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Variszische Orogenese: Orogenese
Varnenum: Tempelbezirk zwischen Kornelimünster und Breinig, der in vor-römischer Zeit lange vor der Zeitenwende als keltische Kultstätte entstanden ist.
Verehrt wurden hier Deus (Gott) Varneno (oder Verno), welcher namengebend für die Gesamtanlage war und Dea (Göttin) Sunuxal. Letztere war, wie schon der Name vermuten lässt, eine Stammesgöttin der hier lebenden Sunuker. Varneno scheint als lokaler Quellgott verehrt worden zu sein, obschon man sich Quellgottheiten üblicherweise als weibliche Wesen vorstellte.
Hinsichtlich der Baugeschichte lassen sich insgesamt vier Entwicklungsperioden erkennen. Als augenfälligster Einschnitt muss das Jahr 70 n. Chr. gelten, als die gesamte Anlage durch einen Brand zerstört wurde.
In der vorhergehenden Periode II existierten zumindest bereits Kernbauten der beiden heute teilrestaurierten Haupttempel. Südlich der Haupttempel befanden sich einige quergelagerte Gebäude, in welchen bei den jüngsten Ausgrabungen (1989) einige Feuerstellen nachgewiesen wurden. Daher nimmt man an, dass diese Gebäude ursprünglich als Priesterwohnungen gedient haben.
Unmittelbar nach dem Brand wurde die Anlage in erweiterter
Form wieder aufgebaut. Im Zuge dessen wurden die ehemaligen
Priesterhäuser
umgestaltet, um als Außen- bzw. Nebentempel genutzt zu werden.
Aus den beiden letzten Bauperioden stammt auch die umliegende
Siedlung, der sogenannte VICVS.
Nach ersten Ausgrabungen kurz nach 1900 wurde der zentrale Tempelbereich 1989 erneut freigelegt und teilrestauriert.
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Fundamente der Anlage bei
den 1989 durchgeführten Ausgrabungsarbeiten. Foto: F. Holtz |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
CAPELLMANN,
H.B. (1961), SCHREIBER, K. und FISCHER, R. (1993) Seite 26,
KASIG, W.
(1980) Seite 151
Velau: Kupferhof im Bereich der auch heute noch unter gleichem Namen bekannten Flur am unteren Vichtbach. Der damals im Besitz des Matthias Leonhard Schleicher befindliche Kupferhof wurde 1819 von seinem Besitzer zur ersten Zinkhütte in Stolberg umgebaut (Zinkhütte Velau).
Hierdurch zog Schleicher die Konsequenz aus den neuen technologischen Möglichkeiten, die auch die Messing-Herstellung entscheidend beeinflussten (Zinkhütten). Der Standortvorteil, der bisher durch die Nähe der Zinkerz- Lagerstätten für die Messingindustrie in Stolberg gegeben war, wurde durch die Verfügbarkeit von metallischem Zink eliminiert, da man nunmehr, anders als dies beim Galmei praktikabel gewesen war, das hier hergestellte Zink ebensogut zu den Kupferhütten transportieren konnte.
Der Begriff Velau ist eine Kombination aus dem franz. Wort "vallée" für Tal und dem deutschen Ausdruck "Aue" u. kann somit als Talaue verstanden werden.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
KLASS,
G. von
(1957): Stolberger Zink, Seite 25, RÜBMANN, A. (1925) Seite 16
Veldtmühle: Feldmühle
Veltheim-Schacht: James-Grube
Vennhut: Forstbezirk zwischen Lammersdorf, Jägerhaus u. Zweifall (Gewäld).
Venwegen: Am südwestl. Rand des Stadtgebietes gelegener Ortsteil von Stolberg, der 1972 eingemeindet wurde.
Ganz in der Nähe von Venwegen befinden sich dickbankige karbonische Kalkstein-Formationen (Blaustein), welche die Basis für mehrere Steinbruchbetriebe bilden.
Verbotener Kropp: Sandgewand, geol. Störung.
