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Inhaltsverzeichnis:

Anfang

Einführung

Vor undenklichen Zeiten

Und so hat es wohl begonnen

Erze und Metalle zur Frühzeit

Die Zeit der Kupfermeister

Kurzübersicht Frühindustrialisierung

Das Rösten der Erze

Die Zinkindustrie

Technische Entwicklungen in der Stolberger Zinkindustrie

Sodaherstellung und Chemische Fabrik Rhenania

Menschen, Technik und Sozialgefüge

Literatur- und Quellenverzeichnis

 

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Die Zinkindustrie

Es dürfte eigentlich hinreichend klar geworden sein, dass die Zinkerzvorkommen unseres Raumes (zusammen mit weiteren Standortfaktoren) die entscheidende Basis für die Entwicklung und für den Erfolg sowohl der Messing- als später auch der Zinkindustrie gewesen sind. Es steht allerdings ebenfalls außer Frage, dass die Aufschließung der Erzmittel und die Erzförderung selbst mit der rasant steigenden Zinkproduktion nicht Schritt halten konnten, und die Erzbasis der Stolberger Vorkommen in ihrer Gesamtergiebigkeit nicht ausreichte, den Bedarf der Stolberger Zinkindustrie zu decken, die sich anschickte, Zink in wirklich großtechnischem, industriellen Maßstab zu produzieren.

Während die Messingindustrie ihren Erzbedarf (Galmei) noch aus lokalen Gruben gedeckt hatte (den Altenberg kann man auf Grund seiner geographischen Nähe noch zu den lokalen Gruben rechnen), war es nunmehr erforderlich, auch Erzmittel aus außerregionalen Lagerstätten einzusetzen.

Die Anfänge allerdings haben auch bei der Zinkherstellung unter ausschließlicher Verwendung Stolberger Ressourcen stattgefunden; und diese Erzressourcen wurden in einer Vielzahl von kleineren und größeren Grubenanlagen gefördert. Zwei dieser Gruben spielten auf Grund ihrer Ergiebigkeit eine besondere Rolle. Es waren dies die Erzgruben Breinigerberg und Diepenlinchen, die in den 50-er und 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts hinsichtlich ihrer Fördermengen als durchaus gleichwertig zu betrachten waren.

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Erzgrube Breinigerberg
Lithographie von Adrien Chanelle

Während das Grubenfeld Breinigerberg gänzlich in Händen der Eschweiler Gesellschaft war, befand sich die Grube Diepenlinchen zu mehr als 75% (49/64 Anteile) im Besitz der Stolberger Gesellschaft. Beide Gesellschaften hatten mit diesen beiden Hauptgruben und weiteren kleineren Abbaufeldern im Stolberger Raum nahezu gleiche und gute Startbedingungen, hier in Stolberg eine Zinkindustrie aufzubauen, die von durchaus überregionaler Bedeutung war und, sieht man von Einbrüchen während der beiden Weltkriege ab, diese Bedeutung bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts beibehalten sollte.

Erzgrube Diepenlinchen

Der Anteil der Stolberger Zinkhütten an die Gesamtproduktion in Deutschland lag für die Zeit bis zum 1. Weltkrieg zwischen 12 und fast 15%. Die beiden im Stolberger Raum ansässigen Gesellschaften erreichten insgesamt sogar einen Produktionsanteil von bis zu über 20%. Was diese Zahlen nun wirklich bedeuten, wird eigentlich erst so richtig klar, wenn man bedenkt, dass Deutschland damals fast 50% der Weltzinkproduktion innehatte. Der 20%-ige Anteil unserer beiden Gesellschaften war also gleichbedeutend mit einem Anteil von nahezu 10% der Weltzinkproduktion.

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Skizze: F. Holtz

Die wichtigsten auswärtigen Gruben
Die bei dieser Entwicklung zwingende Notwendigkeit, die heimische Erzbasis durch außerregionale Quellen zu ergänzen, bekam zuerst die Eschweiler Gesellschaft zu spüren, als in den Kriegsjahren 1870-71 die Förderung in ihrer Hauptgrube Breinigerberg praktisch zum Erliegen kam und dort nur noch verbliebene Haldenbestände aufbereitet wurden.

