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Schabenbendmühle: Kornmühle am Münsterbach, die 1579 von Gothard von Wachtendunk errichtet wurde.
Schacht: bergm. hergestellter Zugang zum Erdinnern, der eine Lagerstätte von Übertage erschließt. Schächte können einen senkrechten, oder einen von der Senkrechten leicht abweichenden (geneigten, schräg nach unten gerichteten) Verlauf aufweisen. Bei geneigter Schachtrichtung spricht man von tonnlägigen, bei senkrechtem Verlauf von seigeren Schächten.
Geht ein Schacht von der Tagesoberfläche aus (Normalfall), spricht man von einem Tagesschacht. Ein Schacht jedoch, der innerhalb eines Stollens (ausgehend von der Stollensohle) abgeteuft ist, wird Blindschacht genannt.
Entsprechend des (vorwiegenden) Verwendungszweckes unterscheidet man:
Im Falle einer Kombination von Förder- u. Fahrschacht war auch der Begriff Hauptschacht gebräuchlich.
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Mittelalterlicher Schacht, Quelle: "De re metallica libri XII", G. Agricola. |
Auch in Stolberg wurden Schächte häufig nach Persönlichkeiten der jeweiligen Betreibergesellschaft benannt, wie beispielsweise Fetisschacht im Grubenfeld Breinigerberg oder Blumeschacht der Grubenanlage Diepenlinchen.
Schachtofen: schachtförmiger metallurgischer Ofen zur Verhüttung von Erzen (z.B. Hochofen, Bleiverhüttung), auch gebräuchlich zum Brennen von Kalk.
Schachtweitungsbau: Abbaumethode des frühen oder auch des späteren im Nebenerwerb betriebenen Kleinbergbaus. Bei dem in früherer Zeit üblichen Pingenabbau teufte man bei entsprechender Höffigkeit des Pingenzuges zur Eingewinnung von tiefer liegenden Erzmitteln bzw. Kohleflözen Schächte ab, die zum Abbau des anstehenden Fördergutes aufgeweitet wurden. Die Auserzung bzw. Auskohlung erfolgte so lange, bis der gesamte Grubenbau zu verstürzen drohte. Zur Fortsetzung des Abbaus legte man entsprechend des vermutlichen Verlaufs des Erzganges bzw. des Kohlenflözes einen neuen Schacht an.
Diese Abbaumethode ist insbesondere im Restfeld des Brockenberges (heutiges Naturschutzgebiet) noch deutlich zu erkennen. Das Gelände ist überprägt von einer Vielzahl eingestürzter Schächte, deren Anordnung und Ausrichtung an die sprichwörtliche Perlenschnur erinnern.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: STRASSMANN, A. (1999) Seite 82
Schafberg: In unmittelbarer Nähe des Glashütter Weihers gelegene Siedlungsanlage, welche zur Spiegelglashütte Münsterbusch gehörte. Die in den 1850er Jahren entstandene Baugruppe verdeutlicht das im Glashüttenbetrieb übliche Prinzip des "werksnahen" Wohnens.
Beim Zu- und Aufbereiten des Gemenges bzw. der Glasschmelze erreichte man mit den damals verfügbaren technischen Mitteln und Methoden eine nur begrenzte Gleichförmigkeit in der Prozessführung. Abweichungen in den Prozessparametern mussten letztlich durch entsprechende Variation der Verweilzeiten des Gemenges bzw. der Schmelze in den Glasöfen kompensiert werden. Hierdurch ergaben sich für die Glasarbeiter unregelmäßige und nur ungenau vorhersehbare Schichtanfangszeiten und relativ lange Bereitschaftsphasen. Somit konnte es nur von Vorteil sein, wenn die Beschäftigten in unmittelbarer Nähe der Betriebsstätten wohnten.
Andererseits ist der Schafberg ein gutes Beispiel für die in frühindustrieller Zeit allgemein gebräuchliche, großangelegte Schaffung von Wohnraum seitens der Unternehmen zur Anwerbung u. Bindung von Mitarbeitern. Hinsichtlich der Größenordnung wäre noch zu vermerken, dass von der ursprünglichen Gesamtanlage nur der Kernbereich erhalten ist.
Bildquelle: MÖLLER, H. (2001) |
Foto: F. Holtz |
von links nach rechts: Wohnsiedlung,
Glashütter Weiher, Spiegelglashütte,
Bildquelle:
MÖLLER, H. (2001)
Schafberggang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg.
Schafschwingel (Festuca ovina): schwermetalltolerante Grasart, die zu den Charakterarten der Galmeiflora gehört. Selbst innerhalb der höchst genügsamen Galmeiflora kann der Schafschwingel als Pionierpflanze angesehen werden, da er auf stark schwermetallbelasteten Böden vor allen anderen Arten zuerst Fuß fasst.
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Foto: R. Ethen |
Schalenblende: Paragenese der sulfidischen (schwefelhaltigen) Erze Zinkblende, Bleiglanz u. Markasit bzw. Pyrit, die häufig in Wechsellagerung angeordnet sind. Der Ausdruck Schalenblende leitet sich von ihrem schaligen Aufbau ab, der durch eine Vielzahl von Bildungsschüben mit oft unterschiedlichen Mineralgehalten hervorgerufen wurde (Schalenblende-Entstehung). Durch Wechsellagerung von heller (eisenarmer) u. dunkler (eisenreicher) mikro- kristalliner Zinkblende GUSSONE, R. (1964) Seiten 94-98 ergibt sich im Querschnitt häufig eine kontrastreiche Bänderung, die normalerweise von silbrigfarbenem Bleiglanz (siehe auch Strickblende) u. fast messingfarbenem Markasit bzw. Pyrit komplementiert wird. Farblich attraktive Ausbildungen der Schalenblende sind bei Mineraliensammlern höchst begehrt.
