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Chauvelglas: Drahtglas mit in der Scheibe eingebetteten, parallel verlaufenden Drahtfäden. Diese Drahtglasart ist nach ihrem Erfinder Dr. Chauvel, einem leitenden Angestellten der Stolberger Spiegelmanufaktur, benannt.


 

 

Fensterglashütte Münsterbusch: In den späten 1830er Jahren entstandene Glashütte (heutiger Zinkhütter Hof), die zur Societé de Charleroi gehörte u. nach dem Zylinderglasverfahren arbeitete.

Nach dem 1837 vollzogenen Erwerb des Betriebsgeländes durch die Societè Charleroy erfolgte 1838 der Bau der Fabrikationshalle und 1839 die Errichtung der 21/2-geschossigen Direktionsvilla und dem der eigentlichen Hütte gegenüber liegenden, langgezogenen Baukörper. SCHREIBER, K. und H. (2008): Im Schatten des langen Hein, Seite 124

Im 20. Jh. wurde letzterer bis kurz vor Eröffnung des Museumsbetriebes (1996) als Wohnanlage für Mitarbeiter der „Stolberger Zink“ genutzt und galt über Jahrzehnte (fälschlicherweise) als eines der ältesten Beispiele für die frühe Typologie von Arbeitersiedlungen. Nach heutigem Kenntnisstand hat sich in diesem Gebäude ursprünglich die Potterie (Anlage zur Herstellung von Glashäfen) befunden.

Die Gesamtanlage wurde 1853 von der Aachener Spiegelmanufaktur übernommen, die in unmittelbarer Nähe eine Spiegelglashütte betrieb. Kurze Zeit später wurde der Betrieb der Fensterglashütte eingestellt. Gegen Ende des 19. Jh. kam die Anlage in den Besitz der Stolberger Zink.

Quellen: KOHLHAAS, A. (1965) Seite 51,
SCHREIBER, K. und H. (2008): Im Schatten des langen Hein, Seite 124


 

 

Ferrasse: Schleifteller aus Gusseisen (Durchmesser 3,60 m) zum Schleifen von Spiegelglas. Die radial angeordneten, geschwungenen Rillen dienten der Zufuhr und Verteilung des aus Sand und Wasser bestehenden Schleifmittels (Twin-Verfahren).

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Ferrasse im Einggangsbereich zum
Forum Zikkhütter Hof, Foto: Birgit Engelen


 

 

Feuerpolitur: Beim Erstarren von Glasschmelze in freier Atmosphäre entstehen durch das Verlaufen der Glasmasse nahezu ideale Oberflächen, die keinerlei Rauhigkeiten aufweisen u. folglich den Eindruck einer Politur entstehen lassen. Bei der Glasverarbeitung macht man sich diese Eigenschaft in vielen Fällen zu Nutze (Zylinderglas, Floatglas).


 

 

Floatglas: Nach dem sogenannten Float-Verfahren hergestelltes Flachglas in Spiegelglas-Qualität.


 

 

Gemenge: Mischung aus Quarzsand, Soda bzw. Pottasche und kohlesaurem Kalk, aus welcher durch Aufschmelzen flüssiges Glas entsteht.


 

 

Glasguss-Verfahren: Bereits zu frühgeschichtlicher Zeit bekannte Methode zur Herstellung von Flachglas. Hierbei werde die Glasschmelze auf eine ebene Unterlage gegossen, wo sie durch Auseinanderfließen und/oder Auseinanderziehen der Glasmasse eine flache Scheibe bilden konnte. An der oberen, der Luftseite entstand eine Feuerpolitur, während die Unterseite die Struktur der Unterlage annahm.


 

 

 Glashafen: Hafen


 

 

Glashütte Cockerill - Krings: Kleinere Glashütte, die von James Cockerill in unmittelbarer Nähe seiner Steinkohlegrube (James-Grube) 1835 errichtet u. an Peter Krings verpachtet wurde.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 45


 

 

Glashütten in Stolberg: Im heutigen Stadtgebiet von Stolberg sind insgesamt 11 Glashütten in Betrieb gewesen:

Von diesen 11 Glashütten blieb das von St. Gobain betriebene Werk im Schnorrenfeld als einziger Glashüttenstandort in Stolberg erhalten.


 

 

Glashütte Prattelsack: siehe Nikolaushütte


 

 

Glashütte Schneidmühle: Fensterglashütte im Bereich der heutigen Schneidmühle, die 1860 von der STOLBERGER GLASHÜTTEN-GESELLSCHAFT EMIL RAABE & Co errichtet wurde. Bereits 1861 fusionierte diese Gesellschaft mit der Herzogenrather Firma KELLER, KÜPPERS & Co. Als es 1864 zum Konkurs dieser Gesellschaft kam, ging die Glashütte Schneidmühle in den Besitz der Rhenania über.

