Alphabet der Heimatkunde

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Inhaltsverzeichnis:

Anfang

Einführung

Vor undenklichen Zeiten

Und so hat es wohl begonnen

Erze und Metalle zur Frühzeit

Die Zeit der Kupfermeister

Kurzübersicht Frühindustrialisierung

Das Rösten der Erze

Die Zinkindustrie

Technische Entwicklungen in der Stolberger Zinkindustrie

Sodaherstellung und Chemische Fabrik Rhenania

Menschen, Technik und Sozialgefüge

Literatur- und Quellenverzeichnis

 

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Vom Messing bis zur Großchemie

Wirtschaftsfaktoren im
Industriestandort Stolberg

Friedrich Holtz
Herausgegeben vom Heimat-
und Handwerksmuseum
Stolberg 1994

 

...und das vordere Licht funkelte
wie ein glücklicher Stern, der
mir den Weg zu den verborgenen
Schatzkammern der Natur zeigte...

Die ganze Gegend ist dadurch
bevölkert und wohlhabend, und
ein blühendes Land geworden.

(Novalis: Heinrich von Ofterdingen)


Vorwort

Gibt es Zufälle in der industriellen Standortentwicklung? Dieser Frage geht der Autor in seinem dritten Buch 'Vom Messing bis zur Großchemie' nach und findet verschiedene Ansatzpunkte. Es werden Zusammenhänge aufgezeigt, die uns heute kaum noch bewusst sind, sich aber zwangsläufig in der jahrhundertelangen Entwicklung eines Standortes ergeben mussten.

Dabei bleiben die natürlichen Vorkommen, und hier vor allem die Erze unserer Heimat, Mittelpunkt der Betrachtung. Mit den Erzen und deren Verarbeitung wird der Bogen auch gespannt zu den beiden schon erschienenen Büchern.

Wir wünschen dem jetzt vorliegenden Beitrag eine mindest ebenso interessierte Leserschaft, wie dies bei den Vorgängerbänden schon der Fall gewesen ist. Der Autor Friedrich Holtz hat mit einer unverwechselbaren Klarheit komplizierte Entwicklungen und Zusammenhänge anschaulich gemacht. Ihm gebührt unsere Anerkennung für seine Abhandlung zur Stolberger Geschichte.

Herzlich bedanken wir uns für die eingegangenen Spenden und Unterstützungen, die uns in unserem Vorhaben bestätigt haben und uns in die Lage versetzten, ein weiteres Buch zu verlegen.

gez.: Dr. Ulrich Glasneck
Vorsitzender des Fördervereins
Heimat- und Handwerksmuseum Stolberg


 

Nachtrag: Das 1994 erschienene Büchlein ist seit mehreren Jahren vergriffen und soll auf diesem Weg wieder verfügbar gemacht werden. Soweit möglich, werden die verwendeten Abbildungen (anders als im Original) in Farbe dargestellt. Fernerhin konnte die vorhandene Infrastruktur des "Alphabets der Heimatkunde" zur Bereitstellung zahlreicher Querverweise (Links) genutzt werden.

Während in der ursprünglichen Fassung in vielen Fällen ganz bewusst auf technische Details (z.B. chemische Formeln) verzichtet wurde, lassen die jetzt eingefügten Querverweise bei Bedarf ein etwas tieferes Einsteigen in einzelne Sachfragen auf sehr bequeme Weise zu.