Erscheinungs- formen |
Zusammen- setzung |
Sammlung u. Fotos: F. Holtz |
Selbst in Bereichen farblich homogener Zinkblende-Lagen ist die schalige Struktur dieses Erztypes an angewitterten Oberflächen gut erkennbar, da die einzelnen Bildungsschübe Schalen oder Lagen unterschiedlicher Dichte oder Kristallit- Größe hinterlassen haben, auch wenn der Mineralgehalt völlig identisch war. Entsprechend der unterschiedlichen Dichte reagierten diese Lagen jeweils unterschiedlich auf Verwitterungsmechanismen u. wurden somit an der Oberfläche als Schalenstruktur sichtbar.
Während an der Grenze zum Nebengestein
oft eine dünne Imprägnationszone
zu beobachten ist, schließt die Abfolge an der
Oberfläche
häufig mit meist sehr kleinen Zinkblende- u./oder Markasit-
bzw. Pyritkristallen ab. Der Bleiglanz ist typischerweise innerhalb
der Abfolge als größere, idiomorphe
Kristalle
ausgeprägt, die
entweder zusammenhängende Kristallrasen oder orientiert
angeordnete
Einsprenglinge bilden u. von der in Generalrichtung verlaufenden
Bänderung um- bzw. überlagert werden.
GUSSONE, R. (1964) Seite 59 u. 70
Als typisches Primärerz kam die Schalenblende in den Stolberger Erzlagerstätten hauptsächlich erst unterhalb einer Teufe von 80 - 100 m vor u. konnte somit erst abgebaut werden, als die Grubenbaue größere Teufen erreichten. Insbesondere im Bereich der Grube Diepenlinchen bildete die Schalenblende äußerst ergiebige Erzmittel, die in Form von Gängen, Nestern oder Stockwerken vorlagen.
Da es sich bei den Bestandteilen der Schalenblende um sulfidische Erze handelte, mussten diese vor der Verhüttung geröstet werden, was insbesondere im Falle der Zinkblende sowohl zu erheblichen techn. Schwierigkeiten als auch zu Problemen hinsichtlich der Umweltverträglichkeit führte (Rösten).
Die Förderung u. Verhüttung der Schalenblende war in Stolberg kennzeichnend für den großtechn. Abbau der Lagerstätten u. für die industriell betriebene Zinkherstellung. RÜBMANN, A. (1925) Seite 16
Im Gegensatz hierzu bildete das Sekundärerz Galmei in früheren Epochen (Kupfermeister, römisches Messing) die Basis für die Messing-Herstellung.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
RÜBMANN,
A. (1925) Seite 16, GUSSONE, R. (1964) Seiten 59, 70 u. 94-98
Schalenblende-Entstehung: Die Primärerz-Körper sind aus niedrig temperierten, wässrigen Lösungen (hydrothermal) entstanden, die durch Kluft- u. Spaltsysteme in den Gebirgskörpern aufgestiegen sind, den Mineralbestand in gelöster Form mitgeführt u. diesen nach chem. Reaktion mit dem kalkigen Nebengestein ausgefällt haben.
Die zur Devon- u. Karbon-Zeit abgelagerten, bereits verfestigten Gesteine wurden vor ca. 290 Millo. Jahren während der asturischen Phase der variszischen Orogenese aufgefaltet (Falte). Später erfolgte eine weitere Deformation, die zu zahlreichen Störungen führte u. das oben erwähnte Aufsteigen der Erzlösung ermöglichte. Der Zeitpunkt des Aufstiegs ist nicht bekannt, jedoch deuten verschiedene Indizien auf ein Alter von ca. 200 Millo. Jahren hin.
Die Herkunft der Lösungen ist nicht endgültig geklärt. Häufig werden hydrothermale Bildungen durch eine Magma-Intrusion in großer Erdtiefe hervorgerufen, was jedoch für die Stolberger Erzlagerstätten nicht nachgewiesen ist und heute als kaum wahrscheinlich gilt. GUSSONE, R. (1964) Seite 9 u. 109-114
Nach neuerer Auffassung bedarf es jedoch
zur Entstehung hydrothermaler Vorgänge nicht notwendigerweise
einer Magma-Intrusion. Bei der Verfestigung von überlagerten,
meist sedimentären Lockermassen, der sogenannten Diagenese,
treten üblicherweise Temperatur- und
Druckverhältnisse
auf, die heute als durchaus hinreichend eingestuft werden, die
eingeschlossenen Porenwässer entsprechend aufzuheizen und
zu mobilisieren.
REDECKE, P.(1992) Seite 131
Bei der Versenkung und Überdeckung von Sedimenten
wurden
nämlich die Porenvolumina ganz erheblich reduziert. Durch
diese Kompression ergab sich bei entsprechenden Wegsamkeiten im
Gebirgskörper (Störungen mit Kluft- und
Spaltsystemen)
zwangsläufigerweise eine aszendente Relativbewegung der
eingeschlossenen
Porenwässer. Die Temperierung der Fluide wird sowohl dem
Geothermalgradienten
als auch exothermen Reaktionen zugeschrieben. Als potentielle
Liefergesteine für die Metalle werden die Gesteinskomplexe
des Devonkarbons angesehen, deren feinstverteilte Metallgehalte
bei großflächigem Kontakt mit den Fluiden in
Lösung
gegangen sein dürften.
REDECKE, P.(1992) Seite 135
Zur Erklärung der Tatsache, dass die Stolberger
Lagerstätten
ausschließlich an Kalkstein
und Dolomit gebunden
sind, werden
mehrere Gründe angeführt, die sich bezüglich
ihrer
Wirkung gegenseitig ergänzten. Während sich im
Kalkstein-
bzw. Dolomitgebirge bei tektonischer
Deformation dauerhafte Brüche ergeben, kann in
Tonsteinformationen
bei gleicher tektonischer Belastung durchaus eine plastische Verformung
auftreten ohne dass es zur Bruchbildung kommt. Daher entstanden
Aufstiegswege vorzugsweise dort, wo Störungen die
Kalksteinzüge
durchschlagen.