Verdrängungslagerstätte: Metasomatose
Vereinigte Blei- und Zinnwerke Binsfeldhammer: 1914 gegründetes Tochterunternehmen der STOLBERGER ZINK mit Firmensitz unmittelbar unterhalb der Bleihütte Binsfeldhammer. Nach Schließung der Zinkhütte Münsterbusch wurde der Firmensitz der Vereinigte Blei- und Zinnwerke dorthin verlagert.
Vereinigte Centrum: Centrum
Vereinigte Kettenfabrik: Von Hubert Kever, Jakob Münch u. Werner Fleuster 1907 in der Schartstr. gegründetes Unternehmen zur Herstellung von Ketten. 1912 wurden die Betriebsstätten kurz unterhalb des Bernardshammers eingerichtet, wo sich das Unternehmen auch heute noch befindet.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seite 89, HAMACHER, R. (1956) Seite 41
Vereinigter Bastenberg und Dörnberg: Rheinisch- Westfälischer Bergwerksverein
Vererzung: Ausfüllung von Hohlräumen u. Poren im Nebengestein durch eingedrungene, manchmal auch imprägnierte Erze.
verhütten: Das kommerziell betriebene Ausschmelzen von Metallen aus Erzen. Im Gegensatz hierzu gehört das Aufschmelzen von Proben zu Analysezwecken in den Bereich der Dokimastik.
Im Stolberger Raum wurden hauptsächlich Zink (Zinkdestillation), Blei u. Eisen (Hochofen) verhüttet.
Verhüttung: verhütten
Versatzmaterial: Taubes Gestein, welches weder genutzt noch gefördert, sondern zum Auffüllen ausgebeuteter Grubenbaue (Tagebaue oder Stollen) Verwendung findet. Durch das Auf- bzw. Ausfüllen von untertägigen Hohlräumen ergaben sich kürzeste Transportwege für die Berge. Fernerhin konnte hierdurch ein Niederbrechen der ausgeerzten Stollen weitestgehend vermieden werden.
Verwerfung: Relativbewegung einer Gesteinsscholle an einer Gesteinsfuge, die senkrecht bzw. geneigt zur Schichtung verläuft oder das Ergebnis hiervon. (Störung)
Verwitterung: Der im Bereich der Erdoberfläche vor sich gehende, stetige Zerfall von Gesteinen. Je nach Art der Verwitterung unterscheidet man:
Augenfällige Phänomene der Verwitterung u. Erosion in unserer Region sind Bachschotter bzw. Bachsande sowie Konglomerate.
Vicht: Südl. des ursprünglichen Stadtgebietes im oberen Vichttal gelegener Ortsteil von Stolberg, der bis 1972 zur eigenständigen Gemeinde Gressenich gehörte.
Die Entwicklung des Ortes wurde entscheidend durch die Reitmeister u. deren Eisenhüttengewerbe geprägt. Grundlage dieses Eisenhüttengewerbes waren der lokal vorkommende Vichttaler Eisenstein, die Wasserkraft der Vicht (zum Antrieb von Hammerwerken, Blasebälge u. Pochwerken) sowie die waldreiche Umgebung (Kohlholz).
Ursprünglich entwickelte sich die alte Ortslage (heutiges Unterdorf) um die Vichter Hütte. Parallel hierzu entstanden anfangs noch eigenständige Siedlungsweiler um das Stollenwerk (heutiges Oberdorf) sowie um das Henneswerk. Aus diesen Siedlungskernen bildete sich die heute geschlossene, langgezogene Ortslage im Tal des Vichtbaches.
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Vichter Kirche Foto: F. Holtz |
Vichtbach: (häufig auch „die Vicht“ genannt): Fließgewässer, das kurz bei Roetgen (unterhalb der Talsperre) durch Zusammenfluss von Grölisbach u. Roetgenbach (letzterer gespeist aus Schleebach u. Dreilägerbach) gebildet wird.
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Vichtbach zwischen
Zweifall und Mulartshütte Foto: F. Holtz |
Der Wasserlauf des Vichtbaches erstreckt sich über etwa 20 km und führt (zusammen mit Inde und Rur) die abfließenden Niederschlagswässer aus großen Bereichen der niederschlagreichen Nordeifel ab.
