Mühlen, welche u.a. den Steinbruch Bärenstein betrieb.
Die Hastenrather Kalkwerke produzieren heute hauptsächlich Branntkalk u. beliefern neben der Chemischen-, Papier-, Hütten- u. Zuckerindustrie in jüngerer Zeit auch die RWE mit Kalk zur Entschwefelung der Rauchgase von Braunkohlekraftwerken.
Teile des zugehörenden Steinbruchs, der in Sammlerkreisen wegen seiner reizvollen Kalkspatbildungen bekannt ist, reichen bis in .die Hastenrather Gemarkung, welche Killewittchen genannt wird.
Die Hastenrather Kalkwerke stellten Ende Juni 2012 den Betrieb ein.
Haufwerk: bergm. Ausdruck für un- bzw. nur grob vorsortiertes Gemenge aus Fördergut u. Berge, so wie es der Aufbereitung zugeführt wird.
Haumühle: Im oberen Indetal gelegene, um 1580 von Georg von Wachtendonk erbaute Kupfermühle. Zu Anfang des 19. Jh. bestand die Anlage noch aus zwei Hammerwerken zur Weiterverarbeitung von Plattenmessing u. aus zwei Drahtzügen .
Seit Mitte des 19. Jh. bis 1963 war die Haumühle Standort der Textilindustrie. Zunächst war der Tuchmacher Franz Deutz dort tätig und von 1882 bis 1963 war die Haumühle Betriebsstätte der Firma J. van Gülpen.
Heute wird die Anlage von mehreren kleineren Gewerbebetrieben genutzt. Der größte Teil der ursprünglichen Mühlengebäude fiel 1938 einem Brand zum Opfer.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
DODT, G.: Der historische Wanderweg von Atsch bis Elgermühle
Hauptschacht: Schacht
Haus Loh; ein 1895 von dem Stolberger Architekten Carl Wilhelm Schleicher für den Stolberger Industriellen Heinrich Prym errichtetes Bauwerk, das in einem Baustil errichtet wurde, der für das späte 19. Jahrhundert geradezu kennzeichnend war.
Die Architektur des 19. Jahrhunderts (der Historismus) war in hohem Maße durch die Nachahmung historischer Baustile geprägt. Insbesondere Romanik, Gotik und Klassizismus dienten als nachahmenswerte Vorbilder. Zur begrifflichen Differenzierung der nachempfundenen Architektur setzte sich allgemein die Verwendung der Vorsilbe "Neo" durch.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem aus England stammenden Tudorstil oder auch Tudorgotik genannt. Dies war in der englischen Baukunst die letzte Periode des gotischen Stils im Übergang zur Renaissance. Im 19. Jahrhundert wurde auch der frühe Tudorstil wieder aufgegriffen und fand in den ehemaligen britischen Kolonien und auf dem europäischen Festland unter der Bezeichnung Tudor Revival Verbreitung.
Ein typisches Beispiel hierfür ist die Stadtrandvilla Haus Loh am Ortsausgang von Stolberg nach Vicht. Dieses Bauwerk ist u.a. von besonderem und Reiz, weil es eine (nicht nur für Stolberg) extrem seltene Kombination deutlich erkennen lässt, nämlich die Verwendung von Zink als korrosionsbeständige Fassadenverkleidung sowie als architektonisches Gestaltungselement mit Türmchen und Zierballustraden.
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Haus Loh in Stolberg an der Zweifaller Str. Fotos: F. Holtz |
Besagte Verwendung von Zinkornamentik als Dekorations-Accessoire in der Architektur wurde begründet von dem königlich-preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel, und diese Stilvariante erfreute sich bald weltweiter Beliebtheit.
Heidchen: Kirchfeld- Heidchen
Heinrichhütte: Zinkhütte Münsterbusch
Heinrichstockwerk: Stockwerkartiger Erzkörper in der Erzgrube Diepenlinchen, der nach dem Brennesselstockwerk die bedeutendste Lagerstätte der Grube war.
Erzführung: in den oberen Teufen vorwiegend Brauneisenstein, Cerussit u. Galmei, in den unteren Bleiglanz, Blende u. Schwefelkies.
Heinrichstockwerk: Stockwerkartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg, Erzführung: Bleiglanz u. Galmei.
Heinzelmännchen: Kleinwüchsige Sagen- und Märchengestalten, die mit ihren Zipfelmützen (Kapuzentracht) unsere Vorstellung von gutmütigen, hilfsbereiten Zwergen geprägt haben. Die Heinzelmännchen gehen zurück auf kleine, römische Hausgeister, den sogenannten Penaten.
In vielerlei Sagen und Erzählungen wird berichtet, dass die Heinzelmännchen den Bauern und Handwerkern während der Nacht häufig zur Hand gingen und allerlei Arbeiten verrichteten. Als charakteristisches Beispiel sei das von August Kopisch (einem Maler und Dichter der deutschen Spätromantik 1799-1853) verfasste Gedicht von den Kölner Heinzelmännchen erwähnt.
Die Besonderheit des Gedichtes wird schon bei der Betrachtung des eigenartigen Druckbildes augenfällig. Beim bewussten, halblauten Rezitieren des Textes fällt auch ein außergewöhnlicher Sprachrhythmus auf, der auf eine gewisse stilistische Raffinesse der Dichtung hindeutet.
Kölner
Heinzelmännchenbrunnen Detaildarstellungen, Fotos: F. Holtz |
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Stark wesensverwandt mit den Heinzelmännchen waren die in unserer Gegend hausenden Killewittchen. Auch diese Kerlchen sollen, ähnlich wie die Kölner Heinzelmännchen, fleißig in Haushalt und Werkstätten tätig gewesen sein.
Während die Kölner Heinzelmännchen insbesondere durch das Gedicht von Kopisch geradezu weltbekannt wurden, sind unsere lokalen Zwergengestalten insofern fast interessanter, weil hier neben den freundlichen, hilfsbereiten Wesenszügen auch frühgeschichtliche, montanhistorische Bezüge anklingen.