Die Übernahme der Hütte durch die Rhenania dürfte zwei Gründe gehabt haben. Erstens war die Hütte gegenüber der Rhenania hoch verschuldet. Als weitere Kaufmotivation wird zweites der Umstand eine Rolle gespielt haben, dass die Hütte nach dem Zylinderglas-Verfahren arbeitete u. man folglich dort auch große Glasballonflaschen zum Versand von Säure herstellen konnte.

1889 ging die Glashütte Schneidmühle in den Besitz der Aktiengesellschaft GLASHÜTTE VORM. GEBR. SIEGWART & Co. über.

Die Hütte wurde nach einem Brand 1928 geschlossen.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 58, GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 92


 

 

Glashütte Schnorrenfeld: Um 1865 von St. Gobain im Schnorrenfeld errichtete Großhütte zur Spiegelherstellung. Diese Industrieanlage kann als Nachfolgebetrieb der Spiegelglashütte Münsterbusch gelten u. blieb als einziger Glashüttenstandort in Stolberg erhalten.

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Glashütte Schnorrenfeld um 1920
Bildquelle: MÖLLER, H. (2001)

Die am unteren Bildrand eingeschobene Darstellung zeigt die Spiegelglashütte Münsterbusch mit der Wohnsiedlung Schafberg.

Auch nachdem im Stolberger Werk keine fertigen Spiegel mehr hergestellt wurden u. man sich dort ganz auf die Produktion von Spiegelglas konzentriert hatte, blieb der Begriff "Spiegelmanufaktur" als Bezeichnung für die Spiegelglashütte im umgangssprachlichen Gebrauch noch lange erhalten. Selbst in heutiger Zeit ist die mundartliche Redewendung "op de Speijelhött" gelegentlich zu hören.

Als Relikt jener Zeit ist bis auf den heutigen Tag ein Gebäude mit der Aufschrift „Spiegelmanufaktur“ erhalten geblieben.

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Generell lässt sich sagen, dass die Glashütte im Schnorrenfeld seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tag als Hochtechnologie-Standort der Glasindustrie gelten muss. Hierzu einige Beispiele:

1892:
Einführung von Rundläufern zum Schleifen u. Polieren von Spiegelglas.

1929:
Anwendung des Boudin-Verfahrens zur vollkontinuierlichen Herstellung des Rohglases.

1950er bis Anfang
der 1970er Jahre:
Betrieb von Spiegelglaslinien mit Twin- u. PC-Anlagen, die zu den weltweit größten und modernsten ihrer Art gehörten.

1973:
Inbetriebnahme einer neuen Floatglasanlage.

 

 

Hafen: Großes Keramikgefäß, das im Glasgewerbe als Tiegel zum Aufschmelzen des Gemenges u. zur Bereitstellung der Glasmasse dient.

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Sammlung und Fotos: Zinkhütter Hof

Der Begriff Hafen dürfte auch dafür verantwortlich gewesen sein, dass Töpfer, welche vorwiegend Keramiken für den gewerblichen bzw. industriellen Bedarf herstellten, Hafner oder Häfner genannt wurden.


 

 

Johannishütte: Glashütte, die von einem Konsortium Stolberger Kupfermeister aus den Familien Lynen, Peltzer, Prym u. Schleicher 1790 im Hammerfeld gegründet wurde. Die Firmengründer gehörten alle der gleichen Freimaurerloge an u. gaben, entsprechend des Schutzheiligen dieser Loge, der neu gegründeten Hütte den Namen Johannishütte. Der Hüttenstandort entsprach in etwa der Lage des heutigen Kaufhauses "Kaufland" u. überdeckte die nördlich gelegenen Teile des heutigen Betriebsgeländes der Dalli-Werke.

In der Anfangszeit konzentrierte sich die Johannishütte auf die Herstellung von Hohlglas, insbesondere auf die Produktion von geblasenen Flaschen, Flakons u. Trinkgläsern.

Bereits nach zwei Jahren mussten die Kupfermeister ihre Glasproduktion auf Grund technischer Schwierigkeiten aufgeben. Die in der Hütte zum Aufschmelzen des Glases hergestellten Schmelztiegel, in der Glasindustrie auch Häfen genannt, waren, u.a. wegen zu kurzer Standzeiten (Lebensdauer), für den großtechnischen Produktionsbetrieb nicht geeignet. Hierzu ist zu vermerken, dass Rezepturen sowohl für die Gemengemischungen als auch für die Herstellung feuerfester Materialien als Familien- bzw. Firmengeheimnisse behandelt u. entsprechend gehütet wurden.

