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Inhaltsverzeichnis:

Anfang

Einführung

Vor undenklichen Zeiten

Und so hat es wohl begonnen

Erze und Metalle zur Frühzeit

Die Zeit der Kupfermeister

Kurzübersicht Frühindustrialisierung

Das Rösten der Erze

Die Zinkindustrie

Technische Entwicklungen in der Stolberger Zinkindustrie

Sodaherstellung und Chemische Fabrik Rhenania

Menschen, Technik und Sozialgefüge

Literatur- und Quellenverzeichnis

 

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Vor undenklichen Zeiten

Entstehung der Grundlagen
Auf der Suche nach den Grundlagen des Standortes Stolberg, wobei in diesem Fall der Begriff Grundlagen durchaus wörtlich zu nehmen ist, auf dieser Suche müssen wir uns weit zurück in die erdgeschichtliche Vergangenheit begeben. Hierzu schieben wir doch den Alltag vielleicht einmal einfach beiseite und lassen uns von unseren Urlaubserinnerungen hinwegtragen; irgendwohin ans Meer, in eine leichte Dünung kurz hinter der Brandungszone...

(Bilder bitte anklicken)
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Foto: F. Holtz

Die endlose Weite des Meeres wird von einem herannahenden Wellenberg unterbrochen um dann, auf dem Scheitelpunkt der Welle, erneut sichtbar zu werden. Mit dem so freigegebenen Blick wird nicht nur der ferne Horizont wieder wahrnehmbar, sondern auch das nächste Wellental erscheint im Blickfeld. Ein erneutes Abtauchen in dieses Wellental kann mit größter Gelassenheit hingenommen werden, da der Blick mit dem Herannahen des nächsten Wellenberges wieder freigegeben wird, um dann erneut in das darauf folgende Tal abzugleiten. Aber wie oft der Blick durch benachbarte Wellenberge auch verdeckt sein mag, er wird immer und immer wieder mit größter Selbstverständlichkeit emporgehoben und ist dann nur noch durch den Dunst der Ferne begrenzt.

Auch das Meer scheint von dieser Selbstverständlichkeit überzeugt und schickt mit größter Gelassenheit Welle auf Welle in scheinbar unendlicher, regelmäßiger Folge. Diese sowohl ruhige als auch beruhigende Monotonie des gleichmäßigen Wechsels bleibt völlig unbeeindruckt vom Ablauf der Tage, Wochen, Monate und Jahre. Während tagsüber der ferne Horizont als Anhaltspunkt für den gleichförmigen Wechsel zwischen Wellenberg und Wellental dient, deutet in den tropisch-warmen Nächten das kurzzeitige Verschwinden der tiefer stehenden Sterne die herannahenden Wellenberge an.

Bei dem Versuch ein derartiges Szenarium zu beschreiben, müsste nach heutigen Vorstellungen eigentlich das strahlende 'Kreuz des Südens' Erwähnung finden, welches in seiner nächtlichen, strahlenden Pracht den Nachthimmel krönen sollte. Dieses so berühmte Sternbild jedoch steht in keinerlei Bezug zu den geographischen Gegebenheiten unseres angenommenen Handlungsortes. Unsere Schilderung müsste sehr viel eher das knapp über dem Horizont stehende Sternbild des 'Großen Wagens' erwähnen, das immer wieder beim Durchlaufen der scheinbar ewig wiederkehrenden Wellentäler teilweise verdeckt wird.

Tropisches Flachmeer
Obwohl selbst bei klaren Tagen kein Land an irgendeiner Stelle des Horizonts auftaucht, müssen wir uns im küstennahen Bereich eines Festlandsockels befinden. Auch wenn der Meeresgrund nicht zu erkennen ist, kann es sich nur um ein Flachmeer handeln, da sich im warmen und klaren Wasser riesige Korallenriffe gebildet haben. Die Lebewesen, die für diese Riffbildungen verantwortlich sind, gedeihen nicht in der dunklen Tiefsee und benötigen zu ihrer Entwicklung eine Lichtintensität, die nur in Flachmeeren gegeben ist.