Hemimorphit: Kieselzinkerz
Hemmoorer Eimer: Aus Messing hergestellter, dünnwandiger, glockenförmiger Gefäßtyp römischer Herkunft, welcher nach einem Fundort bei Cuxhaven HEMMOORER EIMER genannt wird. Bei diesem Fundort handelte es sich um ein Gräberfeld, das um die Jahrhundertwende archäologisch erschlossen wurde, wobei man eine Vielzahl römischer Messing- u. Bronze-Gefäße fand.
Hemmoorer Eimer, Niedersächsisches Landesmuseum |
Hemmoorer Eimer, Niedersächsisches Landesmuseum |
Hemmoorer Eimer nach Waller K. (1959) |
Obwohl die hier geborgenen Messinggefäße letztendlich als Bestattungsurnen Verwendung fanden, wird angenommen, dass sie ursprünglich als Hausrat, vorwiegend zum festtäglichen Gebrauch bestimmt waren. Häufig waren die Hemmoorer Eimer am oberen Rand mit einem umlaufenden, figuralen Relief-Fries versehen, welcher gelegentlich mit Silbertauschierungen (eingehämmertes Silber) u. Emaileinlagen verziert war, wodurch Attraktivität u. Wert dieser Prunkgefäße noch gesteigert wurden.
Der Wert der Eimer lag vermutlich nicht allein in dem Aussehen, sondern stand ziemlich sicher in direktem Zusammenhang mit dem Metallwert. Quelle: „archäologisch“, Zeitschrift für Archäologie im Internet, letzter Aufruf 14.04.2020
Trotz der ungewöhnlich weiten geographischen Verbreitung (MATHAR, L. und VOIGT, A. (1956) Seiten 49-50) der aus Messing gefertigten Hemmoorer Eimer (Fundpunkte vom Donauraum bis ins südliche Skandinavien), zeigen alle gefundenen Exemplare dieses Gefäßtypes (im Gegensatz zu den aus gleicher Epoche stammenden Bronzeeimern) eine auffällige Ähnlichkeit von Form, Stil u. Ausführung, was eigentlich nur unter der Annahme einer zentralen Produktion mit hohem fertigungstechn. Standard vernünftig erklärbar wird. Die geographische Lage dieser zentralen Fertigung muss aus transport-logistischen Gründen (Messing - Herstellung) mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich von damals bereits bekannten Galmei-Lagerstätten angenommen werden.
Unter Berücksichtigung von Häufigkeit u. Verteilung der Funde von Messinggefäßen des Hemmoorer Types u. unter der Annahme einer zentralen Fertigung, muss die Herkunftsregion eine hohe wirtsch. Bedeutung gehabt u. weitläufige Handelsbeziehungen unterhalten haben.
Als Herkunftsregion für diese Gefäße, zumindest aber für die zu deren Herstellung verwendete Messinglegierung, kommt u.a. das Gebiet um Breinig, Mausbach, Gressenich in Frage. Allerdings erheben auch andere Regionen in Deutschland (z.B. Wiesloch bei Heidelberg) mit gleichem Recht den Anspruch, Fertigungsort der Hemmoorer Eimer gewesen zu sein.
Letztlich spielt es aber auch kam eine Rolle, ob es tatsächlich eine zentrale Fertigung gegeben und wo sich diese Produktionsstätte befunden hat, denn das Erscheinungsbild dieser Prunkgefäße zeigt in eindrucksvoller Weise die Verwendung des Messings als Grundstoff zur Herstellung von Luxusgütern (römisches Messing).
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
MATHAR, L. und VOIGT, A. (1956) Seiten 49-50,
WILLERS. H. (1901), WERNER, J. (1936), WALLER, K. (1959), GRAUE, J.
(1976)
Henkerei: Enkerei
Henneswerk: Ehemalige Hammerwerk-Anlage zur Verarbeitung von Eisen zwischen der alten Ortslage Vicht, die damals nur aus den älteren Teilen des heutigen Unterdorfes bestand, u. dem weiter südlich gelegenen Weiler Stollenwerk. Möglicherweise ist das Henneswerk identisch mit dem bereits um 1500 existierenden Meister-Dederichs-Hammer. Der für das Henneswerk namengebende Meister Wilhelm Hennes ist für die Jahre 1552/53 schriftlich erwähnt. Neben dem Hammerwerk bestand die Anlage noch aus einer Schmiede u. wahrscheinlich aus einer Frischschmiede.
Um die Mitte des 16. Jh. wurde auf dem Henneswerk auch eine Getreidemühle eingerichtet, die ab 1664 von der Familie Hilmanns betrieben wurde.
Ab 1593 war das Hammerwerk zunächst Eigentum der Familie Schleicher, welche die Anlage zu einer Kupfermühle umbaute. Vor 1736 muss der Besitz auf Jeremias Hoesch vom Junkershammer übergegangen sein, da dieser nämlich das Henneswerk in dem genannten Jahr an Johann Werner Binsfeld verkaufte. Noch im gleichen Jahr fand eine Rückwidmung statt u. das Henneswerk diente wieder der Eisenverarbeitung. 1738 gehörte das Henneswerk wieder Jeremias Hoesch, der dort eine Eisen- Schneidmühle betrieb.
Nach dem Konkurs von Jeremias Hoesch (Junkershammer) erwarb 1760 der Bergmeister Johann Franz Eiffeler das Henneswerk im Namen einer Jungfrau Steprath, welche selbiges wiederum als Kupfermühle nutzte. Eiffelers Sohn betrieb auf dem Gelände des Henneswerkes eine Bleischmelze.
Bis 1790 fand eine erneute Umwidmung, diesmal zur Walkmühle, statt, die von Johann Heinrich Faber u. Sebastian Stoltenhoff durchgeführt wurde.
Neben einigen repräsentativen Wohnhäusern u. Schuppen ist der große Teich des Henneswerkes heute noch erhalten.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER,
K. und H. (1998) Seite 20, SCHREIBER, K. und H. (2008): Seite 13,
SCHREIBER, K. und H. (1993) Seiten 299-321
Henriette: Betriebspunkt der Erzgrube Diepenlinchen nördlich der Derichsbergerstraße im oberen, abflachenden Hang des Vichttales gelegen. Teile der Abraumhalden sind noch gut zu erkennen u. partiell von der typischen Galmeiflora überprägt.