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Johannishütte

Unmittelbar nach Aufgabe durch die Kupfermeister wurde die Johannishütte 1792 von der Familie Siegwart übernommen, die, aus St. Blasien im Schwarzwald stammend, seit Generationen im Glasgewerbe tätig war u. über entsprechende Erfahrung verfügte. Der nach Stolberg zugewanderte Familienzweig bestand ursprünglich aus den Brüdern Peter u. Josef Siegwart sowie deren Schwager Franz Josef Schmidt.

Nachdem Peter Siegwart 1831 als Anteilseigner ausgeschieden u. Josef Siegwart verstorben war, verkaufte dessen Witwe um 1833 die Hütte an Hubert Schneiders, der mit einigen Glasbläsern als Teilhaber die Hütte bis 1838 betrieb.

1845 wird als Eigentümer der Hütte die "St. Johannis Glashüttengesellschaft" mit den Gesellschaftern P. Paulhau, Graf Hompesch von Ruhrig u. Graf d'Ancy aus Brüssel genannt. Wegen Insolvenz des P. Paulhau wurde die Hütte 1846 geschlossen.

Franz Josef, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Peter Siegwart kaufte 1851 die stillgelegte Hütte u. nahm den Betrieb wieder auf. Nach einer Beschreibung von Hermann Ritter bestand die Gesamtanlage der Johannishütte aus drei verschiedenen Hütten, die "je nach der Fasson der fertigen Gefäße, deutsche, französische u. englische Hütte genannt wurden".

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Nach dem Tod des Franz Josef Siegwart übernahm sein Schwiegersohn Peter Stang sen. um 1862 den gesamten Glashüttenkomplex per Generalvollmacht. 1872 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Glashütte vorm. Gebr. Siegwart & Co." umgewandelt, die bis zur endgültigen Schließung der Hütte im Jahr 1909 bestand.

Im gleichen Jahr wurde die Firma Glashütten Union GmbH. gegründet, welche Teile der aufgelösten Johannishütte übernahm.

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Johannishütte um 1900

Quellen: GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seiten 87-92,
BRECHER, A. (1990) Seite 33


 

 

Jordanshütte: 1845 von Peter Krings sen. im ehemaligen Kupferhof Jordan im Bereich des heutigen Jordansplatzes gegründete Glashütte, die sich zu einer der größten Hohlglashütten in Stolberg entwickelte. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Peter Krings jun. die Leitung der Hütte. Um 1872 befand sich die Hütte im Besitz der Firma KRAUS, KRINGS & Co, u. wurde 1886 von der Rhein.-Westf. Genossenschaftsbank übernommen. Unter dem Namen GLASHÜTTE JORDAN wurde der Betrieb bis 1917 fortgeführt.

Bei der Schließung der Hütte soll der Mangel an Facharbeitern eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. 1953 erfolgte der Abbruch der letzten Gebäudeteile, deren zwischenzeitlich verwahrloster Zustand die Stolberger veranlassten, die noch verbliebenen Teile der ehemaligen Hütte Sing-Sing zu nennen.

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Jordanshütte um 1900

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 48, 99,
GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 93


 

 

Krings, Peter: Stolberger Glasfabrikant (Jordanshütte, Glashütte Cockerill - Krings)


 

 

Kühlofen: Einrichtung zum Abkühlen von Glas. Nach der endgültigen Formgebung muss Glas in Kühlöfen gegebenenfalls zunächst wieder auf ca. 600oC erhitzt u. dann langsam und kontrolliert abgekühlt werden. Hierdurch ergibt sich während des Abkühlprozesses eine Minimierung der Temperaturdifferenzen zwischen den Glasoberflächen u. dem Glasinneren, so dass sich im Glas kaum Spannungen aufbauen können.

Während es sich bei den klassischen Kühlofensystemen um einen diskontinuierlichen Prozess handelte, bei dem für jede einzelne Charge der geforderte Temperaturverlauf in der Ofenkammer durchfahren wurde, entstanden um 1900 Durchlaufkühlöfen (Stracoux genannt), die einen kontinuierlichen Betrieb erlaubten.