Auf seinem Weg durch die nördlichen Eifelausläufer durchfließt der Vichtbach die Ortslage Mulartshütte und erreicht kurz vor Zweifall Stolberger Gebiet. Nach Passieren des Stadtteils Vicht durchfließt der Vichtbach das langgezogene Stadtkerngebiet von Stolberg und mündet im nördlich gelegenen Ortsteil Velau in die Inde.
In früherer Zeit war der Vichtbach standortrelevante Ressource (Lebensader gewisswemaßen) für den hiesigen Wirtschaftsraum.
Bis gegen Ende des 18. Jh. ließ sich mechanische Antriebsenergie in nennenswerter Größenordnung nur durch den Einsatz von Wasserkraft gewinnen. Zahlreiche Mühlräder entlang der Vicht trieben u.a. Erzmühlen, Blasebälge sowie Hammerwerke an. Das durch Wehre aufgestaute Wasser wurde in künstlich angelegte Teichläufe abgeleitet, wobei die Wasserführung in diesen Mühlgräben mittels schleusenartigen Konstruktionen (Arck oder Erk genannt) geregelt werden konnte. Besagte Teichläufe führten das Wasser den Mühlrädern bzw. den angelegten Vorratsweihern zu.
Die im oberen Vichttal ansässigen Eisenhüttenleute benötigten Hammerwerke hauptsächlich zum Recken (Ausschmieden) des Eisens. Im Messinggewerbe fanden Hammerwerke zum Austreiben von gegossenen Messingplatten und zum Ausformen von sogenannten Tiefwaren (Schüsseln, Kannen, Teller etc.) Verwendung.
Vichtbach
Acrylarbeiten,
Birgit Engelen
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Aus der Wasserführung des Vichtbaches und seinem Gefälle zwischen Zweifall und der Mündung in die Inde ergab sich im Jahresmittel eine potenzielle Antriebsleistung von beachtlichen 500 PS (Medianwert).
Insbesondere vor Errichtung der Dreilägerbachtalsperre, zeigte der Vichtbach das typische Verhalten eines Gebirgsbaches und führte sporadisch extreme Hochwässer. In den meisten Fällen wagte man deshalb nicht, die Wasserräder der einzelnen Gewerke direkt am Bachbett zu installieren. Stattdessen führte man den Mühlrädern das Aufschlagwasser über Mühlgräben zu, so dass man gegebenenfalls die Schleusen schließen und somit Hochwasserschäden vermeiden konnte. Außerdem ließ sich durch die Verwendung von Mühlgräben bei der vorgegebenen Topographie ein zum Betrieb der Wasserräder erforderliches, abruptes Gefälle erreichen.
Mit fortschreitender Industrialisierung kam es durch den Eintrag von Schadstoffen unterschiedlichster Art im 20. Jahrhundert insbesondere im Bereich des Unterlaufes zu einer drastischen Verschlechterung der Wasserqualität. Auf Grund umfangreicher Gewässerschutz-Maßnahmen hat sich die Wasserqualität während der letzten Jahrzehnte stetig verbessert. Selbst im Unterlauf wird heute die Gewässergüteklasse II (mäßig belastet) erreicht.
Vichter Amtshaus: Bergmeister
Vichter Hütte: Ehemaliges Reitwerk mit zugehörigem Hammerwerk (Konradshammer), das sich nördl. der heutigen Leuwstr. (hinter dem Nepomuk-Bildstock) befand.
Die Vichter Hütte dürfte bereits um 1500 in Betrieb gewesen sein; für das Jahr 1529 sind Lieferungen von Eisen urkundlich erwähnt.
1644 erwarb Jeremias Hoesch II vom Junkershammer drei Tage Reitwerk an der Vichter Hütte u. 1648 weitere sechs Tage. Der Hauptgrund für diese Erwerbungen lag in der damit verbundenen Berechtigung auf Kohlholz, die Hoesch auf den Junkershammer zu übertragen gedachte, wo er seine Eisenproduktion konzentriert hatte.
1648 erwarb auch Bernard Momma insgesamt 12 Tage Reitwerk an der Vichter Hütte. Wegen der von Hoesch geplanten Nutzungsverlagerung kam es zwischen diesem u. Momma zu Auseinandersetzungen. 1651 veräußerte Momma seine Anteile an Hoesch, der nunmehr die angestrebte Produktionsverlagerung bewerkstelligen konnte.