REDECKE, P.(1992) Seite 129
Die so entstandenen Wegsamkeiten werden zusätzlich auch durch Karst- Phänomene, die ebenfalls bevorzugt im Karbonatgebirge auftreten, aufgeweitet worden sein. Im Bereich der Kalksteinzüge kam es beim Aufstieg der hydrothermalen Fluide zu einer durch Karbonatlösung verursachten, metasomatischen Erweiterung der Gangräume, was einer Blockierung der Fließkanäle entgegenwirkte. REDECKE, P.(1992) Seite 137
Die Karbonatlösung begünstigte ihrerseits wiederum das Ausfällen der mitgeführten Metallsulfide. Abhängig vom Lösungsdargebot und von der Ganggröße bildeten sich die Vererzungen entweder als Kluftauskleidungen oder als Kluftfüllungen aus.
Erfahrungen mit Hydrothermalsynthesen zeigen, dass die Bildungstemperaturen zwischen 100 u. 200oC gelegen haben müssen, da die Zinksulfide neben der üblichen, kubischen Kristallisationsform (Zinkblende) auch in Form des hexagonal aufgebauten Wurzits vorliegen.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
REDECKE,
P.(1992) Seiten 129, 131, 135, 137, GUSSONE, R. (1964) Seite 9 u. u.
109-114
Schardinel, Gotthard: Ursprünglich Aachener Kupfermeister, der 1656 nach Stolberg kam u. in der Gemarkung Hammer einen verfallenen Kupferhof kaufte, den er zu der damals wohl schönsten Anlage der Gegend herrichtete. Mit seinen insgesamt 20 Messing-Schmelzöfen galt er damals als einer der bedeutendsten Kupfermeister.
Schart: Ehemaliger Kupferhof am früheren Oberstolberger Markt (heute Heinrich Böll Platz) in dem Winkel zwischen der Straße ‘In der Schart‘ u. dem Vichtbach. Die Schart wurde zusammen mit dem Knautzenhof kurz vor 1600 von Leonhard Schleicher für seine Söhne als Doppelhofanlage erbaut. SCHLEICHER, K. (1974) Seite 15
Das heutige Erscheinungsbild der Schart ist geprägt durch einen 1808 erfolgten Umbau, wobei die ursprünglich schlichten Außenfassaden eine grundlegende Änderung erfuhren und der Hauptzugang von der Nordseite (heute noch bestehende bzw. erkennbare Torbögen) zur Westseite verlegt wurde.
Eckquader und Fenstergewände aus landschaftstypischem Blaustein gliedern in eindrucksvoller Weise die äußeren Bruchsteinfassaden. An der Westseite des Gebäudes wird die mittlere der sieben Vertikal-Achsen im Erdgeschoss durch eine Tordurchfahrt mit darauf zulaufender Vichtbachbrücke betont. Darüber befindet sich ein auf Konsolen ruhender Balkon mit filigranem Eisengitter. Nach oben schließt ein Ziergiebel im Dachgeschoss die Mittelachse dieses imposanten Baukörpers ab. Somit wandelte sich dieser Hof von einem ursprünglich festungsartig angelegten Bauwerk zu einer Anlage mit fast residenzartigem Charakter eines eleganten Stadtdomizils.
Die Schart erfuhr 1719 als erster Kupferhof eine Nutzungswandlung, als Matthias von Asten dort eine Tuchmanufaktur einrichtete.
1874 fiel die Anlage an die Stadt und wurde im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte neben der Verwendung als Wohnanlage auch als „Kinderverwahranstalt“, Stadtbücherei, Schule sowie letztlich auch als Gastronomiebetrieb genutzt.
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Hinterer Innenhof |
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A. Holler |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seite 27, HILGERS, F. (1983) Seite 16
SCHLEICHER, K. (1974) Seite 15
Schätzmeister: Beamter der Forstverwaltung (Gewäld, Hut), der das für einen Kohlen-Meiler zugewiesene Holz aufmaß u. die Abgaben für die Holzkohle (Stockgeld) festsetzte. Dieser Vorgang wurde auch Dohnung genannt.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER,
K. und H. (1993) Seite 357
Scheibenreißer: Arbeiter in einer Kupferhütte, die das an der Oberfläche der Schmelze durch Wasseraufgabe erstarrte Kupfer mit Zangen fassten und aus dem Tiegel zogen. Die so ausgebrachten fladenförmigen u. handlichen Kupferscheiben gingen damals als Stückkupfer in den Handel.
Das nach dieser Methode hergestellte Stückkupfer (aus Mansfeld beispielsweise) wurde in Stolberg von den Kupfermeistern zur Herstellung von Messing eingesetzt.
Kupferscheibe aus Mansfeld Foto: F. Holtz |
Neben der Portionierung von Stückkupfer aus der Schmelze hatte dieses Verfahren einen weiteren Vorteil.
Im ausgehenden Mittelalter führte der wachsende Bedarf an Münzsilber zur Entwicklung des Seigerhüttenprozesses, mit dessen Hilfe man den Silbergehalt aus Rohkupfer extrahieren konnte. Hierzu stellte man zunächst eine Kupfer-Blei-Legierung her, wobei sich die beiden Metalle auf Grund unterschiedlicher Schmelzpunkte später wieder trennen ließen. Bedingt durch die gute Löslichkeit von Silber in Bleischmelzen sammelten sich die Silberanteile im Blei an u. wurden somit dem Kupfer entzogen. Das Silber konnte alsdann in Treiböfen durch Oxidation des Bleis gewonnen werden.
Das geseigerte Kupfer konnte also durchaus noch Restbestandteile Blei enthalten u. das Verfahren des Scheibenreißens lässt sich als weitere Seigerstufe auffassen. Mit Annäherung an den Erstarrungspunkt wird die Bleilöslichkeit in der Kupferschmelze stark reduziert. Beim Erstarren des Kupfers wird das flüssig bleibende Blei somit abgeschieden u. sinkt auf Grund der höheren Dichte nach unten ab, wo es mit dem verbleibenden Kupfer wiederum in Lösung geht. Hieraus ergab sich zunächst eine nochmalige Reduzierung des Bleigehaltes in den erstarrten Kupferscheiben. Andererseits erfolgte ein Aufkonzentrieren des Bleis in der Restschmelze, die letztlich wieder dem eigentlichen Seigerprozess zugeführt werden konnte.