Henriette: Schacht im Grubenfeld Breinigerberg.
Henriette: Erzfeld südwestlich von Vicht
Herd: Bergmännische Vorrichtung zum Aufbereiten von gepochtem Haufwerk. Der Herd bestand aus einem einfachen, geneigten Gerinne, durch welches ein Wasserstrom geleitet wurde, der die leichteren Bestandteile des Aufbereitungsgutes fortschwemmte. Am Boden des Gerinnes waren häufig Querleisten angebracht, an welchen sich die schwereren Bestandteile (Erze) des Mineralgemenges absetzen konnten (Dichtesortierung).
Waschherde fanden auch Verwendung zum Auswaschen von Schwermineralien aus Seifen (insbesondere Gold). Zum Auffangen auch feinster Goldflitterchen bedeckte man am unteren End des Herdes den Gerinneboden mit faserigem Textilgewebe oder mit Tierfellen. An den Textilfasern bzw. im Pelz der Tierfelle konnten sich die Goldflitterchen festsetzen u. später ausgewaschen werden.
Dieses Verfahrensdetail lieferte auch die Grundlage für die archaische Sage vom Goldenen Vlies.
Später wurden die Herde auch mit mechanischen Rüttelvorrichtungen ausgerüstet, wodurch der Vorgang der Dichtesortierung noch effektiver gestaltet werden konnte (Stoßherd, Schüttelherd).
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Waschherd, Quelle: Agricola (1556) |
Hermannstein: Schächte im Grubenfeld Breinigerberg
Hermannsteingang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg
Herrenberg: Erz-Grube zwischen Eilendorf-Nirm u. Verlautenheide. Zur Zeit der Kupfermeister galt der Herrenberg nach dem Altenberg als die bedeutendste Galmei-Lagerstätte Europas. Die Erzmittel bestanden aus einem einzelnen, an der Tagesfläche austretenden Erzkörper. GUSSONE, R. (1964) Seite 49
Die Lagerstätte ist seit 1658 bekannt und das
Bergregal hierauf
wurde 1660 durch Kaiser Leopold dem Rat der Stadt Aachen verliehen.
Nach den Aachener Ratsherren ist die Grube später Aachener
Herrenberg genannt worden. RÜBMANN,
A. (1925) Seite 14
1678 existierten bereits drei Schächte. Die Erzführung begann in einer Teufe von 50 Metern zu verarmen u. keilte bei ca. 60 Meter Teufe gänzlich aus.
Durch die Anlage eines Schachtes von 80 Meter Teufe wurde um 1845 durch die STOLBERGER GESELLSCHAFT versucht, die dort vermuteten Erzmittel zu erschließen. Die aufgefundenen Restlager waren jedoch kaum bauwürdig. Die Förderung wurde 1850 eingestellt.
Die mit Grundwasser angefüllte Haupt-Pinge, die im Volksmund Maar genannt wird, ist zwar noch vorhanden, aber nicht mehr zugänglich, da sie sich heute auf Privatgrund befindet.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
RÜBMANN, A. (1925) Seite 14 u. 22, GUSSONE, R. (1964) Seite 49
Herrenkunst: Um 1632, wahrscheinlich schon etwas früher entstandene Pumpenanlage, deren Antrieb aus zwei großen Wasserrädern bestand (Kunst). Das Aufschlagwasser wurde von der Inde abgeleitet. Die Anlage diente in Verbindung mit zwei abgeteuften Schächten der Wasserhaltung im Eschweiler Kohlberg. Die Herrenkunst befand sich im heutigen Stadtteil Eschweiler Pumpe u. ist für diesen auch namengebend gewesen.
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Quelle: Geschichtsverein Eschweiler |
Die Errichtung der Herrenkunst erfolgte auf Rechnung des Territorialherren (Grafen von Jülich), woraus sich auch der Ausdruck Herrenkunst erklärt.
Die Anlage blieb bis 1891 in Betrieb u. war von großer Bedeutung für den Abbau der Steinkohleim Eschweiler Kohlberg. Während der späteren (fast 100) Betriebsjahre der Herrenkunst wurde die Wasserhaltung durch eine Dampfmaschinen verbessert, die man 1791 in unmittelbarer Nachbarschaft, nämlich an der Einmündung der Luisenstr. in die Stolberger Str., aufgestellte hatte. Dies war die erste Dampfmaschine, die in unserer Region und gleichzeitig auch im gesamten deutschen Steinkohlenbergbau eingesetzt wurde (siehe auch Pumpenhaus Eschweiler).
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: NEUMANN F.A. (1933) Seite 7
Herrenpumpe: Herrenkunst
Hexaeder: Geometrische (Kristall-) Form in Gestalt eines Würfels. Der Name leitet sich von den sechs Begrenzungsflächen des Hexaeders ab. Hexaeder gehören zum kubischen Kristallsystem. Da der Hexaeder die denkbar einfachste Form in diesem Kristallsystem darstellt, spricht man auch von primitiv kubisch.
Typische Mineralien, die im Stolberger Raum gut ausgebildete Hexaeder bilden, sind Bleiglanz u. Pyrit.
hexagonal: Kristallsystem
Hexe: Volkstümlicher Ausdruck für Maschinen zur Herstellung von Haken u. Ösen.
Hexensagen: Erzählgeschichten um meist weibliche, mit Zauberkräften ausgestattete Menschen, deren magische, meist Unheil bringende Kräfte häufig einem Bündnis mit dem Teufel zugeschrieben wurden.
Der in der Sagentradierung früherer Zeiten üblicherweise implizierte Wahrheitsanspruch wird am Beispiel der Hexensagen besonders deutlich. Vor dem Hintergrund historischer Hexenprozesse sind die entsprechenden Sagenmotive durchaus nicht als unterhaltsame Spukgeschichten aufzufassen. Oft - viel zu oft - manifestierte sich der Wahrheitsanspruch auf schreckliche, grausame und brutalste Weise in historisch belegten Hexenverbrennungen.
Während Hexensagen, wie fast überall in der Welt, auch in Stolberg erzählt wurden, scheint der Ortsteil Zweifall in den überörtlichen, regionalen Hexenerzählungen eine besondere Rolle gespielt zu haben.