1655 hatten die Gebrüder Peter u. Adam Sieß die Genehmigung erhalten, auf dem alten Konradshammer einen Drahtzug einzurichten. Obschon die Verhüttung ruhte, erhoben die neuen Besitzer u. deren Nachfolger Anspruch auf die alte Holzkohle-Berechtigung, was zu längeren Streitigkeiten mit der Familie Hoesch führte. Gegen Ende des 17. Jh. kam die die alten Rechte wieder in den Besitz von Jeremias Hoesch III. Zu Anfang des 18. Jh. wurde die Vichter Hütte als Kupfermühle genutzt.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER,
K. und H. (1993) Seiten 322-341
Vichttaler Eisen: Auf der Grundlage der heimischen Eisenerz-Lagerstätten (Vichttaler Eisenstein, Limonit), der verfügbaren Wasserkraft (Antrieb von Blasebälgen, Hammerwerken sowie Pochwerken) u. des Holzreichtums der angrenzenden Eifelwälder entwickelte sich in den Taleinschnitten der oberen Vicht u. Wehe (Vicht, Zweifall, Mulartshütte, Schevenhütte) eine Eisenhüttenindustrie mit einer Vielzahl von Reitwerken, die von den Reitmeistern betrieben wurden. Der Holzreichtum der Eifelwälder war insofern von Bedeutung, als dass hier die zur Eisenverhüttung (Hochofen) erforderliche Holzkohle gewonnen werden konnte.
Zwei Weistümer der Reichsabtei Kornelimünster sowie weitere Indizien legen den Schluss nahe, dass in unserer Gegend (insbesondere im oberen Vichttal) im 13. Jh. bereits Eisen verhüttet wurde.
Die professionelle Verhüttung u. Verarbeitung von
Eisen
erfolgte im oberen Vichttal (Vicht,
Zweifall,
Mulartshütte) sowie im Wehebachtal (Schevenhütte)
durch die Reitmeister (Reitwerk),
wobei der hiesige Brauneisenstein
u. der Vichttaler
Eisenstein
verhüttet
wurden.
Zeitgleich fand aber auch noch Eisenverhüttung in
Rennöfen
statt, die vorwiegend im bäuerlichen Nebenerwerb betrieben
wurden.
Eine gewisse Rolle spielte die Herstellung von Nägeln jeglicher Art. Das Schmieden der Nägel erfolgte in Heimarbeit und wurde überwiegend von den im Tal ansässigen Bauern im Nebenerwerb betrieben, wobei die Reitmeister geschnittene Eisenstreifen als Rohmaterial lieferten und ebenfalls für den Vertrieb der Fertigware zuständig waren.
Handgeschmiedete Nägel,
erkennbar am viereckigen, mehr oder weniger quadratischen Querschnitt
der Schäfte. Foto: F. Holtz |
Das Eisenhüttengewerbe erlangte im Stolberger Raum durchaus überregionale Bedeutung, bis zu Anfang des 18. Jh. die Holzkohle knapp u. teuer wurde (Kohlzirkelstreit).
Die stark eingeschränkte Verfügbarkeit der Holzkohle behinderte nicht nur im Stolberger Tal die Entwicklung des Eisenhüttengewerbes. Im Vichttal kam allerdings der Umstand erschwerend hinzu, dass die Reitmeister direkt mit den Kupfermeistern um die Holzkohle konkurrierten, wobei letztere sich in einer wesentlich stärkeren wirtsch. Position befanden u. die steigenden Holzkohlepreise eher tolerieren konnten. Dies führete dazu, dass bestehende Eisenwerke oft zusammen mit den dazugehörenden Wasser- oder auch Kohlrechten in zunehmendem Maße umgewidmet u. vom Messing-Gewerbe übernommen wurden. Hierdurch wurde das Eisenhüttengewerbe teilweise verdrängt u. die Reitmeisterfamilien (insbesondere deren Söhne) verlagerten ihre Betätigungsfelder (teilweise durch Einheirat) in die Eisenerzgebiete der Eifel (Kalltal, Schleidener Tal).