Schevenhütte: Am östl. Rand des Stadtgebietes im Wehebachtal gelegener Ortsteil von Stolberg, der bis 1972 zur eigenständigen Gemeinde Gressenich gehörte.
Die Entwicklung des Ortes wurde entscheidend durch die Reitmeister u. deren Eisenhüttengewerbe geprägt. Grundlage dieses Eisenhüttengewerbes waren die Wasserkraft der Wehe (zum Antrieb von Hammerwerken, Blasebälgen u. Pochwerken) sowie die waldreiche Umgebung (Kohlholz) u. die nahe gelegenen Eisenerz-Lagerstätten.
Schießl, Maximilian, Dr. med. (1898-1986): Praktischer Arzt in Stolberg, der von 1926 zunächst in der Rathausstr. u. bis 1977 in der Rosentalstr. praktizierte. Seine langjährige Tätigkeit in Stolberg wurde nur durch den Militärdienst (1941-1943) im zweiten Weltkrieg unterbrochen.
Dr. Schießl war ab 1954 für mehr als 20 Jahre als Vorsitzender der Aachener Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein u. der Kreis- u. Abrechnungsstelle Aachen-Land tätig. 1967 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Schieverling: Alter Flurname für die Geländesenke, welche nördl. der Straße von Mausbach nach Gressenich liegt u. bis Diepenlinchen bzw. bis zum Hitzberg reicht. Der Schieverling ist auch Gegenstand zahlreicher Sagen gewesen, die von einem uralten Bergwerk in diesem Gebiet berichten (Bergbausagen). Die Sage bringt dieses Bergwerk mit den Römern bzw. mit der Stadt Gression in Verbindung.
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Blick über den
Schieverling (vom Segelflugplatz nach Süd-Osten). Foto: F. Holtz |
Schippan: Ehemalige, nach ihrem Gründer A. Schippan benannte Düngemittelfabrik, die ihren Standort an der heutigen Rhenaniastr. in der Nähe des Bahnhofs hatte. Da zur Herstellung der hier produzierten Superphosphate große Mengen Schwefelsäure benötigt wurden, hatte Schippan seinen Betrieb in unmittelbarer Nähe der Rhenania errichtet, wo die Schwefelsäure anfänglich bei der Lohnröstung von Zinkblende als Abfallprodukt anfiel, bis die Stolberger Zinkproduzenten eigene Rösthütten errichteten.
Die Düngemittelfabrik Schippan wurde von der Rhenania später mit dem Hauptziel übernommen, sich den Absatz von Schwefelsäure dauerhaft zu sichern. RÜSBERG, F. (1949) Seite 41
Am 12. April 1920 kam es in der Düngemittelfabrik Schippan zu einer Explosion, die 23 Menschenleben u. 100 Verletzte forderte. Die Produktionsanlagen wurden hierbei völlig zerstört.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER,
A. (1990) Seite 103, RÜSBERG, F. (1949) Seite 41, OHST, K.
(1995)
Schlacke: Abfallprodukt, welches bei der Verhüttung von Erzen anfällt (Bleiverhüttung) u. üblicherweise auf Halden deponiert wird. Hauptsächlich entsteht Schlacke aus den im Erzkonzentrat enthaltenen Gangart-Bestandteilen.
Bei der Verhüttung von Zink (Zinkdestillation) wurde die anfallende Schlacke auch Räumasche genannt.
Je nach Herkunft weist Schlacke hohe Schwermetall-Konzentrationen auf, woraus sich bei der Deponierung latente Gefahren durch Verwehung von Flugstäuben u. durch die Belastung der Sickerwässer ergeben.
Im Stolberger Raum fiel Schlacke bei der Verhüttung von Zink-, Blei- u. Eisenerzen an, wobei insbesondere die großindustriell betriebenen Zinkhütten u. Bleihütten ausgedehnte Halden- Körper zurückließen.
Schlackenloch: Öffnung im Gestell eines Hochofens zum Abfließen der Schlacke. Letztere war häufig so zähflüssig, dass mittels einer Hakenstange nachgeholfen werden musste.
Schlägel und Eisen: Wichtigstes Werkzeug (Gezähe) der früheren Bergleute. Mit dem Schlägel (Hammer) wurde das spitze Ende des "Eisens" wie ein Meißel in den Fels (in das Gebirge) eingetrieben. Dieses so genannte Eisen war in Form einer Hacke mit mittig angesetztem Stiel ausgebildet, wurde jedoch überwiegend nicht als Hacke, sondern als Meißel benutzt.
Arbeit mit Schlägel und Eisen, Ausschnitt aus dem "Sächsischen Bergwerk", Einzelblatt um 1530 (Vollansicht) |
Quelle: Bersch, W. (1898) |
Obschon diese Werkzeuge im bergbaulichen Betrieb seit weit über 100 Jahren nicht mehr in Gebrauch sind, wurden Schlägel und Eisen in gekreuzter Anordnung zum weltweit gebräuchlichen, auch heute noch üblichen Montan-Symbol.
Wird das Symbol auf dem Kopf stehend dargestellt, so versinnbildlicht man damit üblicherweise eine aufgelassene, mittlerweile geschlossene Grubeneinrichtung. Entsprechend dieser Konvention ist die Lage von Grubenbetrieben häufig in topographischen Karten eingetragen:
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in Betrieb befindliches Bergwerk |
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ehemaliges (stillgelegtes) Bergwerk |
Schlämmfass (Dolly Tub): Behälter, in welchem sich die Trübe als Schlamm absetzen konnte.
Schlangenberg (Informationszentrum): Im Stolberger Ortsteil Breinig (ganz in der Nähe des Naturschutzgebietes Schlangenberg) sind in der ehemaligen Schule von Breinigerberg die geologischen, botanischen und montanhistorischen Besonderheiten des Schlangenberges dargestellt und dokumentiert.
Auf den trockenen Böden der von Erzgängen durchzogenen Kalksteinzüge bildeten sich im naturbelassenen Landschaftsbild in den Bereichen flachgründiger, nährstoffarmer Böden kleinräumige Offenlandflächen mit Kalkmagerrasen aus. Dort, wo die besagten Erze an der Tagesoberfläche anstanden, entwickelte sich die schwermetalltolerante Galmeiflora, die sich bis heute erhalten hat und eine Besonderheit unserer Region darstellt.