Stellenweise reichen die Riffbildungen bis dicht an die Wasseroberfläche, so dass das eintönige Auf und Ab der Wellenbewegung gestört wird und sich leichte Schaumkronen an den Wellenkämmen bilden. Diese Schaumkronen breiten sich bei tropischen Gewitterstürmen über die ganze endlose Weite des Ozeans aus. Die Wellen beginnen, sich zu überschlagen bis der Eindruck einer tosenden, kochenden See entsteht. Aber nach Abflauen des Sturmes wird auch das Meer wieder ruhiger bis sich wiederum die eintönige Monotonie der gleichförmig wiederkehrenden Wellen mit ihrem scheinbar ewigen Auf und Ab einstellt.

Der Eindruck der zeitlosen Ewigkeit jedoch täuscht, denn die scheinbar unablässig herannahenden Wellen müssen irgendwann ausgeblieben sein, da die Korallenriffe heute nicht mehr mit Wasser bedeckt sind. Das blühende Leben, das vor undenklichen Zeiten die gesteinsbildenden Kalkgerüste der riesigen Korallenbänke in beständiger Beharrlichkeit aufgebaut hat, dieses Leben ist heute zu Stein erstarrt. Die damals entstandenen, mächtigen Kalksteinformationen bestimmen heute das Erscheinungsbild unserer Heimatregion und haben die lokalgeschichtliche Entwicklung seit der Frühzeit maßgeblich und in vielfältiger Weise beeinflusst.

Paradoxerweise geht die scheinbar statische Monotonie der geschilderten Verhältnisse in unserem längst vergangenen Flachmeerbereich auf dynamische Vorgänge zurück, die sich in ihren Auswirkungen zu einem Gleichgewichtszustand verbanden, dessen Vollkommenheit nur in der unberührten Natur vergangener Zeiten erreichbar war und heute nur noch in weit entlegenen ozeanischen Regionen zu beobachten ist. Der Meeresboden sank unmerklich, aber über fast nicht vorstellbar lange Zeiträume in grundlose Tiefen ab. Gleichzeitig bauten die Korallenkolonien in dem für sie einzig möglichen, lichtdurchfluteten Lebensraum kurz unter der Wasseroberfäche stetig und immer wieder neue, kalkige Behausungszellen auf. Die überlagerten, langsam absterbenden Riffteile versanken zusammen mit sonstigen Ablagerungen in immer dunklere Tiefen.

Der in äußerst geringer Konzentration im Wasser gelöste, aber allgegenwärtige Kalk begann sich langsam an den im Meereswasser befindlichen Schwebstoffteilchen anzulagern. Hierdurch wurden diese immer schwerer, bis sie sich als kleine Kalkkügelchen am Meeresgrund absetzten und dort im Laufe von Jahrmillionen zunächst ein Lockermaterial ganz beachtlicher Mächtigkeit bildeten, aus dem dann später beispielsweise der Oolith (Eier-stein) des Jungfernsteins gegenüber der Bleihütte entstand.

In anderen Bereichen unseres Flachmeeres wurden im Laufe der Zeit eingeschwemmte Sandkörner, die wiederum damals schon eine fast unendlich lange Entstehungsgeschichte hinter sich hatten, zu ebenfalls bemerkenswerter Mächtigkeit sedimentiert und bildeten das Grundmaterial unserer heutigen Grauwacke.

Lebensspuren längst vergangener Epochen
Der bereits erwähnte, im Wasser gelöste Kalk ließ nach und nach feste Brücken aus mikroskopisch kleinen Kalkspatkristallen zwischen den einzelnen Körnern der abgelagerten Sandmassen und zwischen den sedimentierten Kalkkügelchen entstehen. Die so beginnende Verkittung zwischen den einzelnen Kornelementen war der Anfang einer Umbildungskette, die aus dem sich absetzenden Lockermaterial im Laufe undenklicher Zeiten festen Stein machen sollte. Mit eingeschlossen und eingebettet in dieses Lockermaterial wurden auch lebende bzw. abgestorbene Organismen der damaligen Zeit, deren Hartteile als versteinerte Fossilien die Zeiten überdauert haben und heute von Lebensformen und Lebensbedingungen längst verflossener, erdgeschichtlicher Epochen künden. Die wohl spektakulärsten Vertreter damaligen Lebens dürften die Brachiopoden gewesen sein, die in ihrem Erscheinungsbild den Muscheln sehr ähnlich sind, und die in beachtlicher Artenvielfalt unser Flachmeer bevölkert haben. Die Schalen gut erhaltener Exemplare zeigen die zeitlose Schönheit von Lebensindividuen, die im Laufe einer unvorstellbar langen Geschichte im Fels erstarrt sind.