Interessanterweise aber hat die Stolberger Gesellschaft zuerst damit begonnen, auswärtige Zinkerzgruben zu erwerben, obschon sie mit der Grube Diepenlinchen über die weitaus bessere heimische Erzbasis verfügte, was allerdings zum Zeitpunkt der ersten Neuerwerbungen noch nicht unbedingt absehbar war. Damals, im Jahr 1853 war die Stolberger Gesellschaft durch Fusion mit dem Rheinisch - Westfälischen Bergwerkverein in den Besitz der Ramsbecker Erzgruben gekommen.

Obschon ursprünglich für die Verhüttung in der St. Heinrichshütte (Münsterbusch) vorgesehen, haben die Ramsbecker Erze für die Stolberger Zinkindustrie direkt allerdings kaum eine Rolle gespielt, da der Zinkgehalt zu gering war, als dass sich der Transport nach Stolberg gelohnt hätte. Für die Verhüttung der Ramsbecker Erze wurde in Dortmund eine standortgünstigere Zinkhütte errichtet. Den Betrieb der St. Heinrichshütte auf der fast alleinigen Basis der in Diepenlinchen geförderten Erze wollte man aber auf Dauer dennoch nicht wagen, obschon sich gerade diese Grube sehr gut entwickelte. Man schloss daher 1860 bereits einen Vertrag mit der belgischen Zinkgesellschaft 'Compagnie Royale Asturienne des mines' zur Belieferung der Münsterbuscher Hütte mit belgischer Blende.

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Zinkhütte Münsterbusch.
Quelle: Stolberger Zink AG. (1960): Die Hütten der Stolberger Zink

Im Unterschied zu den Erzfeldern um Ramsbeck, sind zwei andere Erzabbaugebiete für die Versorgung der Stolberger Zinkhütten von großer Bedeutung gewesen. Es waren dies die Zinkerzvorkommen östlich von Köln (insbesondere um Bensberg) und die Lagerstätten an der unteren Lahn. Einen Zugriff auf den Abbau in diesen Gebieten verschaffte sich zuerst die Eschweiler Gesellschaft 1873 durch Fusion mit der Gewerkschaft Holzappel, was angesichts der Entwicklung ihrer bis dahin wichtigsten Grube Breinigerberg und zum weiteren Betrieb der Zinkhütte Birkengang auch bitter nötig war. Die beiden wichtigsten Erzförderanlagen der Eschweiler Gesellschaft waren damals die Grube Holzappel an der Lahn und die Grube Weiß bei Bensberg.

Aber auch die Stolberger Gesellschaft erwarb ab 1876 einige Zinkerzgruben in der Gegend östlich von Köln, wovon die Gruben Silistria (bei Siegburg) und Bergsegen (bei Bensberg) die ergiebigsten und bedeutendsten waren. Obschon das Stolberger Unternehmen bereits 1876 auch die Grube Mühlenbach bei Koblenz gekauft hatte, war sein Förderanteil im Bereich der unteren Lahn eher unerheblich. Das änderte sich erst, als die Stolberger Gesellschaft 1909 mit dem Emser Blei- und Silberwerk fusionierte. Hierdurch gelangte man u.a. in den Besitz der Grube Merkur bei Bad Ems, die als die ergiebigste auf dem Emser Gangzug überhaupt galt. Insbesondere die Blendeführung war außergewöhnlich reich mit Mächtigkeiten von 4 - 6 Metern, wobei in Weitungen stellenweise 8 Meter erreicht wurden. Erwähnenswert ist ebenfalls noch die Grube Rosenberg bei Braubach am Rhein, kurz bei der Lahnmündung gelegen.

Ein weiteres Abbaugebiet, die badischen Zinkerzlagerstätten bei Wiesloch nämlich, begann nach der Jahrhundertwende für die Stolberger Zinkindustrie ebenfalls interessant zu werden. Obschon die Eschweiler Gesellschaft die Gruben bereits 1877 erworben hatte, wurde erst 1905 in der Grube 'Ernst' mit Aufschlussarbeiten begonnen, wobei man zunächst auf ein Galmeilager stieß. Ein Grubenbetrieb in größerem Umfang fand allerdings erst ab 1919 statt. Der Erztyp wechselte auch hier zunehmend von Galmei nach Zinkblende. Die Ergiebigkeit der Erzmittel war letztlich so gut, dass die Wieslocher Gruben von der Stolberger Gesellschaft nach Fusion mit dem Eschweiler Unternehmen noch bis nach 1950 betrieben wurden.