 

 

Millefiori-Glas: Hauptsächlich aus Zierperlen bestehende Glasobjekte, die meist dem Bereich des Kunstgewerbes angehören. Zur Herstellung der verwendeten Perlen werden einige Glasstäbe von unterschiedlicher Farbe zu einem Bündel arrangiert, welches erhitzt u. in die Länge gezogen wird bis der gewünschte Durchmesser erreicht ist. Hierbei werden die Glasstäbe nicht nur gelängt, sondern auch miteinander verschweißt. Durch Spalten des so entstandenen, mehrfarbigen Glasstabes in kleine Scheiben entstehen gewissermaßen bunte Zierperlen, die mit farblosem Glas überzogen oder beispielsweise in Glaskugeln eingebettet werden.

Die in geometrischen Mustern angeordneten, bunten Glasperlen lassen den Eindruck von kleinen Blumen entstehen, woraus sich die Bezeichnung Millefiori (tausend Blümchen) ableitet.


 

 

Mondglasverfahren: Verfahren zur Herstellung von geblasenem Flachglas. Bei dieser Methode wurde zunächst eine Hohlkugel geblasen, die von einem zweiten Arbeiter mittels des sogenannten Hefteisens übernommen wurde. Nach Abtrennen der Pfeife, wodurch ein Loch in der Kugelwandung entstand, wurde die Kugel erneut erhitzt. Danach wurde das Hefteisen mit anhaftender Kugel in schnelle Rotation versetzt (Schleudern genannt). Durch die hierbei auftretenden Zentrifugalkräfte verformte sich die noch ofenweiche Kugel zu einer runden Scheibe.

Die bei diesem Vorgang in der Scheibenmitte verbleibende Verdickung wurde Butze genannt u. war namengebend für nach diesem Verfahren hergestellte Scheiben.

Zu beiden Seiten der Butze wurde die runde Scheibe meist in ganzer Breite durchschnitten, wobei der verbleibende Streifen mit der Butze als Abfall anfiel, der wieder eingeschmolzen werden konnte. Als Fertigprodukt entstanden somit zwei halbmondförmige Scheibenabschnitte, deren Gestalt diesem Verfahren den Namen gab.

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Mundblasverfahren: Gegen Ende des 1. vorchristlichen Jh. in Vorderasien entstandene Methode zur Herstellung von Hohlglas mittels einer Glasbläserpfeife. Letztere besteht aus einem etwa 1,50 bis 1,80 m langen Rohr (heute meist Stahl), welches am oberen Ende mit einem Mundstück versehen ist u. am unteren Ende eine wulstartige Verdickung aufweist.

Nach kurzzeitigem Eintauchen in die Glasschmelze bleibt beim Herausziehen am unteren Ende der Pfeife ein Glastropfen haften, der den Wulst mitsamt der Pfeifenöffnung umschließt. Die Größe dieses Tropfens hängt maßgeblich vom Durchmesser der Pfeife, der Wulstgeometrie und natürlich auch von der Viskosität (Temperatur) der Schmelze ab.

Bläst man jetzt durch das Mundstück in das Pfeifenrohr hinein, entsteht im Tropfeninnern ein Hohlraum, eine Blase, die sich durch weiteres Blasen aufweiten lässt, bis das Glas zu erstarren beginnt. Nach erneutem Aufheizen des Glasgebildes kann der Vorgang fortgesetzt werden bis letztlich eine Hohlkugel gewünschter Größe u. Wandstärke entsteht.

Skizze
Skizze: F. Holtz

Durch partielles Aufheizen des vorgeblasenen Rohlings sowie durch geschicktes Drehen u. Schwenken der Pfeife während der Blasvorgänge kann die Geometrie des geblasenen Hohlkörpers in weiten Grenzen beeinflusst werden.

Mit fortschreitender Industrialisierung kam insbesondere beim Ausblasen großvolumiger Artikel Pressluft, statt der Lungenkraft der Glasbläser zum Einsatz.

Die Formgebung der im Mundblasverfahren hergestellten Hohlgläser wird durch den Einsatz von Formen bedeutend erleichtert, wodurch sich für die hergestellten Artikel zudem eine Standardisierung ergibt. Derartige Formen sind mit einem eingearbeiteten Hohlraum versehen, dessen Gestalt dem Negativ des herzustellenden Glases entspricht.

Skizze
Skizze: F. Holtz

Während des Blasvorganges wird die am Pfeifenende entstehende Glashohlkugel in den Hohlraum der Form hineingeblasen, so dass sich die Wandung der größer werdenden Hohlkugel an die Innenkontur der Form anschmiegt. Die nach dem Blasen aus der Form herausragende Hohlkuppe mit dem Pfeifenansatz wurde später abgeschnitten.

