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Burgansicht um 1544

Geschichtliche Entwicklung

Abbau von Galmei und Bleierzen
1.- 4. Jh
Erste urkundliche Erwähnung
(Reinardus von Stalburg)
12. Jh.
Bau der mittelalterlichen Burganlage
12. Jh.
Neuerrichtung der Burg 1450
Zuzug der Kupfermeister
1575-1656
Erste Tuchfabrik
1719
Erste Glashütte
1790
Bürgermeisterei
1816
Industrialisierung
ab ca. 1830
Verleihung der Stadtrechte
1856

Der Ort Stolberg entstand aus einem bescheidenen Siedlungskern, der sich um den im 12. Jh. errichteten Vorgängerbau unserer heutigen Burg bildete. Anfänglich dürfte sich diese Anlage weniger als Burg, sondern eher als Rittergut dargestellt haben. Eine Abbildung aus den Jahren 1544 zeigt die Burg bereits als Mittelpunkt und Wahrzeichen einer kleineren Ansiedlung, die damals aus höchstens einem guten Dutzend Häusern bestand.

Gegen Ende des 16. Jh. begann mit dem Zuzug der sogenannten Kupfermeister aus Aachen ein Entwicklungsschub, der für die gesamte Region von hoher wirtschaftlicher Bedeutung werden sollte und natürlich auch die weitere Ortsentwicklung entscheidend beeinflusste.

Kupferhof Grünenthal
Die nahezu idealen Standortbedingungen ermöglichten eine Hochblüte der Messingindustrie, die im 18. Jh. zu einer europaweiten Monopolstellung der im Stolberger Raum ansässigen Messingproduzenten führte. Diese Messingproduzenten wurden nicht nur in Stolberg Kupfermeister genannt. Die aus heutiger Sicht etwas seltsame Sprachregelung ist nachvollziehbar, wenn im Kapitel "Kupferstadt" auf die frühere Art der Messingherstellung eingegangen wird.

Einige der sogenannten Kupferhöfe, die teilweise als prachtvolle, vornehme Herrensitze ausgeführt waren, sind auch heute noch gut erhalten und geben dem Stadtbild reizvolle und unverwechselbare Architekturelemente. Als erfolgreiche Unternehmer nahmen die Kupfermeister auch entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung weiterer Gewerbezweige.

Kupferhof Schart
Matthias von Asten beispielweise gründete 1719 im Kupferhof Schart den ersten Tuchmacherhof Stolbergs. Auch die 1725 als Tuchmanufaktur errichtete "Krone" entstand unter Beteiligung namhafter Kupfermeisterdynastien. Erst deutlich später, nämlich um 1760, wurden alteingesessene Tuchfabrikanten aus der weiteren Region in Stolberg aktiv. Hierzu zählt die aus Monschau stammende Tuchmacherfamilie Offermann.

Als weiteres Beispiel für die unternehmerischen Aktivitäten der Kupfermeister wäre die Glasindustrie zu nennen. 1790 gründete ein Konsortium, bestehend aus fünf Stolberger Kupfermeistern, die erste Glashütte, die allerdings zwei Jahre später von den Gebrüderen Siegwart übernommen wurde. Auch die Glasindustrie profitierte in erheblichem Umfang von den natürlichen Standortressourcen. Insbesondere war hier hochwertiger Quarzsand zu finden, aber auch die heimische Kohle trug zum Erfolg der örtlichen Glasindustrie bei.

Reitmeisterarchitektur in Zweifall
Die wirtschaftliche Dominanz der Kupfermeister sollte uns allerdings nicht vergessen lassen, dass ein anderes metallschaffendes und -verarbeitendes Gewerbe in Stolberg eine noch ältere Tradition vorzuweisen hat. Gemeint ist hiermit die frühe Eisenhüttenindustrie der sogenannten Reitmeister, die vorwiegend im oberen Vichttal und an der Wehe ansässig waren. Die Betriebshöfe der Reitmeister wurden Reitwerke genannt, wobei die Silbe 'Reit' sich auf bereiten, zubereiten oder aufbereiten beziehen soll. Auch dieses Gewerbe hat im Stadtbild Spuren hinterlassen. Insbesondere der Stadtteil Zweifall ist innerhalb des alten Ortskerns von der soliden, bodenständigen Reitmeister-Architektur geprägt.

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Zinkhütte Birkengang
Auf der Basis der Erzlagerstätten, der bauwürdigen Steinkohleflöze sowie der weiteren naturräumlichen Gegebenheiten entwickelte sich um die Mitte des 19. Jh. im Bereich Aachen, Stolberg, Eschweiler die erste Industrielandschaft auf deutschem Boden, die maßgeblich von Glashütten sowie von der damals neu entstandenen Zinkhüttenindustrie bestimmt wurde.

In Stolberg verweist man gerne auf eine alte und lange Industrietradition, die sich insbesondere auf das schon im 16. Jh. hier ansässige Messinggewerbe der Kupfermeister und auf die teilweise noch älteren Reitwerke beziehen soll. Diese Sichtweise bedarf einer Erklärung, denn sie führt geradewegs in das begriffliche Dilemma einer "vorindustriellen Industrie".

Im engeren Wortsinn versteht man unter Industrialisierung die in der 1. Hälfte des 19. Jh. stattfindende Umgestaltung der Produktion von Wirtschaftsgütern unter Anwendung mechanisierter Methoden in meist als Kapitalgesellschaften angelegten Großbetrieben. Ein weiteres Charakteristikum dieser Epoche war Massenproduktion und Großserienfertigung. Großserienfertigung hat es nun aber auch schon in vorindustrieller Zeit gegeben, wobei die damalige Fertigung durch vornehmlich handwerkliche Tätigkeiten gekennzeichnet war. Diese vorindustriellen Betriebs- und Fertigungsformen, zu welchen auch die Messingherstellung und Messingverarbeitung des 16. bis 18. Jh. gehörten, wären streng genommen eher den Manufakturen zuzurechnen. Viele Aspekte der Kupfermeisterepoche und der Frühindustrialisierung werden im Zinkhütter Hof, (Museum für Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte) anschaulich und erfahrbar.


Industrielandschaft Münsterbusch um 1920,
rechts: heutiges Museum Zinkhütter Hof

Eigentlich beginnt die hiesige Metallhüttentradition bereits in frühgeschichtlicher Zeit. Im Bereich der Erzlagerstätten, die sich hauptsächlich im Süden des Stadtgebietes befinden, können keltische Schürftätigkeiten als wahrscheinlich und Bergbauaktivitäten zu römischer Zeit als zweifelsfrei belegt gelten.

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Mittelalterlicher Bergmann oder Zwerg, das ist hier die Frage.
Quelle: Bersch (1898)
Der römische Erzabbau und das daraus resultierende Metallgewerbe führten zwischen dem 1. und 4. Jh. schon zu einer ersten wirtschaftlichen Hochblüte.

Diese frühgeschichtliche Epoche hat nicht nur archäologische Spuren hinterlassen wie beispielsweise den gallo-römischen Tempelbezirk Varnenum zwischen Breinig und Kornelimünster. Sie findet ihren Niederschlag auch in Sagen und Mythen, die noch bis weit ins 20. Jh. als Allgemeingut erzählt wurden, mittlerweile jedoch von der wachsenden Medienfülle verdrängt worden sind. Bei entsprechender Bereitschaft und Neigung, lässt sich jedoch die Zauberwelt der Zwerge und Gnome bei einer Spurensuche im Gelände auch heute noch nachempfinden.

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----- Text: Friedrich Holtz, Fotos: Axel Pfaff -----

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