Die einsame und abgelegene Ortschaft - inmitten von dunklen Wäldern und nahezu allseits umschlossen von steilen Talflanken – machte die Einwohner von Zweifall offenbar in besonderer Weise empfänglich für Aberglaube und Hexenspuk. Vielsagend ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die auch heute noch gebräuchliche Flurbezeichnung „Finsterau“ (südlich von Zweifall in Richtung Mulartshütte).
Reitmeisterhaus in
Zweifall Foto: F. Holtz |
Den Zweifaller Hexen wird in der regionalen Sagenwelt insofern eine Sonderrolle zugeschrieben, als sie häufig als wichtige Teilnehmerinnen bei den nächtlichen Zusammenkünfte beschrieben werden. Aus einer derartigen Versammlung vernahm z.B. ein zufällig vorbeikommender Mann die Frage: „Ei, juchei, sind wir schon alle hei.?“ und die Antwort: „O nei, die von Zwiefel sind noch nit hei.“
In einem Bericht aus Schafberg (bei Hürtgenwald/Gey) heißt es: „Die Hexen ließen sich an der reich besetzten Tafel nieder. Da bemerkte eine: „Wir können noch nicht anfangen, weil die von Zweifall noch nicht da sind.“ Sie galten nämlich als die obersten. *BREIDEN. J. (1926)
In der Sagensammlung von H. Hoffmann findet sich ein ähnliches, auf Zweifall bezogenes Motivelement: Ein junger Mann aus Pier kam spät bei Nacht von einem Ausgange zurück. In der Nähe der Vikariewiese vernahm er lustige Musik und Stimmengewirr. Darüber erstaunt, kroch er durch die Hecke und sah männliche unnd weibliche Personen um einen Birnbaum tanzen. Plötzlich erscholl die Frage:
Send och die he, die zwei
Zwiefele,
Zweifall Juchhe, Juchheizia?
Auf die bejahende Antwort begann ein heiteres Zechgelage, wobei mit Wein gefüllte Becher umgereicht wurden. Da der Bursche sich mittlerweile der fröhlichen Gesellschaft genähert hatte, bot man auch ihm einen herrlichen Pokal an. Er trank mit Behagen und rief dann vor Verwunderung über das kostbare Gefäß: „Jesses, wat hat ihr ne schönen Becher!“ Kaum war aber das Wort Jesus über seine Lippen gekommen, als alles verschwand, und der Rufer nur ein Kuhhorn in der Hand hielt. Ärgerlich warf er es beiseite und suchte verdrossen seine Wohnung auf.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BREIDEN. J. (1926), HOFFMANN, H. (1914)
Hillmann: Schacht im Grubenfeld Breinigerberg.
Hillmannsgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg. Erzführung: Bleiglanz u. Blende.
Hirsch-Apotheke: 1921 in der damals noch selbständigen Gemeinde Büsbach von Hubert Theo Fell eröffnete Apotheke, die 1927 zum jetzigen Standort verlegt wurde. Durch Erkrankung des Apothekers Fell u. durch die Wirren des Krieges ergab sich zwischen 1940 u. 1950 ein reger Wechsel der Apothekenverwalter bis 1950 Karl Heinrich Lagelée die Hirsch-Apotheke zunächst als Provisor u. später als Eigentümer übernahm.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 107
Historismus: In der zweiten Hälfte des 19. Jh. vorherrschende Stilrichtung in der Architektur, die sich bereits um die Wende vom 18. zum 19. Jh. durch die Verwendung von Ideen und Stilelementen andeutete, welche der Renaissance, dem Klassizismus und der Romantik zuzuordnen sind.
Kennzeichnend für den Historismus war das Zurückgreifen auf Stilrichtungen vergangener Epochen, wobei man (im Gegensatz zur Renaissance u. zum Klassizismus) nicht nur versuchte, die Architektur der klassischen Antike nachzubilden, sondern man ließ sich bei der Entwicklung neuer Bauformen auch durch Stilelemente jüngerer Architekturepochen (z.B. Romanik, Gotik oder Barock) anregen. Zur begrifflichen Differenzierung der nachempfundenen Architektur setzte sich allgemein die Verwendung der Vorsilbe "Neo" durch.
Obwohl die Fülle von unterschiedlichen Bauformen als zeitgleicher Stilpluralismus empfunden werden mag, ist diese Vielgestaltigkeit Ausdruck einer einheitlichen Grundidee. Historismus kann als Idealisierung und Bewunderung früherer Geschichtsepochen verstanden werden. Geisteshaltung und Wertmaßstäbe, die für bestimmte Epochen als charakteristisch und kennzeichnend galten, waren Grundlage einer Symbolik, die sich häufig auf den Verwendungszweck von Bauwerken bezog.
Während neogotische Kirchen beispielsweise das Ideal mittelalterlicher Frömmigkeit symbolisierten, brachten neogotische Verwaltungsbauten die Identifikation mit dem Selbstbewusstsein mittelalterlicher Städte zum Ausdruck.
Ein weiteres Beispiel ist der Anspruch auf Gelehrsamkeit und Humanismus, der sich in Schul- bzw. Universitätsbauten der Neorenaissance manifestiert. Als geradezu exemplarisch hierfür kann in Stolberg das ehemalige Goethe-Gymnasium am Kaiserplatz gelten.
Die häufig als Stilpluralismus wahrgenommene Vielgestaltigkeit bezog sich sowohl auf die zeitgleiche Verwendung früherer Baustile als auch auf die Kombination von Architekturelementen aus unterschiedlichen Stilepochen an einem singulären Gebäude.
Mit der Architektur der Gründerzeit ist im Späthistorismus die ursprünglich hehre Idee zu lediglich ahistorischer Dekoration geworden, die dem Geltungs- bzw. Repräsentationsbedürfnis des Großbürgertums entgegenkam.
Fotos: Axel Pfaff |
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Burg um 1900 |
Altes Rathaus |
Ehemaliges Gymnasium |
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Ehemalige Handelskammer |
Zinkornamentik |
Lampe aus Stolberger Messing (um 1900) |
Hitzberg: Betriebspunkt der Erzgrube Diepenlinchen, östlich des Hauptbetriebspunktes im heutigen Steinbruch Vygen gelegen. Besagter Steinbruch wird heute von der BSR betrieben.