Damit das Glas nach dem Blasvorgang entformt werden kann, bestehen die Formen aus zwei Hälften, die zur Entnahme des geblasenen Glases aufgeklappt werden können.

Zunächst bestanden diese Formen aus Buchen- oder Birnbaumholz, die vor jedem neuen Einsatz gut gewässert wurden. Durch die Restfeuchte im Holz entstand beim Einblasen des heißen Glases zwischen Form- u. Glasoberfläche ein dünner Dampffilm. Hierdurch kam das Glas nicht direkt mit der Formoberfläche in Kontakt. Der Dampffilm kam somit der Erhaltung der beim Blasen entstehenden Feuerpolitur entgegen.

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Holzform zur Herstellung von Kelchgläsern,
Torburg-Museum Stolberg, Fotos: F. Holtz.

Beim Blasen rotationssymmetrischer Gläser konnte die Pfeife zusammen mit dem anhaftenden Glas innerhalb der Form in Rotationsbewegung versetzt werden, wobei der Dampffilm das Rotieren des Glases in der Form erleichterte bzw. erst ermöglichte. Hierdurch ließ sich auch vermeiden, dass sich entlang der Nahtstelle zwischen den beiden Formhälften am fertig geblasenen Glas ein Austrieb (Grat) bildete.

Bei der Verwendung von erheblich haltbareren Stahl- oder Keramikformen lässt sich der besagte Austrieb meist nicht verhindern.


 

 

Nadelglasfabrik GmbH: 1910 in der Velau entstandene Glashütte, welche ausschließlich Glasstangen zur Herstellung von Glaskopfnadeln in vielen unterschiedlichen Farben produzierte. Diese Hütte wurde 1921 von den Rheinischen Nadelfabriken übernommen, die den Betrieb an ihrem Standort in Aachen weiterführten.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 92


 

 

Nikolaushütte: Glashütte im Bereich der heutigen Prattelsack- u. Nikolausstraße, die von Nikolaus Schleicher in den 1790er Jahren wahrscheinlich zusammen mit der Prattelsackhütte angelegt wurde. Die beiden Hütten bildeten offenbar eine Betriebseinheit zur getrennten Herstellung von grünen u. weißen (farblosen) Glaswaren.

Die Anlage wurde 1831 von Peter Siegwart erworben. Bereits vor 1850 begannen die Siegwarts in der Prattelsackhütte mit der Produktion von geschliffenem Spiegelglas. Die Kinder des Peter Siegwart betrieben die beiden Hütten bis zur Gründung der Aktiengesellschaft GLASHÜTTE VORM. GEBR. SIEGWART & Co. 1872 gingen beide Hütten zusammen mit der Johannishütte in den Besitz dieser Gesellschaft über.

Der Betrieb der beiden Hütten wurde 1881 eingestellt. In den frühen 1950er Jahren waren in der nordöstlichen Ecke der Kreuzung Nikolausstraße mit der damals in nördlicher Richtung weiter verlaufenden Prattelsackstraße Restgebäude u. Fundamente der ehemaligen Hütte vorhanden. Im Volksmund wurde diese Örtlichkeit "au Hött" genannt.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 44, GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 92


 

 

Pariser Rot: Potee


 

 

Potee: Feinstkörniges Eisenoxid zum Polieren von Glas (PC-Anlage).


 

 

Quarzsand: Sand, dessen Körner hauptsächlich aus Quarz bestehen, u. der vorwiegend zur Tertiärzeit (vor etwa 30 Millionen Jahren) entstanden ist.

In den meisten Fällen entstehen Sande durch Verwitterung von Gesteinen bzw. Gesteinstrümmern. Insbesondere beim Transport durch Fließgewässer über weite Strecken werden die Gesteinstrümmer immer weiter zerkleinert. In den so entstandenen Sanden liegen zunächst noch alle Mineralien, die im Ursprungsgestein vorhanden waren, in mehr oder weniger feinkörniger Form vor. In vielen Fällen bestand das Ursprungsgestein aus Granit mit den Bestandteilen Feldspat, Quarz u. Glimmer.

Weichere u. chemisch weniger stabile Bestandteile werden nach u. nach aufgelöst und/oder in feine Partikel zerlegt u. weggeschwemmt, so dass es zu einer relativen Anreicherung der härteren u. chemisch stabileren Quarzkörner kommt.

Quarzsand ist wichtiger Grundstoff zur Herstellung von Glas.