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Foto: F. Holtz

Die kontinuierlich in grundlose Tiefen der Erdschale absinkenden Sedimente, die im Laufe einer langen Entwicklung zu Kalkstein umgebildet werden sollten und in späteren erdgeschichtlichen Epochen von weiteren Ablagerungen anderer Zusammensetzung überlagert wurden, akkumulierten zu einer gewaltigen Gewichtsmasse. Die bereits tief abgesunkenen Sedimentationsmassen wurden zunehmend höheren Drücken ausgesetzt, so dass das Gefüge immer weiter verdichtet wurde und aus dem bereits leicht verkitteten Lockermaterial fester, harter und kompakter Stein entstand.

Falten und Störungen
Während sich die bisher beschriebenen Vorgänge in der Devonzeit, vor rund 380 Millionen Jahren abgespielt haben, wurden im späteren Verlauf der erdgeschichtlichen Entwicklung die verfestigten Gesteinsmassen langsam wieder emporgehoben. Das hierfür verantwortliche tektonische Kräftefeld bewirkte nicht nur eine Anhebung, sondern auf Grund seitlich wirkender Kraftkomponenten auch eine Deformation und Auffaltung der ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten.

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Skizze: F. Holtz

Zusammen mit der Hebung und Auffaltung der abgesunkenen, unterschiedlich verfestigten Schichten wurde auch der Einfluss der Verwitterung wirksam. Die jüngeren, noch kaum verfestigten Ablagerungen wurden durch abfließende Niederschläge recht schnell hinweggeschwemmt. Aber auch die härteren Gesteinsschichten begannen unter dem Einfluss von Niederschlägen, Fließwässern, Frost und Wind langsam zu verwittern.

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Gebirgsfalte in nahezu modellhafter
Ausbildung am nördlichen Ortseingang von Vicht.
Foto: F. Holtz

Hierbei wurde der Verwitterungsgrad nicht nur durch die Härte der anstehenden Gesteine bestimmt, sondern war weitgehend auch davon abhängig, in welchem Maße die Verwitterungsmechanismen lokal angreifen konnten. Die durch Auffaltung entstandenen Kuppen und Höhenzüge waren den Verwitterungseinflüssen in weit höherem Maße ausgesetzt als geschützte Tallagen. Hieraus ergab sich eine bevorzugte Abtragung in den exponierten Zonen und eine gewisse Einebnung des Faltenprofils.

Skizze
Skizze: F. Holtz

Diese ungleichmäßige, selektive Abtragung hatte nicht nur eine Einebnung zur Folge, sondern auch ein Anschneiden der übereinander lagernden Sedimentschichten, die vor Jahrmillionen abgesunken und mittlerweile zu festem Stein geworden waren. Mit fortschreitender Verwitterung wurden einzelne Gesteinslagen entsprechend des aufgefaltenen Schichtenverlaufs freigelegt, so dass diese Schichtfolgen an der neu gebildeten Oberfläche als weiträumige, streifenförmig verlaufende Zonen unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit in Erscheinung traten. Auch die zwischenzeitlich überlagert gewesenen Kalksteinbildungen kamen jetzt wieder zutage und bildeten topographisch recht auffällige Höhenrücken, die sich von jenseits des Maastales bis hin zum Rand des Kölner Tieflandes erstrecken.

Manchmal bewirkten die erwähnten tektonischen Kräfte nicht nur eine Auffaltung, sondern auch ein Bersten der Gebirgskörper. An den Bruchstellen wurden die Gesteinsschichten gegeneinander verschoben, so dass die ursprüngliche Abfolge der sedimentierten Gesteinsschichten in ihrem Verlauf durch vertikalen bzw. horizontalen Versatz gestört wurden.