Auf dem Betriebsgeländes befinden sich die als Naturdenkmal ausgewiesenen Römersteine, die in der lokalen Sagenlandschaft eine Rolle spielen.
Hochofen: Schachtofen zur Verhüttung von Eisen. Im Stolberger Raum wurden Hochöfen von den Reitmeistern betrieben. Ein Hochofen war damals eine aus Bruchstein gemauerte (Rauhgemäuer), 6 bis 8 m hohe Konstruktion mit meist quadratischem Querschnitt u. einem mittig angeordneten Schacht.
Die Bezeichnung Hochofen bezieht sich weniger auf die Bauhöhe als auf die Höhe der Betriebstemperatur. Während die ursprünglichen Renn- bzw. Stücköfen Eisenklumpen (Luppen) teigiger Konsistenz lieferten, ließ sich mit Hilfe der im 14. Jh. entwickelten Hochöfen auf Grund der hohen Temperaturen flüssiges Eisen herstellen, welches beim Abstich als dünnflüssige Schmelze aus dem Ofen ausfließen konnte.
Zur feuerfesten Innenausmauerung des meist quadratischen Schachtes dürften häufig die stark quarzhaltigen Gesteine des Vichter- Konglomerates verwendet worden sein. Der feuerfeste Innenausbau bestand im unteren Teil, wo sich während der Verhüttung die Schmelze ansammelte, aus dem Gestell mit dem Windloch (Luftzufuhr durch Blasebälge) u. dem gegenüberliegenden Wallstein, durch den der Abstich erfolgte.
Über dem Gestell wurde das Ofenprofil gesetzt, dessen freier Innenquerschnitt nach oben hin zunächst stark zunahm, um sich noch weiter nach oben wiederum allmählich zur Gicht hin zu verjüngen. Als Zugang zum Windloch u. zum Wallstein dienten Aussparungen im Rauhgemäuer an zwei gegenüberliegenden Seiten (Windseite u. Formseite) des Hochofens.
Vorzugsweise wurde der Hochofen in unmittelbarer Nähe eines Talhanges errichtet. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Gichtbühne über eine Rampe erreichen ließ.
Reitwerk mit Hochofen, Aquarell von Helmut Schreiber. |
Hochofen am Zweifallshammer, Kalltal. Foto: H. Schreiber |
Die Verhüttung lief nach dem Prinzip der Reduktion ab. Hierzu wurde der Hochofen durch die Gicht mit wechselnden Lagen aus Eisenerz u. Holzkohle beschickt, wobei letztere sowohl zur Beheizung als auch als Reduktionsmittel diente. Die durch Blasebälge zugeführte Luft sorgte für hohe Verhüttungstemperaturen, die im unteren Teil des Hochofens auf über 2000oC ansteigen konnten.
Das flüssige Eisen sammelte sich im unteren Teil des Hochofens. Die ebenfalls geschmolzenen, leichteren Bestandteile des Eisenerzes schwammen als Schlacke zähflüssig oben auf u. flossen durch ein entsprechend angeordnetes Schlackenloch ab.
In einem gleichbleibenden Rhythmus von 10 bis 12 Stunden erfolgte ein Abstich durch Öffnen des Eisenloches im Wallstein, so dass das erschmolzene Eisen ausfließen konnte. Die Eisenschmelze wurde in ein dem Hochofen vorgelagertes Sandbett geleitet u. dort vergossen. Das Roheisen erhielt hier eine Form, die den Erfordernissen des späteren Verwendungszweckes entsprach.
Bei der Herstellung von Gusseisen wurden dünne, leicht zerschlagbare Platten, die sogenannten Masseln gegossen. Sollte das erschmolzene Eisen zu Schmiedeeisen weiterverarbeitet werden, stellte man zunächst die sogenannten Gösen her, die von unterschiedlicher Form (oft dreieckiger Querschnitt) u. Größe waren. Die Gösen wurden nach dem Erkalten in der Frischschmiede durch Entzug von Kohlenstoff zu Schmiedeeisen verarbeitet.
Moderne Hochöfen werden mit Windmaschinen (große Ventilatoren) u. mit vorgeheizter Brennluft (meist Regenerativ Wärmekammer System) betrieben. Im Gegensatz zu früherer Zeit werden die Gichtgase aufgefangen u. genutzt. Die Beschickung erfolgt heute mit einem vorgemischten Gemenge aus Eisenerz, Koks u. Zuschlagstoffen (z.B. Kalk).
Der Grund für die Verwendung von Koks war erstens, dass der
direkte Einsatz von Steinkohle im Hochofen nicht das zur
Verhüttung erforderliche Temperaturniveau ermöglichte, weil
die Verkokung innerhalb des Hochofens zu viel Wärme verbrauchte
und somit außerhalb (in Kokereien) erfolgen musste. Zweitens fand
man einen Weg, den Schwefel der Steinkohle, der auch nach der Verkokung
noch als Reststoff im Koks enthalten war, vom Eisen fernzuhalten.
Deshalb wurde der Hochofen zusätzlich zum Erz und zum Koks mit
gebranntem Kalk beschickt, damit sich eine basische Schlacke bilden
konnte, die den im Koks enthaltenen Restschwefel bevorzugt aufnahm.
Quelle: Neuschütz, D. (2017): Bronze, Messing, Eisen,
Stahleisen-Verlag, Düsseldorf, Seite 50
Weitere im Stichworteintrag verwendete Quellen:
HENSELING, K.O. (1989) Seite 38, SCHREIBER,
K. und H. (1993) Seiten 143-148
Hoesch: Bedeutendste Reitmeister-Familie im Vichttal. Die Familie stammte ursprünglich aus dem Eupener Land (Kettenis). Um 1560 wurde ein Zweig dieser Familie (Lenert Hoesch) in Aachen ansässig.