 

 

Saint Gobain: Französischer, weltweit operierender Glaskonzern, dessen Anfänge auf das Jahr 1655 zurückgehen. Damals gelang es dem französischen Finanzminister Jean-Babtiste Colbert, der u.a. als Begründer des Merkantilismus gilt, venezianische Glasmacher nach Paris zu bringen, u. hier eine Manufacture Royale des Glaces de Miroirs (Königliche Spiegelglasmanufaktur) einzurichten. Hauptziel dieses Unternehmens war zunächst die Herstellung von Spiegeln, die zur Ausgestaltung des Spiegelsaales von Versailles benötigt wurden.

Wenig später wurde dieser Betrieb nach Saint Gobain, einer Ortschaft in der nordfranzösischen Provinz Picardie, verlegt. Diese Ortschaft wurde 1665 namengebend für das Unternehmen, welches sich zu einem führenden Großkonzern der Glasindustrie entwickelte.

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Jean-Babtiste Colbert, Jubiläumsmedaille
300 Jahre St. Gobain.
Foto: F. Holtz

Zwischen 1936 u. 2000 bildeten die deutschen Aktivitäten des französischen Glaskonzerns Saint Gobain den Firmenverbund VEGLA Vereinigte Glaswerke.

 

Saint Gobain, Werk Stolberg: Für Stolberg ist der Glaskonzern Saint Gobain insofern von Bedeutung, als dass diese Gesellschaft 1857 die Spiegelglashütte Münsterbusch von der Aachener Spiegelmanufaktur in Pacht nahm u. diese 1863 kaufte. Kurz danach wurden die Aktivitäten dieses Werkes nach u. nach ins Stolberger Tal zum Schnorrenfeld verlegt, weil dort, im Gegensatz zum Standort Münsterbusch, Wasser zum Schleifen des Glases in ausreichender Menge zur Verfügung stand.

Am gleichen Standort wurde eine Belegerei eingerichtet, so dass die hier geschliffenen Gläser zu fertigen Spiegeln verarbeitet werden konnten.

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Glashütte Schnorrenfeld um 1920
Bildquelle: MÖLLER, H. (2001)

Die am unteren Bildrand eingeschobene Darstellung zeigt die Spiegelglashütte Münsterbusch mit der Wohnsiedlung Schafberg.

Obwohl diese Betriebsstätte "Spiegelmanufaktur" genannt wurde, entsprachen insbesondere die weitgehend mechanisierten Schleif- u. Poliermethoden eigentlich nicht mehr dem klassischen Manufakturprinzip, sondern wiesen (ähnlich wie schon die Spiegelglashütte Münsterbusch) bereits typische Kennzeichen industrieller Fertigungsmethoden auf.

Auch nachdem im Stolberger Werk keine fertigen Spiegel mehr hergestellt wurden u. man sich dort ganz auf die Produktion von Spiegelglas konzentriert hatte, blieb der Begriff "Spiegelmanufaktur" als Bezeichnung für die Spiegelglashütte im umgangssprachlichen Gebrauch noch lange erhalten. Selbst in heutiger Zeit ist die mundartliche Redewendung "op de Speijelhött" gelegentlich zu hören.

Generell lässt sich sagen, dass die Glashütte im Schnorrenfeld seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tag als Hochtechnologie-Standort der Glasindustrie gelten muss. Hierzu einige Beispiele:

1892:
Einführung von Rundläufern zum Schleifen u. Polieren von Spiegelglas.

1929:
Anwendung des Boudin-Verfahrens zur vollkontinuierlichen Herstellung des Rohglases.

1950er bis Anfang
der 1970er Jahre:
Betrieb von Spiegelglaslinien mit Twin- u. PC-Anlagen, die zu den weltweit größten und modernsten ihrer Art gehörten.

1973:
Inbetriebnahme einer neuen Floatglasanlage.

 

 

Schnorrenfeld: Standort der Stolberger St. Gobain Glashütte, an der Grenze zur Atsch gelegen.


 

 

Siegwart: Glasmacher-Familie, die vor 1792 von St. Blasien im Schwarzwald nach Stolberg kam u. hier zunächst die Johannishütte übernahm. Die Siegwarts verfügten über reiche Erfahrungen im Glasgewerbe u. sollten in Stolberg die Entwicklung der Glasindustrie über mehr als ein Jahrhundert u. über mehrere Generationen entscheidend beeinflussen. Die Begründer der Stolberger Siegwart-Dynastie waren die beiden Brüder Peter u. Josef Siegwart sowie deren Schwager Franz Josef Schmidt.