Restbestände des Eisenhüttengewerbes konnten sich im Vichttal noch bis zum 19. Jh. halten, die meisten der existierenden Hammerwerke jedoch wurden von den Kupfermeistern für die Verarbeitung von Messing übernommen.
Vichttaler Eisenstein: Eisenoxid/-hydroxid-reiche Sand-, Ton- bzw. Siltsteine mit feinstverteiltem Limonit-bzw. Hämatit-Gehalt unterschiedlicher, meist recht geringer Konzentration. Vichttaler Eisenstein wurde früher in Obervicht, Zweifall, Mulartshütte, Rott, Friesenrath u. Hahn als Eisenerz abgebaut u. verhüttet. Trotz seines geringen Eisengehaltes bildete der Vichttaler Eisenstein, zusammen mit sporadisch auftretenden, reicheren Limonit-Konkretionen u. den Limonitmitteln aus der Oxidationszone der Zink-, Blei-, Eisen- Erzparagenese die Erzbasis für die Vichttaler Eisenhüttenindustrie (Vichttaler Eisen).
Der geringe Eisengehalt des Vichttaler Eisensteins war einer der Hauptgründe dafür, dass eine Verhüttung unrentabel wurde u. das Vichttaler Eisenhüttengewerbe im 19. Jh. stark zurückging.
Der Vichttaler Eisenstein fand häufig auch als Baumaterial Verwendung u. dominierte im Bereich seines Vorkommens das Erscheinungsbild der alten, bruchsteingemauerten Ortkerne (z.B. Zweifall).
Apfelhofstr. |
Döllscheidterstr. |
Kornbendstr. |
Kornbendstr. |
Architektur in Zweifall. Fotos: F. Holtz |
Vichttalplan: Übersichtskarte des Vichttales aus dem Jahr 1544 von E. v. Walschaple.
Vichter Konglomerat: Konglomerat
Vieille Montagne: Kurzbezeichnung für SOCIÉTÉ ANONYME DES MINES ET FONDERIES DE ZINC DE LA VIEILLE MONTAGNE (Gruben- u. Zinkhüttengesellschaft Altenberg). Die Vieille Montagne wurde 1837 von der Familie Mosselmann gegründet, als im Gebiet des Altenberges (ähnlich wie zu gleicher Zeit im Stolberger Raum) großtechn. Abbau möglich wurde. Die Vieille Montagne betrieb in Kelmis (La Calamine) eine Zinkhütte. Zur Sicherung der Erzbasis wurden die Bergbauaktivitäten nach 1850 ausgedehnt. Insbesondere im Osten von Köln (Bensberg) fuhr die Vieille Montagne Großgruben zur Gewinnung von Zink- Blei- Erzen auf. Die Zinkhütte in Kelmis stellte 1885 ihren Betrieb ein.
Villa rustica: Römisches Landgut (siehe auch Atscher Villa). Weitere Villae rusticae wurden in Gressenich und kurz bei Hastenrath ausgegraben.
Viola lutea ssp. calaminaria: Galmeiveilchen
Violentum calaminariae: Galmeiflora
Vogelmensch: im Bastinsweiher installierte Edelstahlskulptur. Entworfen und ausgeführt wurde diese Arbeit von dem in Stolberg geborenen und überregional bekannten Goldschmied und Metallbildhauer Albert Sous, der seine Kindheit in Mausbach verbrachte und während seiner ersten Berufsjahre in der Stolberger Steinwegstraße von 1969 bis 1973 als freischaffender Künstler tätig war, bevor er sein Atelier nach Würselen verlegte.
Der Vogelmensch nimmt Bezug auf das Vogelsängerlied von Hauptlehrer Ernst Grüber, welches sozusagen als Stolberger „Nationalhymne“ gelten kann. Mit dem Vogelsänger wiederum sind Bewohner des Vogelsangs gemeint, dem wohl charakteristischsten und bekanntesten Straßenzug der Stolberger Altstadt.