Diese Offenlandflächen mit den partiell auftretenden Galmeifluren waren bereits über Jahrtausende natürlicher Bestandteil unseres Landschaftsbildes als man vor etwa 2000 Jahren damit begann, den hier anstehenden Galmei abzubauen und zur Herstellung von Messing zu nutzen. Nach dem Niedergang des römischen Reiches kam der Bergbau in diesem Gebiet zum Erliegen, bis im ausgehenden Mittelalter bzw. in der frühen Neuzeit das Gelände erneut nach Erzen durchwühlt wurde.
Im 19. Jahrhundert ging man zu großtechnischem Erzabbau über und als nach 1870 die Erzmittel langsam verarmten, wurde der Grubenbetrieb aufgegeben und zurück blieb eine wenig attraktive Industriebrache. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Areal als militärisches Übungsgelände genutzt und ließ damals schon das Potenzial erkennen, sich ohne größere Rekultivierungsmaßnahmen zu einem wertvollen Naturschutzgebiet zu entwickeln.
Als um 1990 die Unterschutzstellung des Schlangenbergs spruchreif wurde, engagierte sich der Eifel- und Heimatverein Breinig mit der Planung und Realisierung eines Informationszentrums, das im April 1991 in der alten Schule von Breinigerberg eröffnet wurde.
Eines der Kernstücke der Ausstellung ist ein 3D-Modell des Schlangenberges und seiner Umgebung sowie ein Diorama mit der Nachbildung eines typischen Landschaftsausschnittes, welcher unter Verwendung natürlicher, präparierter Elemente (Flora und Fauna) vor einem gemalten Hintergrund erstellt wurde.
Diorama Schlangenberg,
Foto: Dr. Kahlen
Schlangenberg: Erhebung im ehemaligen Erzabbaugebiet Breinigerberg. Als Gelände mit typischem, artenreichen Kalkmagerrasen u. als Standort der Galmeiflora steht der Schlangenberg seit 1975 unter Naturschutz.
Dieses wertvolle Naturschutzgebiet mit FFH- Status (Flora, Fauna, Habitat) hat eine Größe von 114 Hektar u. weist sowohl hinsichtlich Flora als auch Fauna einen außergewöhnlichen Artenreichtum auf. Eine Vielzahl der hier heimischen Arten (alleine 49 Pflanzenarten) stehen auf der "Roten Liste".
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Der Name Schlangenberg dürfte sich von der hier lebenden Schlingnatter ableiten.
Schlangenberg: Schächte im Grubenfeld Breinigerberg.
Schleicher: Älteste u. neben Peltzer wohl bedeutendste Kupfermeister-Familie im Stolberger Raum. Die Familiendynastie wurde begründet von Leonhard Schleicher aus Aachen, der 1571 ein Grundstück an der heutigen Burgstr. erwarb (*1). Dort erbaute er 1575 den ersten Kupferhof in Stolberg (Adler Apotheke). Mit seinen Söhnen u. Enkeln errichtete er später die Kupferhöfe Schart, Knautzenhof, Rose u. Vogelsang.
Im Laufe der langen Kupfermeistertradition hielten Mitglieder der Familie Schleicher (zum Teil alleinige) Anteile an einer Vielzahl weiterer Kupferhöfe.
Nach dem Niedergang des Kupfermeistergewerbes u. mit der beginnenden Industrialisierung hatte die Familie Schleicher erheblichen Anteil daran, dass das NE-Metallgewerbe unter den grundlegend veränderten Voraussetzungen in Stolberg weiter betrieben werden konnte.
So gründete Matthias Leonhard Schleicher in seinem Messing-Werk Velau 1819 die erste Zinkhütte im Rheinland (Zinkhütte Velau). Selbiger betrieb auch die Atscher Mühle u. baute am Untersten Hof ein industriell strukturiertes Messingwerk. Ab 1822 wurde das Unternehmen nach Matthias Ludolf Schleicher benannt. Diese Firma fand ab 1933 ihren Fortbestand als Teil der STOLBERGER METALLWERKE.
Das
1873 erbaute Messingwerk der Fa. Schleicher um 1890. Diese Anlage kann als weltweit erstes industriell betriebenes Messingwerk gelten. |
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
BRECHER, A. (1990) Seite 15, SCHREIBER, K.
und H. (2008): Seite 13,
KLASS, G. von (1957): Stolberger Zink, Seite 25
Schleicherschacht: Schacht im Grubenfeld Breinigerberg.
Schleichers Hof: Erster und ältester Kupferhof in Stolberg, der 1575 von Leonhard Schleicher gegründet wurde. Weil sich im Herrenhaus dieser Anlage ab 1790 über fast 200 Jahre eine Apotheke befand, ist dieses Gebäude heute als „Adler Apotheke“ bekannt.
Schlemmerich: Steinkohle-Flöze
Schlich: Nasskonzentrat, Produkt der Erzaufbereitung.
Schlotten: Durch die auslaugende Tätigkeit des Niederschlagswassers in Gebieten von Kalk-, Dolomit- u. Gipsgesteinen (Karst) entstandene Vertiefungen, die besonders im Bereich von Klüften u. Spalten durch deren Erweiterung gebildet werden.
Schlotten sind in den Kalkstein-Zügen des Stolberger Raumes häufig zu beobachten u. meist mit Letten gefüllt.
Schlüsselgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg.
Schmelzkampagne: Hüttenkampagne
Schmelztiegel: Tiegel
Schmittchengang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg.
Schmitz, Conrad, Dr. med. (1847-1909): Von 1874 bis 1909 praktischer Arzt in Stolberg. Seine Praxis befand sich im Kupferhof Rose am Alten Markt in der Altstadt von Stolberg.