Während Josef Siegwart bis zu seinem Tod (um 1833) die Johannishütte betrieb, schied Peter Siegwart 1831 als Anteilseigner der Johannishütte aus u. übernahm die Prattelsack- u. Nikolaushütte. Bereits vor 1850 begannen die Siegwarts in der Prattelsackhütte mit der Produktion von geschliffenem Spiegelglas. Die Kinder des Peter Siegwart betrieben die beiden Hütten bis zur Gründung der Aktiengesellschaft GLASHÜTTE VORM. GEBR. SIEGWART & Co. 1872 gingen beide Hütten zusammen mit der Johanneshütte in den Besitz dieser Gesellschaft über.

Franz Joseph, Sohn des Peter Siegwart, erwarb 1851 die zwischenzeitlich im Besitz der St. Johannis Glashüttengesellschaft gewesene Johannishütte erneut u. betrieb diese bis zu seinem Tod. Sein Schwiegersohn Peter Stang sen. führte den Betrieb ab 1862 per Generalvollmacht weiter bis es 1872 zur Gründung der oben erwähnten Aktiengesellschaft GLASHÜTTE VORM. GEBR. SIEGWART & Co. kam.

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Die Familie Siegwart brachte 1899 eine weiteres Unternehmen, nämlich eine Fensterglashütte in ihren Besitz. Diese Hütte war 1860 von der STOLBERGER GLASHÜTTEN- GESELLSCHAFT EMIL RABE & CO an der Schneidmühle errichtet worden.

Beide Söhne des Peter Stang sen., nämlich Peter jun. sowie Franz Stang waren ebenfalls in der Stolberger Glasindustrie tätig. Während Franz Stang von etwa 1900 bis 1928 der Fensterglashütte Schneidmühle als Direktor vorstand, leitete Peter Stang jun. bis etwa 1911 die GLASHÜTTEN UNION GMBH.

Ein weiterer Stolberger Glasfabrikant, nämlich Peter Krings sen. War ebenfalls mit der Familie Siegwart verschwägert.

Quellen: GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seiten 89-90


 

 

Spiegelglas: Qualitätsbezeichnung für Flachglas, das auf Grund seiner ebenen Oberflächen absolut verzerrungsfreie optische Eigenschaften aufweist (siehe auch Geschichte Spiegelglas, Floatglas).

Nach der Einführung des Float-Verfahrens wird in der modernen Glasproduktion Flachglas nahezu ausschließlich in Spielglas-Qualität hergestellt.

Lediglich ein geringer Anteil des produzierten Spiegelglases findet heute zur Herstellung von Spiegeln Verwendung. Während ein Großteil der Spiegelglasproduktion als Bauglas Absatz findet, wird Spiegelglas in beträchtlichen Mengen zu Spezialgläsern weiter verarbeitet:

  

Sicherheitsglas u.a. zur Verglasung von Kraftfahrzeugen:

 

Isolierglas:
Isolierglas besteht aus zwei oder mehr Glasscheiben, die parallel u. kongruent so angeordnet sind, dass die Einzelscheiben auf Abstand zueinander gehalten werden. Der hieraus sich ergebende, mit entfeuchteter Luft, bzw. bei moderneren Konstruktionen auch mit Argon- oder Kryptongas gefüllte Zwischenraum sorgt für eine gute Wärmedämmung (geringer Wärmedurchgangskoeffizient). Außerdem wird Isolierglas zur Schalldämmung eingesetzt.

 

Beschichtetes Glas:
Auf den Scheibenoberflächen aufgebrachte, extrem dünne Beschichtungen aus Metall bzw. Metallverbindungen (meist Oxide) lassen sich Durchlässigkeit u. Reflektionsverhalten der Glasscheiben erheblich u. gezielt beeinflussen. Dies gilt sowohl für sichtbares Licht als beispielsweise auch für Wärmestrahlung. Somit können z.B. Sonnenschutzgläser oder fast reflektionsfreie Gläser hergestellt u. die Wärmedämmung von Isolierglas signifikant verbessert werden.


 

 

Spiegelglashütte Münsterbusch: Von der AACHENER SPIEGELMANUFAKTUR um 1850 errichtete Glashütte im Bereich der heutigen Straße "An der Kesselschmiede" (Münsterbusch). Diese Hütte ging Ende 1853 in Betrieb u. arbeitete erstmals in Deutschland mit einer voll mechanisierten Schleif- u. Polieranlage zur Herstellung von Spiegelglas. Die fertig geschliffenen Gläser wurden zunächst in Aachen verspiegelt (Belegerei).