Der Sohn Jeremias I, später auch der Ältere genannt, heiratete in die Aachener Kupfermeister-Familie Hansen ein u. übernahm um 1610 den Kupferhof Alte Krautlade. Der Sohn wiederum, Jeremias II (der Jüngere), erwarb 1638 seine ersten Anteile am Junkershammer, dessen Besitzanteile stark zersplittert waren u. sich in häufig wechselndem Besitz befanden. Bis 1641 brachte er nach u. nach sämtliche Anteile des Junkershammer u. der Zweifaller Kirchenhütte in seinen Besitz. Insbesondere mit dem Junkershammer u. den später erworbenen bzw. errichteten Produktionsstätten Platenhammer u. Neuenhammer dominierte die Familiendynastie Hoesch das gesamte Eisenhüttengewerbe im Vichttal.
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Ehefrau Agnes, geb. Hansen Fotos: A. u. G. Paff |
Der von Katharina Hoesch geb. Prym zur Existenzsicherung ihrer beiden ältesten Söhne Jeremias u. Wilhelm 1664 gegründete Platenhammer wurde zunächst gemeinsam mit dem Junkershammer betrieben. Zwistigkeiten zwischen den beiden Brüdern führten jedoch zu einer Trennung der beiden Reitwerke u. ebenso zur Entstehung zweier, dauerhaft zerstrittener Familienzweige; den sogenannten Junkershammer- u. den Platenhammer-Hoeschs, wobei die neu entstandene Platenhammer-Linie die ältere Junkershammer-Linie später an Bedeutung bei weitem übertreffen sollte. Die gemeinsame Nutzung des Hochofens u. der Schneidmühle auf dem Junkershammer sowie die Aufteilung der nur begrenzt verfügbaren Wasserkraft führten zwischen den beiden Familienzweigen immer wieder zu Kontroversen, die teilweise bis zur höchsten Instanz, dem Reichskammergericht, durchgefochten wurden u. das gegenseitige Verhältnis über Generationen zerrütteten.
Die stark eingeschränkte Verfügbarkeit der Holzkohle (Kohlzirkelstreit) behinderte ab ca. 1700 nicht nur im Stolberger Tal die Entwicklung des Eisenhüttengewerbes. Im Vichttal kam allerdings der Umstand erschwerend hinzu, dass die Reitmeister direkt mit den Kupfermeistern um die Holzkohle konkurrierten, wobei letztere sich in einer wesentlich stärkeren wirtsch. Position befanden u. die steigenden Holzkohlepreise eher toleriern konnten. Dies führete dazu, dass bestehende Eisenwerke oft zusammen mit den dazugehörenden Wasser- oder auch Kohlrechten in zunehmendem Maße umgewidmet u. vom Messing-Gewerbe übernommen wurden. Hierdurch wurde das Eisenhüttengewerbe zum Teil verdrängt u. die Reitmeisterfamilien (insbesondere deren Söhne) verlagerten ihre Betätigungsfelder (teilweise durch Einheirat) in die Eisenerzgebiete der Eifel (Kalltal, Schleidener Tal).
Beispielsweise erwarb Eberhard Hoesch um 1800 direkt an der Kall ein größeres Areal und erhielt 1801 die Konzession zum Betrieb eines Hammerwerkes (sogenannter Zweifallshammer). Fünf Jahre später erhielt er die Genehmigung zum Errichten und Betreiben einer Hochofenanlage. Die erforderlichen Eisenerze konnten in den Gruben der Umgebung eingewonnen werden. 1830 existierten auf dem Zweifallshammer zwei Eisenschmelzen und ein Hammerwerk mit bis zu 45 Arbeitern. Die Standortbedingungen jedoch waren im schlecht erschlossenen Kalltal ungünstig und der Betrieb wurde 1866 eingestellt.
Der landschaftlich wunderschön gelegene Standort mit dem aus Bruchstein gemauerten, historischen Hochofen gehört immer noch der Familie Hoesch und wird heute hauptsächlich als Freizeitdomizil genutzt.
Zweifallshammer, Hochofen |
Familieangehörige der Neuenhammer-Linie etablierten sich auch im Raum Düren (Lendersdorf), wo sie ein besseres Wassergefälle nutzen konnten u. sich den beengten sowie zerstrittenen Verhältnissen im Vichttal entzogen. Außerdem erhofften sie sich gutes Eisenerz aus den neu angelegten Gruben im Kalltal. 1824 führte der in Lendersdorf ansässige Familienzweig erstmals in Deutschland das Puddelverfahren ein. Zur Zeit der Industrialisierung wurde im Ruhrgebiet von Mitgliedern der Familie Hoesch der unter gleichem Firmennamen bekannt gewordene Weltkonzern gegründet.
Allerdings wurden auch einige Reitwerke im Vichttal unter den gegebenen (teilweise problematischen) Bedingungen bis 1869 (Junkershammer) von der Familie Hoesch weiter betrieben.
Der letzte Reitmeister auf dem Junkershammer war Henri Hoesch (1800-1879), der neben seinen vielseitigen Handelstätigkeiten (u.a. Kardenhandel für die Textilindustrie) auch ehrgeizige Pläne zum Ausbau des Junkershammers entwickelte. U.a. strebte er eine Umstellung der Hochöfen auf Koksbetrieb an. Diese Pläne scheiterten jedoch am Widerstand seines Mitteilhabers Jeremias Reidt.
Ungeachtet der wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatten die Junkershammer-Hoeschs auch zu Anfang des 19. Jh. noch beachtlichen gesellschaftlichen Einfluss. So bekleidete beispielsweise ein Jeremias Hoesch vom Junkershammer das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Lammersdorf .
Aus einer weiteren Urkunde der Gemeinde Lammersdorf vom Mai 1821 ist ersichtlich, dass die gesellschaftliche Oberschicht nach wie vor großen Wert auf standesgemäße Verehelichung ihrer Söhne und Töchter legte. So heiratete im Mai 1821 beispielsweise Albertina Christina Hoesch vom Junkershammer den Dürener Franz Paul Schoeller, Spross der dortigen Tuchmacher- bzw. Teppichwerber-Dynastie. Fernerhin nennt die in Lammersdorf ausgestellte Heiratsurkunde als Brautmutter Elisabeth Hoesch geborene Peltzer, Tochter einer der bedeutendsten Stolberger Kupfermeister-Familien.