Skizze
Skizze: F. Holtz

Auf Grund der Verschiebungen bildeten sich im Bereich dieser so genannten Störungszonen Spalten, Risse und Klüfte, die eine Lockerung und Schwächung der Gebirgskörper bewirkten. Teilweise zeigen diese Bruchzonen eine recht weiträumige geographische Erstreckung. Die beiden Hauptstörungen (Münstergewand im Westen und Sandgewand im Osten von Stolberg) lassen sich bis zum Niederrhein verfolgen und verlaufen in unserem Gebiet querschlägig zu den aufgefaltenen Kalksteinzügen.

Der Verlauf dieser Störungszonen und das unterschiedliche Verwitterungsverhalten der freigelegten Schichten trugen nun beide zur weiteren Entstehung der topographischen Landschaftsgliederung bei. Die Fließgewässer fanden einerseits in den gelockerten Bereichen der Störungszonen und andererseits entlang der freigelegten Schichtverläufe Ansatztpunkte, sich in die aufgefaltene Gebirgslandschaft einzugraben, so dass sich die Taleinschnitte entweder an den Verlauf der Schichtung orientieren oder mit dem Verlauf der Störungszonen identisch sind.

Sumpfige Küstenregion
In der nördlich angrenzenden Region des Indebeckens kam es in der Karbonzeit, vor ca. 320 Millionen Jahren wiederum zu einer langsamen Absenkung des Untergrundes, welche ebenfalls über Jahrmillionen andauerte. Diesmal jedoch entstand in diesem Bereich kein von Korallenriffen besetztes Flachmeer, sondern eine sumpfige Küstenlandschaft. Während der Boden unmerklich aber beständig absank, wurde vom südlichen Festland (dem heutigen Vennsattel) Verwitterungsschutt angeschwemmt. Bei feucht-warmem, tropischem Klima bildeten sich in dieser sumpfigen Küstenregion ausgedehnte Waldmoore von üppiger Vegetation aus. Auch diese Waldmoore sanken kontinuierlich ab in grundlose Tiefen, wobei sich an der Oberfläche auf der Grundlage vertorfender Pflanzenreste immer wieder nachwachsende Vegetationsdecken bildeten. Zwischenzeitlich wurden die so entstandenen Torfmassen wiederholt von angeschwemmtem Verwitterungsschutt überdeckt, der mit zunehmender Mächtigkeit und über undenklich lange Zeiträume die abgestorbene Biomasse verdichtete und verfestigte.

Hieraus sind dann im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung die Steinkohlenflöze des Indebeckens entstanden, die sich von Eschweiler über Steinfurt und Atsch bis zum Kohlbusch erstreckten, und die zur Zeit der beginnenden Industrialisierung für den Standort Stolberg mit von entscheidender Bedeutung werden sollten.

Das geologische Schlüsselereignis
Neben den geschilderten landschaftsbildenden Prozessen hat es aber im Laufe der langen Erdgeschichte auch andere geologische Ereignisse gegeben, die ebenfalls entscheidend gewesen sind für die spätere humangeschichtliche Entwicklung in unserer Region; für eine Entwicklung also, die irgendwann in grauer, vorgeschichtlicher Zeit begann, und dennoch als allerjüngste Vergangenheit zu betrachten ist, wenn, ja wenn man sie in Relation setzt zu den geologischen Zeitfolgen, innerhalb derer der Entwicklungsrahmen gesetzt worden war, lange noch bevor der Mensch hier in unserem Raum einwanderte bzw. aus der Evolutionsgeschichte überhaupt irgendwo auftauchte. Ein in diesem Sinne aufzufassendes Schlüsselereignis spielte sich in unserer Region vor ungefähr 200 Millionen Jahren ab.