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Bleiglanz in Schalenblende
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Schalenblende
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Schalenblende
Wieslocher Erze.
Sammlung u. Fotos: F. Holtz

Erwähnenswert wäre schlussendlich noch die Tatsache, dass beide Gesellschaften ebenfalls Grubenbesitz in Spanien hatten, wo allerdings überwiegend Bleierze gefördert wurden.

Neben den Erzmitteln aus eigenen Gruben wurden sehr früh schon (ab 1853) und je nach Bedarf auch Erze auf dem Weltmarkt zugekauft. Wenn die Fremderzbeschaffung nicht über Handelsorganisationen, sondern direkt von Grubenunternehmungen erfolgte, war häufig eine Vertragsform üblich, die für die Hütten das so genannte 'Risiko des Quantums' beinhaltete. Für einen bestimmten ausgehandelten Preis erhielt der Kunde nicht eine festgesetzte Erzmenge, sondern einen bestimmten Teil der Gesamtförderung.

Die dritte Gesellschaft
Neben den beiden großen, bereits ausführlich erwähnten Zinkproduzenten (Stolberger- und Eschweiler Gesellschaft) hat es noch ein weiteres, allerdings weniger bedeutendes Zinkunternehmen im Stolberger Raum gegeben, das lediglich ein gutes Jahrzehnt bestanden hat und anfangs unter dem Namen Kommanditgesellschaft Bredt & Co firmierte. Von 1851 bis 56 bestand dann als Nachfolgegesellschaft die "Allianz Anonyme Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetriebe bei Stolberg", kurz "Allianz" genannt. Die hierzu gehörende Zinkhütte Steinfurt wurde von 1856 bis 59 von der Badischen Zinkgesellschaft Mannheim betrieben.

Wie in den 50-er Jahren (noch) üblich, basierte der Betrieb auch dieser Hütte auf heimische Erzmittel, die in den Gruben Albert und Zufriedenheit - beide im Bereich der Burgholzer Mulde gelegen - gefördert wurden. Zusätzlich hierzu war aber auch das Abbaugebiet Büsbacherberg - Brockenberg fast vollständig im Besitz der Allianz. Gerade in diesem Grubenfeld hatten zur Zeit des vorindustriellen Erzabbaus reiche Galmeivorkommen gelegen, und hier hatte man damals auch eine der größten Pingen im Stolberger Raum angelegt. Auf Grund der äußerst ergiebigen Erzmittel, die im oberflächen- nahen Bereich angestanden hatten, und ermutigt durch den guten Erfolg mit den tiefer niedergebrachten Grubenbauen sowohl von Breinigerberg als auch von Diepenlinchen, hatte man im vorigen Jahrhundert gerade im Bereich Büsbacherberg - Brockenberg ebenfalls tiefer liegende Primärerz- Lagerstätten vermuten und erwarten können.

Daher entschloss man sich 1846, ausgehend von der Talsohle des Vichtbachs, einen Stollen bis unterhalb Büsbach vorzutreiben, der von dort aus bis zum Brockenberg fortgeführt werden sollte. Dieser insgesamt 1800 m lange Stollen sollte die erhofften Erzmittel erschließen und eine Ableitung der zufließenden Grubenwässer ermöglichen. Gleichzeitig wurden zwei Schächte, der Luciliaschacht auf dem Büsbacherberg und der Lillaschacht auf dem Brockenberg abgeteuft. Nachdem beide Schächte die vorgesehene Stollensohle erreicht hatten, stellte sich allerdings heraus, dass die Lagerstätte nicht abbauwürdig war. Der Stollenvortrieb wurde bei einer erreichten Länge von 310 m aufgegeben.

Die Allianz hatte somit erhebliche Finanzmittel eingebracht, ohne damit einen Gewinn oder eine Verbreiterung ihrer Erzbasis erzielt zu haben. Von diesem Rückschlag konnte sich die relativ kleine Gesellschaft nicht wieder erholen, und auch die von der Badischen Zinkgesellschaft übernommene Hütte Steinfurt blieb nur bis 1859 in Betrieb. Die dort produzierten Zinkmengen nahmen sich während der gesamten Betriebszeit im Vergleich zu den Großhütten Birkengang und Münsterbusch recht bescheiden aus.

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