Die in der Skulptur dargestellte, dem Himmel zustrebende Gestalt verweist fernerhin auf die in unmittelbarer Nähe gelegene katholische Pfarrkirche St. Maria-Himmelfahrt und lässt durchaus auch Assoziationen zum Posaunenengel auf dem Turm der evangelischen Finkenbergkirche zu, die oberhalb der Altstadt auf einem Bergsporn thront. Aus der Einbeziehung der Kirchen beider christlichen Konfessionen in die Symbolik des Vogelmenschen ergibt sich, wenn man so will, auch ein deutlicher ökumenischer Aspekt.
Vogelsang: Der Begriff Vogelsang ist eine (ehemalige) Furbezeichnung, die namengebend wurde für den Kupferhof Vogelsang, für die Vogelsangkirche, für die im Altstadtbereich nach Osten führende Vogelsangstraße und letztlich auch für die Bewohner der Altstadt, den sogenannten Vogelsängern.
Populär wurden die Begriffe Vogelsang und Vogelsänger durch das sogenannte Vogelsängerlied, dessen Text und Melodie um 1900 von Hauptlehrer Ernst Grüber und dem Musiker Peter Bonaventura unter teilweiser Verwendung älterer Quellen aufgezeichnet wurde. Dieses Lied gilt auch heute noch als heimliche „Stolberger Nationalhymne“.
Zur Etymologie des Flurnamens Vogelsang
Wie der Germanist Dr. V. Palm in seiner Publikation ausführt, ist der Begriff "Vogelsang" weit verbreitet. Was Namensdeuter mit viel Phantasie und ohne Tuchfühlung mit Kennern der deutschen Flurgeschichte bisher in wissenschaftlichen Blättern zum Flurnamen „ lm Vogelsang" geäußert haben, weist einen beträchtlichen Umfang an Widersprüchen auf. Nicht weniger als sieben verschiedene Deutungen wurden vorgetragen.Der Begrff „Im Vogelsang" wurde gesehen als Kennzeichen erwachenden Naturgefühls um die Wende des 12. Jahrhunderts, als Lieblingswort der Minnesänger, in Ostelbien als Name für Ödgebiete, um Siedler aus Mittel- und Westdeutschland anzulocken. In Städten soll "Vogelsang" ein Name gewesen sein für befreite Häuser und für Gefängnisse, in Dorfgemarkungen für abgelegene Orte, wo sich verliebte Jugend ein Stelldichein gab.
Gegenüber solchen Phantasieprodukten wirkt Professor Bachs
Erklärung im 2. Band seiner Ortsnamen, Seite 235 „Ort, wo
Vögel singen" erfreulich nüchtern und glaubhaft.
Quelle: https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1965/hjb1965.32.htm Aufruf 12.02.2021
Mit dieser Lesart, nämlich „Ort, wo Vögel singen", eröffnen sich auch Möglichkeiten, plausible Bezüge zur Ortslage Stolberg herzustellen. Verlässt man nämlich die Altstadt in Richtung Donnerberg bzw. Hastenrath, so wird die Bebauung rechts der Straße von Wiesen bzw. Weideland abgelöst.
Links der Ausfallstraße befindet sich ein Steilhang, der in früherer Zeit in noch viel höherem Maße mit Dornengestrüpp bewachsen gewesen sein dürfte, als dies teilweise auch heute noch der Fall ist. Bei entsprechenden Wetterlagen wird wohl ein fröhliches und lautes Gezwitscher zu hören gewesen sein.
In Stolberg wurde aber auch noch eine andere, recht provokative Geschichte erzählt, welche sich auf die Stolberger Burgherren bezog. Stolberg nämlich war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine nicht sehr bedeutende Unterherrschaft der Grafen von Jülich und das Territorium der Herrlichkeit Stolberg war vergleichsweise klein. Somit hieß es dann irgendwann, man habe das Singen eines einzelnen Vogels im ganzen Territorialgebiet der Herrlichkeit Stolberg hören können.
Im Vogelsang, Radierung von A. Holler
Vogelsang: Kupferhof am oberen Teil der Vogelsangstraße, dessen Anfänge auf Matthias Schleicher zurückgehen. Maueranker am noch erhaltenen Herrenhaus der Anlage weisen als Zeitpunkt der Errichtung das Jahr 1617 aus.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 121
Vogelsangkirche: Die Vogelsangkirche
gehört zu den
ältesten evangelischen Gotteshäusern links des
Niederrheins.