Gleichzeitig mit dieser Hütte entstand in unmittelbarer Nähe die Werkssiedlung Schafberg.

1857 verpachtete die Aachener Spiegelmanufaktur die gesamte Produktionsanlage an die Aktiengesellschaft St. Gobain. Kurz nachdem St. Gobain die Hütte 1863 gekauft hatte, wurden die Aktivitäten dieses Werkes nach u. nach ins Stolberger Tal zum Schnorrenfeld verlegt, weil dort, im Gegensatz zum Standort Münsterbusch, Wasser zum Schleifen des Glases in ausreichender Menge zur Verfügung stand.

Die Spiegelglashütte Münsterbusch wurde im März 1908 stillgelegt.

Bild Spiegelglashütte Münsterbusch
Privatarchiv: Dr. B. Laurs,
Repro: H. Schreiber

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von links nach rechts: Wohnsiedlung, Glashütter Weiher, Spiegelglashütte,
Bildquelle: MÖLLER, H. (2001)

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seiten 56, 60,
GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 93 
SCHREIBER, K. und H. (2008): Im Schatten des langen Hein, Seite 125


 

 

Stabilisatoren: Zuschlagstoffe, die in der Glasindustrie dem Gemenge beigemischt werden, damit das hergestellte Glas keine bzw. eine nur geringe Wasserlöslichkeit aufweist.


 

 

Tageswanne: Glasofen, der nach dem Konstruktionsprinzip des Wannenofens ausgelegt ist. Zugabe u. Aufschmelzen des Gemenges erfolgt hier allerdings nicht kontinuierlich, sondern chargenweise in klassischen Glashäfen. Hierdurch lässt sich der energetisch günstige Ofentyp zur Herstellung von Buntglas in unterschiedlichen Farben nutzen.


 

 

VEGLA Vereinigte Glaswerke: Zusammenschluss der deutschen Aktivitäten des französischen Glaskonzerns Saint Gobain, der 1936 durch den Verbund von insgesamt vier deutschen Glashütten (Herzogenrath, Köln-Porz, Mannheim, Stolberg) mit Hauptverwaltungssitz in Aachen entstand.

Seit dem Jahr 2000 firmiert der Unternehmenszweig unter dem Namen SAINT GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND.

Bis Anfang der 1970er Jahre betrieb das Stolberger VEGLA-Werk eine mit Twin- u. PC-Anlage arbeitende Spiegelglaslinie, die als eine der weltweit größten und modernsten ihrer Art galt. 1973 wurde dieses Verfahren auch in Stolberg durch eine neu errichtete Floatglasanlage ersetzt.

Quellen: BRECHER, A. (1990) Seite 128, GLASNECK, U. u. FUCHS, R.(2008) Seite 94


 

 

Waldglas: Glas, welches in sogenannten Waldhütten unter Verwendung von Pottasche als Flussmittel erschmolzen wurde.

Als die Glasöfen in früherer Zeit noch mit Holz beheizt wurden, war die Verfügbarkeit von Holz wichtigster Standortfaktor zum Betrieb einer Glashütte. Besonderes u. weiteres Gewicht erhielt der Standortfaktor Holz durch den Umstand, dass zur Herstellung der als Flussmittel benötigten Pottasche noch bedeutend mehr Holz eingeschlagen werden musste, als zum Beheizen der Öfen erforderlich war.

Daher befanden sich Glashütten über Jahrhunderte häufig in einsamen Waldgebirgen, fernab von größeren Städten u. Wirtschaftsräumen. Oft waren die Waldhütten als Wanderhütten angelegt, die meist unter gänzlicher Aufgabe der Gebäude dorthin verlegt wurden, wo noch genügend Wald vorhanden war.

Als gegen Ende des 18. Jh. Holz sowohl knapp als auch immer teurer wurde, u. man mit der synthetischen Soda einen vollwertigen u. billigeren Ersatzstoff für die Pottasche gefunden hatte, wurde die Beheizung der Glasöfen auf Kohle umgestellt. Folglich verlegte man die Glashüttenstandorte aus den Wäldern dorthin, wo Steinkohle entweder in nächster Nähe gefördert wurde oder günstige Transportmöglichkeiten für eben diese Kohle bestanden.

Auf Grund des Einsatzes von Soda statt Pottasche entstand nunmehr nicht mehr Kalium-, sondern Natriumglas. Somit beschreiben die Begriffe Kalium- bzw. Waldglas einerseits u. Natriumglas andererseits nicht nur den Chemismus des Glases, sondern lassen auch erste Rückschlüsse auf den Zeithorizont des Herstellung zu.


 

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