Dr. Schmitz hatte als Knappschaftsarzt enge Verbindungen zur Stolberger Industrie u. erstellte 1899 für die Zinkhütte Birkengang einen Bericht über die gesundheitliche Verfassung der Arbeiter. Fernerhin besuchte er regelmäßig die Zinkhütte Münsterbusch. Nach eigenen Angaben behandelte er in den 1870er Jahren mehrere hundert Fälle von akuter Bleivergiftung.
Bezüglich der Einhaltung von Arbeitsschutz- u. Hygienevorschriften beklagt sich Dr. Schmitz über eine erschreckende Gleichgültigkeit der Arbeiter, die man geradezu zwingen müsse, Verbesserungen anzunehmen.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BRANS, H.O. (2008) Seite 108
Schmitz, Franz, Dr. med. (1882-1956): In Stolberg praktizierender Arzt, der 1909 die Praxis seines Vaters Dr. Conrad Schmitz übernahm. Dem Vernehmen nach wusste sich der allseits beliebte Arzt bei allen Bevölkerungsschichten, nötigenfalls durch derb-deftige Ausdrucksweise, verständlich zu machen u. wurde sowohl respekt- als durchaus auch liebevoll „Schmetze Koh“ genannt.
So wurde beispielsweise von einer Begebenheit erzählt, die sich im Zusammenhang mit einem Patienten zugetragen haben soll, der über Verstopfung klagte. Nach mehrmaliger u. erfolgloser Verabreichung eines Abführmittels soll Dr. Schmitz zu folgendem geraten haben: „He haste en Mark, un jetz jehste em Wiss Pääd jet eiße, dann kannste och wärrem schieße.
Schmitzgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg.
Schneidmühle: Durch Wasserkraft betriebene Anlage zum Schneiden von Metall-Blechen. Zwei gehärtete, sich gegenläufig drehende, runde Stahlscheiben waren durch gegenseitigen radialen u. axialen Versatz so angeordnet, dass die sich jeweils zugewandten Stirnflächen leicht überlappten. Zwischen beiden rotierenden Scheiben entstand somit eine kleinere Berührungsfläche, innerhalb derer die Scheiben unter axial aufgebrachtem Druck gegeneinander liefen. Während die Drehbewegung für einen Einzug u. Vorschub der zu schneidenden Bleche sorgte, ergab sich durch die radiale Überlappung der Stahlscheiben eine Scherung u. Trennung des Materials.
Schneidmühlen fanden seit dem 17. Jh. im Stolberger Raum sowohl in den Kupferhöfen als auch in den Reitwerken Verwendung. Während geschnittene Messing-Streifen hauptsächlich in Drahtzügen weiter verarbeitet wurden, diente geschnittenes Eisen vorwiegend als Nageleisen für die Nagelschmieden.
Bei der Messingverarbeitung ging man 1857 dazu über, die Streifen zur Drahtherstellung mittels spiralförmigem Rundschnitt aus Scheiben zu schneiden. Hierdurch ließen sich erheblich längere Steifen für den Drahtzug gewinnen.
Schneidmühle: Ehemaliger Kupferhof an der heutigen Einmündung der gleichnamigen Straße zur Eisenbahnstr. 1642 pachtete Abraham Peltzer diese Anlage vom Ehepaar Hoesch.
Von 1860 bis 1928 war die Schneidmühle Standort einer gleichnamigen Glashütte. Im unmittelbar angrenzenden Schnorrenfeld erbaute die Fa. St. Gobain um 1865 eine Spiegelglashütte, die bis auf den heutigen Tag in Betrieb ist.
Schnellewindgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg.
Schönthal: Im Wehebachtal zwischen Schevenhütte und Langerwehe besaß die Stolberger Kupfermeister-Dynastie Schleicher bereits um die Mitte des 17. Jahrhunderts einige Betriebsstätten zur Herstellung und Verarbeitung von Messing, weil die zum Antrieb von Blasebälge und Hammerwerke erforderliche Wasserkraft von Vichtbach und Inde (bzw. Münsterbach) nicht ausreichte.
1817 hatte Matthias Leonhard Schleicher an der kurz oberhalb liegenden „Heister- oder Hüttenheister Mühle“ bzw. an der sogenannten „Gebrannten Mühle“ ein Landhaus (Villa) errichten lassen. Das ganze Anwesen erhielt um diese Zeit den Namen Schönthal. Besagter Matthias Leonhard Schleicher baute 1819 ganz in der Nähe von Gut Schönthal eine Nadelfabrik mit Namen Schleicher & Söhne.
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Portal zum Gut Schönthal |
Entsprechend der damaligen Mode des Großbürgertums legten die Schleichers 1858 auf dem westlichen Höhenzug auch einen Park an, der mit zahlreichen Gebäuden und Denkmalen, z.B. einer Grotte, Türmen, einer Kapelle und einem Tempel ausgestattet war. Insbesondere während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Landschaftsgärten mit künstlichen Ruinen als Symbol der Vergänglichkeit angelegt.
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Gut
Schönthal, Ofen zum Glühen von Nadeln |
Schrader, Max, Dr. med. (1889-1967): Chirurg u. Gynäkologe, der von 1924 bis 1956 als erster Chefarzt im Bethlehem-Hospital tätig war.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 109
Schroden: Schrott, im Falle von Messing-Schrott auch als altes Kupfer bezeichnet.
Schroiffen, Auf der: Erzgrube im Bereich Burgholz, die zu vorindustrieller Zeit in Pingen- bzw. Packenbauweise betrieben wurde.
Schomet: Ehemaliger Steinbruchbetrieb auf Kalkstein am südwestl. Rand von Breinig. Der Schomet war in früherer Zeit recht fossil-reich (insbesondere Brachiopoden). Heute steht das frühere Steinbruchgelände unter Naturschutz.
Schroo: Schrott, im Falle von Messing-Schrott auch als altes Kupfer bezeichnet.
Schrot: Schrott, im Falle von Messing-Schrott auch als altes Kupfer bezeichnet.
Schru: Schrott, im Falle von Messing-Schrott auch als altes Kupfer bezeichnet. Der Ausdruck Schru ist auch heute noch in der Mundart gebräuchlich, allerdings auch im Sinne von unbrauchbar stark negativ eingefärbt.