Sie wurde in den Jahren 1647/48 von der lutherischen Gemeinde
erbaut
und hat ihre schlichte, aber sehr ansprechende Gestalt bis heute
bewahrt.
BRECHER, A. (1990) Seite 21
Zur Beschaffung der zum Kirchenbau erforderlichen Geldmittel
unternahm der damalige Pfarrer Erasmus Blum einige Kollektenreisen
durch ganz Deutschland, um insbesondere bei lutherischen
Territorialherren Spenden zu akquirieren.
SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 112
Die Stifterwappen der Familien Schleicher und Peltzer in den Südfenstern lassen erkennen, dass die lutherische Gemeinde auch von den Kupfermeistern unterstützt wurde.
Westlich der eigentlichen Kirche schließt sich fast übergangslos das Pfarrhaus an, so dass die eigentliche Funktion des Gebäudekomplexes nicht ohne weiteres zu erkennen ist. Lediglich die Apsis an der Ostseite und die Form der Kirchenfenster deuten in der Außenansicht auf einen Sakralbau hin.
Der südlich des Kirchenbaus gelegene Friedhof wurde 1686 angelegt.
Bezüglich der Bauausführung besteht zwischen der lutherischen Vogelsangkirche und der protestantischen (reformierten) Finkenbergkirche ein ganz augenfälliger Unterschied, der mit der ehemaligen Sozialstruktur der Kirchengemeinden zu erklären ist. Während die vorwiegend aus Hammer- und Ofenknechten zusammengesetzte lutheranische Gemeinde sich lediglich die bescheidene, versteckte Vogelsangkirche leisten konnte, erbauten die wohlhabenden, protestantischen Kupfermeister die eindrucksvolle Finkenbergkirche, welche, im Vergleich zur Vogelsangkirche, auch heute noch als Herrenkirche wahrgenommen wird.
Foto: F. Holtz |
Foto: F. Holtz |
Radierung von A. Holler |
Foto: Axel Pfaff |
Foto: Lea Bongard |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seite 21, HILGERS, F. (1983) Seite 11
SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 112
Vogelsängertanz: Ein von dem Düsseldorfer Künstler Gert Kiessling geschaffener Bronzebrunnen, der nach der Altstadtsanierung 1986 auf dem Alten Mark aufgestellt wurde. Der Name bezieht sich auf die Ortsbezeichnung „Vogelsang“ bzw. auf die hier lebenden Bewohnern, den sogenannten „Vogelsängern“.
Der Brunnen erinnert an die schwer arbeitenden Menschen in den
Kupferhöfen, insbesondere an die Ofenknechte, die darauf zu achten
hatten, dass die Feuer in den Schmelzöfen gleichmäßig
brannten und der Messingguss gelang.
SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 139
Die abgebildete Skulpturengruppe ist künstlerisch
überhöht und vermittelt eine fast tänzerische
Leichtigkeit. Mühsal und Qual der täglichen Arbeit in den
Kupferhöfen werden kaum erkennbar. Lediglich das in der Mitte des
Brunnens fließende Wasser verweist auf den dauernden und
quälenden Durst der von großer Hitze und ungesunden
Metalldämpfen geplagten Ofenknechte.
BRANS, H.O. (2008) Seite 107
Der den „Vogelsängern“ oftmals und gerne nachgesagte Durst hat mit Trinkfreudigkeit oder gar Trinkfestigkeit im heutigen Sinne nichts gemein.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRANS, H.O. (2008) Seite 107, SCHREIBER, K. und H. (2012) Seite 139
von Asten: Ursprünglich in Aachen ansässige Kupfermeister-Familie, die auf Grund der Konfessionsstreitigkeiten 1653 Aachen verließ u. sich in Stolberg ansiedelte. Arnold von Asten besaß hier bereits seit 1648 einen Kupferhof u. sein Bruder Johann erbaute 1658 den Kupferhof Frankental.