Damals bereits hatten sich die beschriebenen Störungen mit ihren Kluft- und Spaltsystemen in den aufgefaltenen Gebirgsstöcken ausgebildet und für eine Lockerung der Gebirgskörper entlang der Störungszonen gesorgt. Das oben angedeutete Schlüsselereignis wurde durch das Auftreten vagabundierender, wässriger Erzlösungen eingeleitet, deren Herkunft nicht gänzlich geklärt ist. Diese Erzlösungen sind dann in die Kluftsysteme eingedrungen, konnten hier mit dem Kalkstein reagieren und haben ihren Mineralgehalt in Form von Zink- Blei- Erzen abgelagert.


Skizze: F. Holtz

Diesen Vorgang hat man sich als schubweise Abfolge mehrerer Bildungsphasen vorzustellen, wobei eine Vielzahl von Erzschichten oder Erzschalen entstanden ist.

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Eine Schalenblende vom Hammerberg: Der schalige Aufbau, der auch für die
Namensgebung verantwortlich war, ist hier deutlich zu erkennen. Foto
: F. Holtz

Unmittelbar nach Entstehung dieser "Schalenblende" begann diese, von der Erdoberfläche ausgehend, zu verwittern (Oxydationszone), so dass neben dem Primärerztyp Schalenblende das Sekundärerz Galmei entstand. Somit bildeten sich oberflächen-nahe Galmeilager, die für einen Abbau bestens geeignet waren, die daher schon sehr früh in der Geschichte genutzt worden sind und die einen prägenden Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte unseres Raumes ausgeübt haben.

Skizze
Skizze: F. Holtz

Die so entstandenen Erzlager sind nicht nur für den Wirtschaftsbereich der Metallgewinnung und -verarbeitung bestimmend gewesen, sondern haben in jüngerer Vergangenheit - auf technologischen Umwegen sozusagen - Entwicklungsimpulse für andere Wirtschaftszweige gegeben, die erst bei näherem Hinsehen einen Zusammenhang mit den Erzvorkommen und den lokalspezifischen Lagerstättenverhältnissen erkennen lassen.

Das geologische Geschehen geht weiter
Die vielfältigen geologischen Wirkungsmechanismen, die für die Ausbildung der Entwicklungsgrundlagen unserer Region verantwortlich waren und die das Erscheinungsbild unserer Landschaft über Jahrmillionen geprägt haben, sind natürlich auch heute noch wirksam. Die lehmig-braunen Eintrübungen von hochwasser-führenden Bächen sind sichtbares Zeichen einer auch heute noch stattfindenden Erosion und lassen den Einfluss fortdauernder Dynamik in der erdgeschichtlichen, landschaftsbildenden Entwicklung deutlich erkennen.

Der subjektive Eindruck eines statisch vorgegebenen Landschaftsbildes ergibt sich aus der Tatsache, dass die Dynamik der erdgeschichtlichen Entwicklung so unsäglich langsam abläuft und sich über Zeiträume erstreckt, die jenseits unserer - von Maßstäben des alltäglichen Lebens geprägten - Vorstellungskraft liegen.

Selbst die Bildung von durchaus eindrucksvollen Faltenformationen wäre, hätte damals bereits Leben existiert, kaum wahrnehmbar gewesen, wenngleich das Erscheinungsbild derartiger Faltungen - wie vorher gezeigt - doch recht dramatische Veränderungen in der Erdkruste suggeriert. Allerdings könnte man davon ausgehen, dass die Faltungen und Verschiebungen von Erdbeben begleitet waren, die jedoch durchaus auch nicht heftiger oder häufiger gewesen sein müssen, als die Erschütterungen, die heute noch in unserem Raum sporadisch auftreten.

In der Tat kann man selbst dann nicht von signifikanten Änderungen im topographischen Landschaftsbild ausgehen, wenn man den Beobachtungszeitraum bis zu den frühen Epochen der humangeschichtlichen Entwicklung unseres Raumes ausdehnt. Römer, Kelten und selbst noch frühere, vorgeschichtliche Volksstämme haben also das gleiche Landschaftsrelief vorgefunden, wie es sich uns auch heute noch darstellt; obschon die geologischen, landschaftsbildenden Wirkungsmechanismen während des gesamten Zeitraums aktiv waren.

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