Schurf: Oberflächennahe Erkundungsgrabung (Prospektion) zum Auffinden von Lagerstätten.
Schürfgang: Gangartiger Erzkörper in der Erzgrube Hammerberg.
Schüttelherd: Herd
Schütz: Verschiebbar angeordnete Eisen- oder Holzplatte in einer Erk zur Regulierung des Aufschlagwassers für ein Wasserrad.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen:
SCHREIBER,
K. und H. (1993) Seite 140
Schwambülle: Mundartl. u. scherzhafter Ausdruck für die Bewohner des Stadtteils Münsterbusch.
Schwarzasche (Rohsoda): Zwischenprodukt bei der Herstellung von Soda nach dem Leblanc-Verfahren, das in Stolberg über Jahrzehnte in der Rhenania angewandt wurde. Die Schwarzasche wurde im Sodaofen hergestellt u. war ein Gemenge aus Soda, Kalziumsulfid, Asche, Kalk- u. Kohleresten. Der eigentliche Wertstoff Soda konnte durch Auslaugen mit Wasser recht einfach getrennt werden, da dieser im Gegensatz zu den unerwünschten Reststoffen leicht wasserlöslich war.
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Auswaschen der Soda aus der Schwarzasche, Quelle: Tomlinson (1848) |
Schwarzblech: Eisen-Blech mit unbehandelter Oberfläche, welches in den Reitwerken durch Ausschmieden auf Hammerwerken früher im Vichttal hergestellt wurde.
schwarze Kruste: bergm. Ausdruck für eine erzimprägnierte Letten-Schicht, die in der Grube Glücksburg an der Grenze zum Kohlenschiefer anstand u. dort abgebaut wurde.
Schwarze Grube: Erzgrube im Bereich Burgholz, die zu vorindustrieller Zeit in Pingen- bzw. Packenbauweise betrieben wurde.
Schwarzenberg: Schwarzenburg
Schwarzenburg: Burg u. Stammsitz derer von Schwarzenberg. Die Schwarzenburg wurde um 1400 im heutigen Stadtteil Dorff als eine mit Wassergraben umwehrte Anlage erbaut. Die Burgherren waren Lehensnehmer der Reichsabtei Kornelimünster u. verfügten über wichtige Privilegien. Die Schwarzenburg wurde 1688 durch franz. Kriegshorden fast völlig zerstört.
Schwarzgrubenest: Nestartiger Erzkörper in der Erzgrube Diepenlinchen, Erzführung: in den oberen Teufen Galmei u. Bleiglanz, in den unteren Bleiglanz u. Blende.
Schwefeldioxyd (SO2): Gasförmige schwefelige Säure, die u.a. bei der Verbrennung schwefelhaltiger Heizstoffe entsteht u. in Verbindung mit Wasser (auch Luftfeuchtigkeit) Schwefelsäure bildet.
In Stolberg trat das auch als Röstgas bezeichnete Schwefeldioxyd beim Rösten sulfidischer Erze zunächst als stark umweltschädigender Stoff in Erscheinung, spielte allerdings später als nutzbarer Wertstoff zur Herstellung von Schwefelsäure u. Soda eine bedeutende Rolle (Röstöfen).
Schwefelkies: berm.- hüttm. Sammelbegriff für die Eisensulfide Pyrit u. Markasit, die zwar eine identische chem. Zusammensetzung aufweisen, aber unterschiedlichen Kristallsystemen angehören.
Schwefelkies kam in Stolberg als Bestandteil der Schalenblende u. auch als eigenständiges, allerdings der gleichen Paragenese zugehöriges Mineral vor. Die techn. Nutzung des Schwefelkieses bezog sich meist auf die Herstellung von Schwefelsäure u. sehr viel weniger auf die Verwendung als Eisenerz.
Schwefelkiesstockwerk: Stockwerkartiger Erzkörper in der Erzgrube Diepenlinchen.
Erzführung: in den oberen Teufen fast ausschließlich Schwefelkies, in den unteren vorwiegend Blende.
Schwefelkiesstockwerk: Stockwerkartiger Erzkörper in der Erzgrube Breinigerberg, Erzführung: hauptsächlich Schwefelkies.
Schwefelsäure (H2SO4): Eine der wichtigsten u. stärksten anorganischen Säuren.
In Stolberg wurde Schwefelsäure aus dem beim Rösten sulfidischer Erze entstehenden Schwefeldioxyd in Bleikammeranlagen gewonnen u. hauptsächlich in der Rhenania zur Herstellung von Soda nach dem Leblanc-Verfahren genutzt.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: OSTEROTH, D. (1985) Seite 34
Schweretrennung: Dichtesortierung
Schwermetalle: Alle Metalle, deren Dichte oberhalb von 5 g/cm3 liegt. Somit gehören außer Aluminium nahezu alle gängigen Metalle der Gruppe der Schwermetalle an. Im umgangssprachlichen Gebrauch bezieht sich der Ausdruck Schwermetall zunehmend auf toxisch wirkende Metalle, wie beispielsweise Cadmium oder Blei.
Schwermetallbelastung: Erhöhter Gehalt von Schwermetallen in Luft, Wasser u./oder Boden u. daraus folgend ebenfalls erhöhte Gehalte in pflanzlichen, tierischen oder menschlichen Organismen. Hauptsächlich durch die in unserer Gegend im Boden lagernden Erze u. der bis heute andauernden Verhüttung auch auswärtiger Erze muss Stolberg als ausgesprochenes Belastungsgebiet gelten.
Ausgelöst durch die an Stolberger Bleikindern festgestellten Symptome u. durch das Auftreten der Gressenicher Krankheit kam es 1973 auch vor dem Hintergrund eines allgemein wachsenden Umweltbewusstseins zu einem umfangreichen Umweltschutzprogramm in Stolberg. HAESE U. (1999) Seite 130
Obschon eine Vielzahl von Belastungsfaktoren (u.a. auch geogene) eine Rolle spielten, geriet die Bleihütte Binsfeldhammer zunehmend als Schadstoffemittent in die Kritik.