Auch nach der Einstellung der Eisenproduktion im Jahr 1869 blieb der als Stammsitz der Familie Hoesch zu betrachtende Junkershammer im Besitz dieser Familie.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER,
K. und H. (1998), SCHREIBER, K. und H. (1993) Seiten 159-160
Hof Bleibtreu: Unterster Hof
Hoffmann, Heinrich (1848 - 1917): Schulrektor in Düren u. Verfasser bzw. Editor einer lokalen Sagensammlung, die unter Mitwirkung zahlreicher Koautoren 1914 als zweibändiges Werk unter dem Titel "Zur Volkskunde des Jülicher Landes" erschien.
Obschon zur damaligen Zeit bei der "Überarbeitung" von Sagenmotiven häufig ausschmückendes und/oder moralisierendes Beiwerk hinzugefügt wurde, widerstand Hoffmann offenkundig der Versuchung, aus den einfachen Ereignis- und Stimmungsberichten spannende bzw. unterhaltsame Geschichten zu machen. Der Sagensammlung von Hoffmann ist zu verdanken, dass die Sagengebilde unserer Region bei der Aufzeichnung ganz bewusst und mit Bedacht in ihrer ursprünglichen Authentizität erhalten geblieben sind. HOFFMANN, H. (1914) Seite VI
In nicht wenigen Fällen wird ein einzelnes Sagenmotiv
mehrmals
aufgeführt. Hoffmann schreibt hierzu: „Wenn in der
Sagensammlung viele verwandte Sagen (Parallelsagen) auftauchen, so
geschah dies aus gutem Grunde, da gerade eine Volksvorstellung, die
solchen Sagen zugrunde liegt, durch mehrfache Belege gegenseitig
bestätigt, und nicht allein die Zuverlässigkeit der
Sagen
verbürgt, sondern auch ihre Bodenständigkeit in dem
Sagengebiet dokumentiert wird“.
HOFFMANN, H. (1914) Seite XIII
Im zweiten Band mit dem Untertitel "Sagen des Indegebietes" finden sich auch zahlreiche Sagen, deren Motivelemente sich direkt auf den Stolberger Raum beziehen.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
HOFFMANN, H. (1914) Seite VI u. VIII
Holler, Alfred (1888-1954): Kunstmaler u. Graphiker. Nach seiner Ausbildung an den Kunstakademien Düsseldorf, München, Paris u. Karlsruhe war Holler im 1. Weltkrieg als Kriegsmaler bzw. -zeichner in Wilna tätig.
Hier entdeckte er seine Vorliebe für Gassen, windschiefe Häuser u. verwunschene Winkel. In seinen Sujets spürte er von Vordergründigem verdeckte, unbeachtete Schönheiten auf. In seinen Ölbildern, Aquarellen, Holzschnitten u. Graphiken hielt er Stimmungen von Landschaften u. Stadtteilen einfühlsam fest. Holler gilt heute als einer der bedeutendsten Eifelmaler. In den graphischen Arbeiten milderte der Künstler die Härte der Kaltnadel durch eine kreidige Weichheit, die breitflächige, zeichnerisch wirkende Eindrücke entstehen lässt.
Holler passte seine Motive nicht den Vorgaben zeitgenössischer Malschulen an, dennoch rechnet man sein Werk heute dem impressionistischen Realismus zu.
Der 1937 entstandene radierte Stolberg-Zyklus umfasst 15 Motive, vorwiegend Burgansichten, Gassendurchblicke u. Kupferhöfe. Diese Serie hielt erstmals bemerkenswerte Teile der Stolberger Altstadt künstlerisch fest.
1952 überwachte Holler den Druck von 9 Stolberg-Motiven nach seinen Platten, gab Anweisungen hinsichtlich des zu verwendeten Farbtons u. signierte die Blätter in Eupen.
(alle in Privatbesitz). Fotos: Archiv Fritz u. Hilke Dzubiel. |
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Die Burg |
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Haus Stöck |
Alt-Stolberg |
Haus Schart |
An der Ellermühle |
In der Schart |
Kupferhof Weide |
Blick auf die Burg |
Evgl. Kirche im Vogelsang |
In der Enkerei |
Kirchenweg (heutiger Luciaweg) |
Am Vichtbach |
Brücke zum Sonnental |
In der Gracht (heutige Grabenstr.) |
Weniger bekannt dürften die folgende Holler'schen Darstellungen von Industrie- Anlagen sein, die als Auftragsarbeiten für die Stolberger Zink entstanden sind.
Stolberg Mühle, im Hintergrund die St. Heinrichshütte und die Bleihütte Münsterbusch. |
Pumpwerk Mariaschacht am Breinigerberg |
Fotos: Archiv Fritz u. Hilke Dzubiel. |
Blick ins Brabecketal |
Aufbereitungs- anlage Willibald. |
Alexander- schacht. |
Aurora Schacht |
Ramsbeck Fotos: Archiv Fritz u. Hilke Dzubiel. |
Holsith-Bande: Nach ihrem Anführer Johann von Holsith benannte Raubritterbande, die gegen Ende des 15. Jh. in der hiesigen Region ihr Unwesen trieb. Die Stammburg derer von Holsith lag in der Nähe der Ortschaft Hauset kurz hinter der belgischen Grenze.
1585 soll Leonhard Schleicher mit seinen Söhnen in der heutigen Burgstraße einen Überfall auf die Stolberger Witwe Anna Kessels und ihrer Tochter vereitelt haben, wobei Johann von Hosith sowie ein weiteres Mitglied der Bande tödlich verletzt wurden.
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Leonhard Schleicher bei einem
Übergriff der Holsith-Bande. Nach einem Ölgemälde von Carl Wagner, Düsseldorf. |
Holzkohle: Poröse, sehr leichte Kohle, die durch trockene Destillation (Verschwelung) von Holz gewonnen wird. Während Holzkohle heute in eisernen Retorten oder Rohröfen hergestellt wird, dienten in früherer Zeit die von den Köhlern direkt im Wald errichteten Meiler der Verschwelung des Kohlholzes.