 

Inhalt

  

Einführung

Angewandt auf gewerbliche bzw. industrielle Ansiedlungen ist mit dem Begriff Standort zwangsläufigerweise weit mehr verbunden als nur eine geographische Ortsangabe. "Standort" impliziert eigentlich immer auch einen gewissen Übereinstimmungsgrad zwischen vorgegebenen Standortbedingungen und branchenspezifischen Bedürfnissen. Insbesondere gilt dies für regional-typische, traditionell erfolgreiche Wirtschaftszweige, deren Entwicklungen oftmals ausschließlich auf lokalspezifische Besonderheiten zurückzuführen sind. Beim Bergbau beispielsweise sind diese Zusammenhänge einsichtig, offenkundig und eigentlich schon deshalb trivial, weil der Abbau irgendwelcher Bodenschätze an den Ort ihrer natürlichen Vorkommen gebunden sein muss. Häufig jedoch ist für die günstige Entwicklung eines Wirtschaftszweiges oder einer Wirtschaftsregion nicht nur die Verfügbarkeit eines einzigen Rohstoffes, sondern ein komplexes Geflecht unterschiedlichster Faktoren bestimmend:

Diese Auflistung beschreibt die Gesamtheit dessen, was wir üblicherweise unter Standortbedingungen verstehen, sicherlich nur unvollständig. Dies liegt weniger daran, dass relevante Punkte möglicherweise nicht aufgeführt wurden; nein, unvollständig bleibt eine noch so detaillierte Aufzählung einfach deshalb, weil die vielfältigen Verknüpfungen und Verflechtungen zwischen den einzelnen Faktoren nicht genügend zum Ausdruck kommen.

Betrachten wir beispielsweise die Wasserkraft, die früher neben der Windkraft und den Pferdegöpeln die einzige Möglichkeit zur Gewinnung mechanischer Energie darstellte, so wird sofort klar, dass zu ihrer technisch sinnvollen Nutzung nicht nur eine entsprechende Wassermenge, sondern auch ein zum Mühlenbetrieb hinreichendes Gefälle der Bachläufe erforderlich waren. Schnell fließende Gewässer mit entsprechendem Gefälle lassen sich jedoch vorwiegend in gebirgigen Gegenden finden, aus deren Topographie sich zwangsläufigerweise Abstriche bezüglich der Verkehrsanbindung ergeben.

Zusätzlich zu den oftmals recht komplexen Standortaspekten ergaben sich mit fortschreitender industriellen Entwicklung weitere Interdependanzen (gegenseitige Abhängigkeiten) zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen in der Art, dass Neben- und Abfallprodukte eines Industriezweiges als Rohstoffbasis für andere, teilweise neu entstehende Industrien genutzt werden konnten.

Wenn unternehmerische Entscheidungen bezüglich Gründung, Aufbau und Erweiterung von Produktionszweigen auch in früherer Zeit sicherlich Gegenstand sorgfältigster Überlegungen waren, konnten sie dennoch nicht auf umfassenden Standortanalysen basieren, sondern waren in hohem Maße den Gesetzen unterworfen, die für evolutionäre Abläufe kennzeichnend sind. Die Gesamtheit der vielschichtigen, regional vorgegebenen Bedingungen bestimmten den Lauf der Entwicklung; natürlicherweise auch abhängig davon, welche Verhältnisse an anderen, konkurrierenden Standorten vorlagen.

Unter Einbeziehung aller relevanten Einflussfaktoren konnten sich im freien Spiel der Kräfte optimale Standorte herausbilden, ohne dass man sich der Bedeutung und Wertigkeit aller Teilaspekte bewusst sein musste. Selbst rückblickend ist eine vollständige Bewertung und Einschätzung der unterschiedlichen Einflussgrößen kaum möglich, da die vielfach miteinander verketteten Wirkungsmechanismen nicht ganzheitlich und quantitativ fassbar sind. Mit Sicherheit aber lässt sich sagen, dass die Stolberger Erzlagerstätten die Entwicklung über Jahrhunderte und in vielfacher Hinsicht entscheidend beeinflusst haben. Und das nicht nur auf dem Gebiet der metallerzeugenden und -verarbeitenden Industrie, sondern indirekt auch in ganz anderen Bereichen, die man auf den ersten Blick überhaupt nicht mit unseren Erzen in Verbindung bringen würde, obschon entsprechende Zusammenhänge zweifelsfrei vorhanden sind.

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