Ein umfangreiches Maßnahmenbündel sorgte dafür, dass die Schwermetallemission innerhalb von 10 Jahren um 80 % reduziert werden konnte. Eine weitere Entspannung, insbesondere auch hinsichtlich der Emission von Schwefeldioxyd, ergab sich ab 1990, als in der Bleihütte Binsfeldhammer das QSL- Verfahren eingesetzt wurde.
Nach: SCHNEIDER, F.K.(1982) Seiten 9, 15, 18-25 |
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Mitteleuropa (mg/kg) |
in Stolberg (mg/kg) |
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Extrem hohe Schwermetallgehalte in den Böden lassen sich heute fast nur auf Ödlandflächen (Bergehalden) finden, die auf Grund der dort heimischen Galmeiflora mittlerweile unter Naturschutz stehen. Ein Besuch dieser auch landschaftlich reizvollen Standorte ist völlig unbedenklich. Man kann das auch daran erkennen, dass in diesen Bereichen das Vorkommen von Flechten ausgesprochen häufig ist. Diese Flechten gedeihen in unmittelbarer Bodennähe u. gelten als sicherer Indikator für einen hohen Reinheitsgrad der Luft.
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: HAESE U. (1999) Seite 130
Schwermetallflora: Galmeiflora
Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co KG: Zwischen Breinigerberg u. Nachtigällchen gelegenes Unternehmen, welches auf die Herstellung von Kupfer und Kupferlegierungen aller Art sowie der Fabrikation von Halbfertigprodukten (Halbzeug) spezialisiert ist. Hierzu gehören insbesondere Bänder, die als Coils (aufgewickeltes Metallband) ausgeliefert werden.
Das Werk liegt am nördlichen Rand der landschaftlich reizvollen Vennfußfläche in unmittelbarer Nähe von zwei Naturschutzgebieten, die unter höchstmöglichem Schutzstatus (Natura 2000) stehen. In beiden Naturschutzgebieten wurde bis zum 19. Jh. Galmei abgebaut. Dieser Zinkerztyp war in früherer Zeit unverzichtbarer Grundstoff zur Herstellung von Messing.
Während der im Süden gelegene Schlangenberg eine außerordentliche Artenvielfalt aufweist, muss der Brockenberg als modellhaftes Beispiel heimischer Galmeivegetation gelten. Begünstigt durch die Topographie und dem umliegenden Waldbestand passen sich die Werksanlagen der "Schwermetall" der Landschaft an u. werden im Landschaftsbild kaum wahrgenommen. Die in beiden Naturschutzgebieten vorliegende Schwermetallbelastung der Böden ist geogenen Ursprungs und lässt sich eindeutig nicht auf Emissionen umliegender Industriebetriebe zurückführen.
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Die "Schwermetall" wurde 1971 von den WILLIAM PRYM WERKEN u. den KUPFER- U. MESSINGWERKEN LANGENBERG mit einer jeweiligen Anteilsbeteiligung von 50% gegründet. Mit dieser Gründung entstand in Stolberg zusätzlich zu den alteingesessenen STOLBERGER METALLWERKEN ein Unternehmen, welches die alte Tradition der Stolberger Kupfermeister auf der Basis modernster Fertigungsmethoden fortsetzt.
Seit Jahren gehört die "Schwermetall" mit je 50% zu den Wieland Werken AG. Ulm und zur Norddeutschen Affinerie, die nach Übernahme des belgischen Kupferproduzenten "Cumerio" seit April 2009 als Aurubis AG. firmiert. Mit einer Jahresproduktion von ca. 1.600.000 Tonnen ist Aurubis der größte Kupferhersteller in Europa.
Die "Schwermetall" arbeitet mit modernsten Anlagen, die einen hohen Rationalisierungsgrad, eine weltweit anerkannte Produktqualität sowie eine gute Umweltverträglichkeit gewährleisten u. gilt als weltweit größter Hersteller von Vorwalzbändern.
Bei der Einführung des Euros stellte die "Schwermetall" etwa 25% (550.000 t) des Münzmetalls (als Vormaterial) her, das europaweit zum Prägen der Ein- und Zwei-Eurostücke Verwendung fand.
Das Unternehmen erzielt mit 270 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von 280.000 Tonnen einen Jahresumsatz von 140 Mio. Euro (gerundete Zahlenangaben für das Jahr 2003).
Im Stichworteintrag verwendete Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 172
Schwickerath, Matthias Prof. Dr. (1892-1974): Wissenschaftler, Lehrer u. Naturschutzpionier; von 1927-1968 Aachener Bezirksbeauftragter für Naturschutz u. Landschaftspflege. Insbesondere seine 1954 erschienene Veröffentlichung Die Landschaft und ihre Wandlung auf geobotanischer und geographischer Grundlage entwickelt und erläutert im Bereich des Messtischblattes Stolberg fand als Beitrag zur Pflanzensoziologie internationale Beachtung. Diese Publikation sowie sein gesamtes Lebenswerk gaben u.a. entscheidende Impulse zur Erhaltung der Galmeiflora.
Im Stichworteintrag
verwendete Quellen:
SCHWICKERATH, M. (1954) Seite 104, HAESE U.
(1999) Seite 130 ff,
BOTHE, H. (2002) Seite 12
Schwimmaufbereitung: Aufbereitung
Schwungrad: Rad mit großer Masse und mit großem Trägheitsmoment (Hauptmasse im Radkranz), welches auf rotierenden Wellen befestigt ist u. zur Speicherung kinetischer Energie dient.
Hauptsächliche Verwendungen:
Ein Schwungrad von eindrucksvoller Größe befindet sich auf dem Außengelände des Museums Zinkhütter Hof. Dieses Schwungrad (ca. 11 m im Durchmesser) gehörte ursprünglich zum Walzwerk der benachbarten Zinkhütte Münsterbusch. Es sollte die Laststöße ausgleichen, die sich immer dann ergaben, wenn eine Bramme (Walzrohling) in den Walzenspalt eingeführt wurde. Das Gewicht des äußeren, für das Trägheitsmoment ausschlaggebenden Radkranzes beträgt etwa 50 Tonnen.
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Fotos: F. Holtz |
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