Die Familie von Asten hielt u.a. Anteile am Dollartshammer u. war auch hier über Generationen tätig.
Julius von Asten gründete 1858 zusammen mit Christian Lynen die Firma VON ASTEN & LYNEN, wobei von Asten eine deutliche Mehrheitsbeteiligung innehatte. Dieses Unternehmen war 1933 an der Gründung der STOLBERGER METALLWERKE beteiligt.
von Asten & Lynen: Durch Julius von Asten u. Christian Lynen 1858 *BRECHER, A. (1990) Seite 57 gegründetes Messing-Werk auf dem alten Kupferhof Frankental. An diesem Unternehmen hielt von Asten eine deutliche Mehrheitsbeteiligung.
1875 betrieb von Asten & Lynen in der Kuhklau eine Metallwarenfabrik. 1883 wurde gegenüber dem Kupferhof Frankental an der damaligen Feldstr. (heute Kupfermeisterstr.) eine Walzenstraße mit anfangs 2 u. später 3 Walzgerüsten mit Dampfbetrieb errichtet.
Kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jh. wurde die Produktion vom Kupferhof Frankental gänzlich zu den neu erstandenen Betriebsstätten auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlagert. 1897 kam hier das Strangpressverfahren *BRECHER, A. (1990) Seite 80 zur Herstellung von Messing-Stangen u. Drähten erstmals in Deutschland zur Anwendung. Ein gemeinsam mit der Firma Aschenbach (Firmensitz kurz bei Siegen) entwickeltes Trio-Warmwalzwerk wurde 1921 bei von Asten & Lynen installiert u. stellte die erste Anlage dieser Art in Deutschland dar. *BRECHER, A. (1990) Seite 105 1931 wurden die ersten Band-Glühöfen, auch Durchziehöfen genannt (Glühen), in Betrieb genommen, die gemeinsam mit der Firma Junker entwickelt worden waren.
Von Asten & Lynen war 1933 an der Gründung der STOLBERGER METALLWERKE beteiligt.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seiten 57, 80, 105, SCHLEICHER, K. (1974) Seite 85
Vorfeuer: Auf dem Kopf eines Meilers entfachtes Feuer, dessen Glut in den Feuerschacht gegeben wurde. Als Brennstoff für das Vorfeuer wurde Holzkohle u./oder unvollständig durchgekohltes Holz (Stubben) verwendet.
Vorkommen: Lagerstätte
Vorlage: Systemteil einer Destillationseinrichtung mit Dampfkühlerfunktion zum Kondensieren der bei der Destillation entstehenden Dämpfe. Vorlagen bestehen meist aus Glaskolben oder spiralförmig gewundenen Röhren aus Glas oder häufig Kupfer.
In Stolberg fanden Vorlagen u.a. bei der Zinkdestillation Verwendung. Die hier gebräuchlichen Vorlagen wurden, ähnlich wie die Muffeln, aus feuerfestem Ton gebrannt u. schlossen die offenen Enden der Muffeln ab, so dass sich die Zinkdämpfe unter Luftabschluss in der kühler gehaltenen Vorlage sammeln u. hier kondensieren konnten.
Zinkschmelzer beim Einsetzen einer Vorlage |
Vorlage, Museum Zinkhütter Hof Foto: F. Holtz |
Vorstecktuten: (Allongen) Als Kegelstumpf ausgebildete Blechhülsen, die auf die Vorlagen eines Zinkreduktionsofens aufgesteckt wurden. Die aus den Vorlagen entweichenden Restzinkdämpfe ließen sich hier zu verwertbarem, staubförmigem Zinkoxid oder zu Zinkpartikeln umsetzen, wobei letztere allerdings mit einer Oxidationshaut überzogenen waren.
Vossgang: Fuchsgang
Vürpitt (Feuerpeter): Mundartl. Ausdruck für Zinkschmelzer (Zinkreduktionsofen)
Zinkschmelzer beim Einsetzen einer Vorlage |
Zinkschmelzer beim Abziehen von flüssigem Zink aus der Vorlage. |
Zinkschmelzer beim Abziehen von flüssigem Zink aus der Vorlage. |
Vygen: Hitzberg
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