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Holzkohle, auch nach dem Verschwelen ist die Holzstruktur noch gut zu erkennen. Foto: F. Holtz |
Zur Herstellung der Holzkohle kann im Prinzip jede Holzart genommen werden, jedoch fand bei der Verkohlung in Meilern vorzugsweise Buchenholz Verwendung. Bei dem Einsatz von vier Gewichtseinheiten eben dieses Buchenholzes ergab sich ein Ertrag von einer Gewichtseinheit Holzkohle.
Die Holzkohle besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff (ca. 80%) u. war bei der Verhüttung von Erzen als Brennstoff u. als Reduktionsmittel von größter Bedeutung. Bezüglich des Einsatzes bei metallurgischen Prozessen wurde die immer knapper werdende Holzkohle Anfang bis Mitte des 19. Jh. durch die Verwendung von Koks weitgehend abgelöst. Der rasante Aufschwung in der Stahl- u. Eisenhüttenindustrie mit den daraus resultierenden Entwicklungsimpulsen für andere Wirtschaftszweige (Industrialisierung) wurde u.a. durch den nunmehr in beliebiger Menge verfügbaren Ersatzstoff Koks ermöglicht.
In der Region um Stolberg wurde Holzkohle hauptsächlich in den Wäldern der Nordeifel (Gewäld) gewonnen u. sowohl von den Kupfermeistern als auch von den Reitmeistern als Betriebsstoff eingesetzt, wobei letztere erheblich größere Mengen benötigten. Dies lag daran, dass die Kupfermeister für den Prozess des Messingbrennens die Holzkohle ediglich als Reduktionsmittel benötigten u. zur eigentlichen Beheizung Steinkohle einsetzen konnten. Bei der von den Reitmeistern betriebenen Verhüttung von Eisen hingegen diente die Holzkohle sowohl der Reduktion der Erze als auch der Ofenbeheizung.
Nachdem um 1700 die Waldbestände der nördl. Eifel durch das Schlagen von Kohlholz bereits stark dezimiert waren, wurde die Holzkohle zunehmend knapper. Zwischen den Kupfer- u. Reitmeistern entbrannte ein heftiger Kampf (der sogenannte Kohlzirkelstreit) um diese dringend benötigte Ressource.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
HERBORG, U. (1990) Seiten 30-36, SCHREIBER,
K. und H. (1993) Seiten 348ff
Honerblech: Steinkohle-Grube im Grubenfeld Birkengang
Honigblende: Zinkblende
Honigmann Moritz (1844-1918): Chemiker u. von 1866 bis 1868 Betriebsleiter der Rhenania. Hier entwickelte Honigmann eine Laboranlage zur Herstellung von Ammoniak-Soda nach dem Solvay- Verfahren. Als sich die Firmenleitung der Rhenania weigerte, dieses moderne u. techn. überlegene Verfahren auch großtechn. zur Produktion von Soda einzusetzen, gründete Honigmann 1870 die erste deutsche Ammoniaksoda-Fabrik in Würselen, die 1910 an den Solvaykonzern überging.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: RÜSBERG, F. (1949) Seiten 33,39
Hundend: Grubendistrikt im Eschweiler Kohlberg.
Hundertmeister: Erster Mühlenschläger in einer Latschmühle.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: SCHLEICHER, K. (1974) Seite 52
Hundertschaftsversammlung: Weistum
Hunnenberg: Weistum
Hunnese: Mundartlichen Ausdruck für Arbeitskräfte, die aus dem Hunsrück zugezogen waren und in Stolberg Arbeit gefunden hatten. Der Begriff wurde später als Bezeichnung für Glasarbeiter gebräuchlich, fand aber auch als scherzhaftes Schimpfwort für etwas begriffsstutzige bzw. wenig angepasste Menschen Verwendung. GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 89
Noch in den 1950er Jahren war der Ausdruck "Hunnese" und insbesondere eine hierauf bezugnehmende, scherzhafte Alliteration (gleicher Anlaut in aufeinander folgenden Wörtern oder betonten Silben) stadtbekannt: Hänger hondert Hunnese Hüser hange hondert Häärehämde. Oder: Hinter hundert "Hunnese" Häusern hängen hundert Herrenhemden.
Mit "Hunnese Hüser" war eine zur Firma Siegwart gehörende, aus zwei Häuserblocks bestehende Wohnanlage gemeint, die sich am Verbindungsweg zwischen Kohlbusch und Hamm, der heutigen Spinnereistraße, direkt an der damals zum Münsterbusch führenden Bahnlinie befinden.
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Hunnese Hüser Foto: F. Holtz |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 89
Huppenbroich: Steinkohle- Flöze
Hut: Kleinerer Forstverwaltungsbezirk innerhalb eines Gewälds.
Huthaus: Hüttenm. Ausdruck für Umkleide- u. Waschräume in einer Hütte.
Hütte: Industrielle Anlage zur Gewinnung von Metallen aus ihren Erzen. Der Ausdruck Hütte wurde auch auf Betriebsstätten zur Herstellung von Glas übertragen.
Für den Stolberger Raum sind sowohl Metallhütten als auch Glashütten von Bedeutung gewesen. Bezüglich der Metallhütten wären Eisenhütten (Reitwerke), Bleihütten u. Zinkhütten zu nennen.
Hüttenkampagne: Dauer des ununterbrochenen Betriebs eines Hochofens, während der kontinuierlich verhüttet wurde. Das Ende einer Hüttenkampagne ergab sich zwangsläufig aus der irgendwann eintretenden Reparaturbedürftigkeit des Hochofens.
Hüttenmeister: Meist erfahrene, zuverlässige Hochofen -Arbeiter, die von den Reitmeistern zur Durchführung, Leitung u. Überwachung des Verhüttungs-Prozesses angestellt wurden.
Hütten-Weich-Blei: durch Raffination von Werkblei entstandenes Blei handelsüblicher Reinheit.
Huus (op de Huus): veralteter, mundartl. Ausdruck für Binsfeldhammer.
hydrothermal: Stadium bei der Bildung von Erzlagerstätten, für welches ein wässriges Transportmedium mit Temperaturen unterhalb 400oC charakteristisch ist (Schalenblende- Entstehung).
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